Berlin/Kopenhagen. Erneut werden in einem Zoo in Dänemark gesunde Tiere eingeschläfert. Die Begründung klingt sachlich, die Aufregung ist dennoch groß.

Die Reihe außergewöhnlicher Tötungen von Tieren in dänischen Zoos reißt nicht ab. Erst traf es Giraffen, dann Löwen, nun Braunbären. Sie alle mussten sterben, weil ihnen die Zoos keine artgerechte Haltung bieten konnten. Es ist ein ewiger Aufreger für manche Tierliebhaber – da können die Bemühungen der Zoos um eine lebenswerte Umgebung noch so engagiert sein. Wenn dann auch noch kerngesunde Zootiere aus formalen Gründen getötet werden, kennt die Empörung vor allem in sozialen Netzwerken kein Halten mehr. Aber auch von professioneller Seite kommt Kritik an dem Vorgehen.

Zuletzt war es nun der Zoo im dänischen Aalborg, der für Aufsehen sorgte. Auf seiner Facebook-Seite gab er dieser Tage bekannt, dass er ein in die Jahre gekommenes Braunbärenpärchen im Alter von 20 und 21 Jahren hatte töten lassen. Begründung: Ihre Anlage sei nicht mehr zeitgemäß gewesen, die Tiere hätten sich gelangweilt.

Auf der Facebook-Seite hagelt es hasserfüllte Kommentare

„Unser Gehege bietet Braunbären nicht die Möglichkeiten, die sie in der Natur haben. Sie können keine Steine wenden oder nach Futter suchen. Sie können sich nicht so verhalten, wie es Bären normalerweise tun“, erklärte der verantwortliche Tierpfleger Frank Orloff Thomsen im Sender TV2. „Wir werden stetig klüger beim Tierwohl“, begründete der Zoo die Bärentötung offiziell. „Mit dem Wissen, das wir heute über Bären haben, müssen wir zu dem Schluss kommen, dass unser Bärengehege nicht mehr zeitgemäß ist“, heißt es da. Und weiter: „Wir wissen, dass die Nachfrage nach alten und nicht mehr fortpflanzungsfähigen Bären sehr gering ist.“

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    Das Bärenpaar würde anderswo nur „genetisch wichtigen“ Zuchttieren den Platz wegnehmen. Der Zoo erklärte zudem, dass die Bären nach ihrem Tod nun wichtiger wissenschaftlicher Forschung zur Verfügung stünden. Unter der Facebook-Nachricht sammelten sich reihenweise teils hasserfüllte Kommentare – viele aus Deutschland. Die Kommentatoren akzeptierten die Begründung nicht. Sie werfen dem Zoo vor, er sei seiner Verantwortung für die Bären nicht nachgekommen.

    Große Tiere sollen durch kleinere ersetzt werden

    Weil die Regeln für Aufenthalt und Zucht von Tieren in dänischen Zoos immer schärfer werden, müssen immer wieder gesunde Tiere ihr Leben lassen. Die Zoos sollen große Tiere, durch kleinere, die angeblich weniger Auslauf brauchen, austauschen. Besonderes Aufsehen erregte 2014 die Giraffe Marius im Zoo von Kopenhagen.

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      Marius wurde aus Platzgründen eingeschläfert, öffentlich zerstückelt und vor schockierten dänischen Kindern an die Löwen verfüttert. Auch damals wurde gesagt, ein Umzug in einen anderen Zoo sei unmöglich. In diesem Fall, weil aufgrund der Gene der Giraffe Inzucht gedroht hätte. Kurz darauf wurden das 16 Jahre alte Löwenmännchen Oleg und seine 14 Jahre alte Partnerin getötet – danach ihre zwei erst zehn Monate alten Löwentöchter. Wegen Platzmangel. Nur verfüttert wurden die vier Raubkatzen nicht.

      Ungenügendes Gehege kein vernünftiger Grund zum Töten

      Zootiere zu beseitigen sei eine normale Angelegenheit, erklärte Zoodirektor Steffen Straede. „Es nützt nicht, uns die Tierwelt wie in einem Disney-Film vorzustellen. Das ist nicht die Wirklichkeit“, sagte er. Beim Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) mit Mitgliederzoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz klingt das etwas anders.

      Aus ihrer Sicht sei „die Tötung von Tieren aufgrund eines nicht zeitgemäßen Geheges nicht nachvollziehbar“, sagt Julia Kögler, stellvertretende VdZ-Geschäftsführerin. Ein ungenügendes Gehege sei laut deutschem Tierschutzrecht kein vernünftiger Grund zum Töten eines Wirbeltieres.

      Einrichtungen des Verbandes töteten deshalb keine Tiere aus diesem Grund. „Stattdessen wird stetig in die Weiterentwicklung der Tieranlagen investiert“, sagt Kögler. Zusätzlich werde das Angebot für die Beschäftigung der Tiere fortlaufend ausgebaut. Davon hat man natürlich trotz allem auch in Aalborg schon gehört: Kurz nach der Nachricht von der Tötung der Bären veröffentlichte der Zoo ein Video davon, wie die Löwen mit Seifenblasen unterhalten werden.