London/Wien. „Schinkenklatschen-Süd“ als Schenkelklopfer: Eine ziemlich schräg ins Deutsche übersetzte Karte der Londoner U-Bahn Tube macht Furore.

Der „Piccadilly Circus“ ist der „Nimm-Dill-Zirkus“, „Heathrow“ die „Heidenreihe“, „Clapham South“ heißt „Schinkenklatschen Süd“ – und aus der „Liverpool Street“ wird die „Leberbecken Straße“: Der österreichische U-Bahn-Fan und Autor Horst Prillinger hat auf einer Karte alle Stationen der Londoner U-Bahn ins Deutsche übersetzt.

Mit seinen oft wortwörtlichen Jux-Übertragungen trifft er auch den englischen Humor. Die Tube auf Deutsch ist gerade ein viraler Erfolg – nicht zum ersten Mal.

Seit diesen Mittwoch vier E-Mails wegen seiner U-Bahn-Karte – Prillinger hat spätestens daran gemerkt, dass seine Ulk-Aktion im Netz gerade mal wieder die Runde machte. Die Zugriffszahlen auf seinen Blog belegten es dann: Zigtausende Zugriffe jeweils am Mittwoch und Donnerstag.

Lieblingsstation? – „Gemeinsames Schinkenklatschen“

Seine Lieblingsübersetzungen? Unserer Redaktion verriet er: „Ich schwanke zwischen ,Gemeinsames Schinkenklatschen`(Clapham Common) und ,Hundslangsam’ (Hounslow). ,Schnittiges Hemd für das maritime Gründorf’ (Cutty Sark for Maritime Greenwich) hat aber auch einen ganz besonderen Reiz.“

An diesen Beispielen wird deutlich: Der Wiener, der eine Zeitlang in Großbritannien gelebt hat, setzt nicht unbedingt Schulenglisch ein und hat sich beim Übersetzen vielfach inspirieren lassen. Manchmal war es der Klang – so wurde aus Ruislip „rice lip“ oder eben im Deutschen „Reislippe“. Er bediente sich aber auch des Buchs „What`s in a name?“, das den Ursprüngen der Stationsnamen nachgeht.

„Ich habe auch lange darüber nachgedacht, ob ich ,ham’ wirklich konsequent mit ,Schinken’ übersetzen sollte und nicht, wie es eigentlich korrekt wäre, mit ,heim’. Bei der Endung ,-ton’ habe ich ja zwischen ,Tonne’ (Beckton) und der korrekten Übersetzung ,Hof’ geschwankt. Aber irgendwie war dann ,Schinkenklatschen’ (Clapham) doch um einiges lustiger als ,Klatschheim’.“

Karte bereits 2004 erstellt

Das sehen auch die Briten so. In sozialen Netzwerken überschlagen sich Nutzer mit Lob. „Brillant“, lobt eine Historikerin das „Genie“. „Das Beste, was Du heute im Internet finden wirst“, findet ein anderer. Manche Briten machen daraus die Frage, wie London aussehen würde, wenn Deutschland den Krieg gewonnen hätte.

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Dabei gibt’s die Karte schon seit April 2004. „Ich habe zwischen 2004 und 2006 ein paar der Stationsnamen nachgebessert, aber ansonsten ist die Karte seither unverändert“, sagt Prillinger. „Ich dachte, mir würden teilweise noch bessere Begriffe einfallen, aber dann war irgendwann die Zeit futsch, um mir den Kopf darüber zerbrechen zu können.“

„Sieben Schwestern“ und „Sieben Hirten“

Offenbar ist sein Werk aber zeitlos: „Wie oft das seither viral gegangen ist, kann ich nicht sagen. Aber mein Eindruck ist, dass das alle zwei bis drei Jahre passiert.“ Groß war es jedenfalls 2011, als die „Times“ und der „Evening Standard“ darüber berichteten.

Dem „Evening Standard“ hat Prillinger auch erzählt, wie es eigentlich dazu kam: Er hatte für seine seit 1997 bestehenden Seiten über die Wiener U-Bahn die Stationsnamen ins Englische übersetzt – ebenso launig. Als er die Station „Siebenhirten“ zu „Seven Shepherds“ machte, fiel ihm die Londoner Station „Seven Sisters“ ein: Inspiration, auch diese Karte an zu gehen.