Oslo/Stockholm. Am Todestag von Preisstifter Alfred Nobel werden die Nobelpreise übergeben. Besonders interessant wird das wohl in Oslo.

  • Am Todestag von Preisstifter Alfred Nobel werden die Nobelpreise übergeben
  • Besonders interessant wird das wohl in Oslo

In Oslo und Stockholm werden an diesem Sonntag die diesjährigen Nobelpreise verliehen. Die Preisträger in den sechs Kategorien nehmen die Auszeichnungen bei Zeremonien persönlich entgegen.

Im schwedischen Stockholm treffen sie dabei König Carl XVI. Gustaf. Größere Aufmerksamkeit jedoch dürfte die Verleihung des Friedensnobelpreises im norwegischen Oslo auf sich ziehen.

Hiroshima-Überlebende nimmt Preis entgegen

Hier bekommt die Anti-Atomwaffen-Kampagne Ican die weltweit wohl bedeutendste Auszeichnung für ihre „bahnbrechenden Bemühungen um ein vertragliches Verbot solcher Waffen“.

Große Freunde bei ICAN über Friedensnobelpreis

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    Entgegennehmen wird den Preis eine Überlebende des US-Atombombenangriffs auf Hiroshima. Die 85-jährige Setsuko Thurlow soll zusammen mit Ican-Direktorin Beatrice Fihn auf die Bühne gehen. Weitere Überlebende sowie Menschen, die Atomtests erlebt haben, wollen im Publikum sitzen.

    Westliche Atommächte reagierten reserviert

    Ican hatte maßgeblich am UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen mitgewirkt, der im Juli unterzeichnet wurde und von mehr als 120 Staaten unterstützt wird. Die vermutlich neun Atommächte sowie fast alle Nato-Staaten – auch Deutschland – tragen ihn allerdings nicht mit.

    Berühmte Friedensnobelpreisträger

    Der Friedensnobelpreis ist der einzige, der nicht in Stockholm, sondern in Norwegens Hauptstadt Oslo verliehen wird. 2009 bekam ihn der damalige US-Präsident Barack Obama. Er erhielt ihn gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit. Eine höchst umstrittene Entscheidung, auch wegen des massiven internationalen Militärengagements der USA. Seit 1901 hat die Jury einige weltberühmte Preisträger gekürt – wir zeigen sie.
    Der Friedensnobelpreis ist der einzige, der nicht in Stockholm, sondern in Norwegens Hauptstadt Oslo verliehen wird. 2009 bekam ihn der damalige US-Präsident Barack Obama. Er erhielt ihn gleich im ersten Jahr seiner Amtszeit. Eine höchst umstrittene Entscheidung, auch wegen des massiven internationalen Militärengagements der USA. Seit 1901 hat die Jury einige weltberühmte Preisträger gekürt – wir zeigen sie. © imago | JOHN GRESS
    Obama wurde 2009 „für seinen außergewöhnlichen Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Kooperation zwischen Völkern“ geehrt.
    Obama wurde 2009 „für seinen außergewöhnlichen Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie und der Kooperation zwischen Völkern“ geehrt. © imago | imago stock&people
    Der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. (1929 – 1968) erhielt den Preis 1964 im Jahr nach seiner berühmten „I have a dream“-Rede (engl. „Ich habe einen Traum“), die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt.
    Der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. (1929 – 1968) erhielt den Preis 1964 im Jahr nach seiner berühmten „I have a dream“-Rede (engl. „Ich habe einen Traum“), die er anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit am 28. August 1963 in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt. © imago | United Archives
    Vier Jahre später wurde er ermordet.
    Vier Jahre später wurde er ermordet. © imago | imago stock&people
    Mutter Teresa (1910 – 1997) wurde 2016 von Papst Franziskus heilig gesprochen.
    Mutter Teresa (1910 – 1997) wurde 2016 von Papst Franziskus heilig gesprochen. © REUTERS | Paolo Cocco
    Die Helferin der Armen und Kranken bekam den Nobelpreis 1979.
    Die Helferin der Armen und Kranken bekam den Nobelpreis 1979. © reuters | Scanfoto Scanfoto
    Der südafrikanische Nationalheld Nelson Mandela (1918 – 2013), der mit seinem Kampf für die Freiheit die Apartheid beendete, bekam den Nobelpreis noch vor seiner Zeit als erster schwarzer Präsident des Landes.
    Der südafrikanische Nationalheld Nelson Mandela (1918 – 2013), der mit seinem Kampf für die Freiheit die Apartheid beendete, bekam den Nobelpreis noch vor seiner Zeit als erster schwarzer Präsident des Landes. © Getty Images | Sion Touhig
    Er teilte sich die Auszeichnung 1993 mit dem weißen Präsidenten Südafrikas, Fredrik Willem de Klerk.
    Er teilte sich die Auszeichnung 1993 mit dem weißen Präsidenten Südafrikas, Fredrik Willem de Klerk. © © epd-bild / Keystone | Keystone
    Der SPD-Bundeskanzler Willy Brandt (1913 – 1992) ist der wohl bekannteste deutsche Träger des Friedensnobelpreises.
    Der SPD-Bundeskanzler Willy Brandt (1913 – 1992) ist der wohl bekannteste deutsche Träger des Friedensnobelpreises. © Getty Images | Terry Fincher
    Er wurde 1971 für seine Ostpolitik geehrt, die zur Entspannung im Kalten Krieg beitrug.
    Er wurde 1971 für seine Ostpolitik geehrt, die zur Entspannung im Kalten Krieg beitrug. © imago | Sven Simon
    Der Dalai Lama, das im indischen Exil lebende geistliche und politische Oberhaupt der Tibeter, bekam 1989 den Friedensnobelpreis verliehen.
    Der Dalai Lama, das im indischen Exil lebende geistliche und politische Oberhaupt der Tibeter, bekam 1989 den Friedensnobelpreis verliehen. © Reuters | REUTERS / JESSICA RINALDI
    „Seine Vorschläge sind wohl der einzige realistische Weg für das tibetanische Volk, die eigene Freiheit, Kultur und Identität zurückzugewinnen“, so der Vorsitzende des norwegischen Nobel-Komitees, Egil Aarvik. Das Foto zeigt den buddhistischen Mönch während einer Rede, nachdem er die Auszeichnung in Empfang genommen hatte.
    „Seine Vorschläge sind wohl der einzige realistische Weg für das tibetanische Volk, die eigene Freiheit, Kultur und Identität zurückzugewinnen“, so der Vorsitzende des norwegischen Nobel-Komitees, Egil Aarvik. Das Foto zeigt den buddhistischen Mönch während einer Rede, nachdem er die Auszeichnung in Empfang genommen hatte. © imago | imago stock&people
    Das damalige sowjetische Staatsoberhaupt Michail Gorbatschow wurde 1990, ein Jahr nach dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Krieges, mit dem Nobelpreis geehrt.
    Das damalige sowjetische Staatsoberhaupt Michail Gorbatschow wurde 1990, ein Jahr nach dem Mauerfall und dem Ende des Kalten Krieges, mit dem Nobelpreis geehrt. © imago | imago stock&people
    Der Gründer der Hilfsorganisation Das Rote Kreuz, Jean Henri Dunant (1828 – 1910), bekam 1901 den allerersten Friedensnobelpreis. Seitdem wurde Das Rote Kreuz, noch dreimal ausgezeichnet. Niemand erhielt den Friedensnobelpreis häufiger.
    Der Gründer der Hilfsorganisation Das Rote Kreuz, Jean Henri Dunant (1828 – 1910), bekam 1901 den allerersten Friedensnobelpreis. Seitdem wurde Das Rote Kreuz, noch dreimal ausgezeichnet. Niemand erhielt den Friedensnobelpreis häufiger. © imago | WHA UnitedArchives
    Der israelische Altpräsident Schimon Peres (M., 1923 – 2016) bekam den Preis 1994 als Außenminister gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten Izchak Rabin (r., 1922 – 1995) und dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat (1929 – 2004) für ihre Bemühungen um ein Ende des Nahost-Konfliktes.
    Der israelische Altpräsident Schimon Peres (M., 1923 – 2016) bekam den Preis 1994 als Außenminister gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten Izchak Rabin (r., 1922 – 1995) und dem Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat (1929 – 2004) für ihre Bemühungen um ein Ende des Nahost-Konfliktes. © Getty Images | Government Press Office
    Die Vereinten Nationen und ihr damaliger Generalsekretär Kofi Annan erhielten den Preis 2001 „für ihren Einsatz für eine besser organisierte und friedlichere Welt“. Der damalige südkoreanische Außenminister und Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen Uno-Präsident Han Seung-soo (r.) nahm den Preis für die Uno entgegen.
    Die Vereinten Nationen und ihr damaliger Generalsekretär Kofi Annan erhielten den Preis 2001 „für ihren Einsatz für eine besser organisierte und friedlichere Welt“. Der damalige südkoreanische Außenminister und Präsident der Generalversammlung der Vereinten Nationen Uno-Präsident Han Seung-soo (r.) nahm den Preis für die Uno entgegen. © REUTERS /
    Die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan war erst 17 Jahre alt, als sie 2014 den Friedensnobelpreis bekam. Damit ist sie bis dato die jüngste Preisträgerin in allen Kategorien des Nobelpreises.
    Die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai aus Pakistan war erst 17 Jahre alt, als sie 2014 den Friedensnobelpreis bekam. Damit ist sie bis dato die jüngste Preisträgerin in allen Kategorien des Nobelpreises. © REUTERS | REUTERS / POOL
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    Die westlichen Atommächte USA, Großbritannien und Frankreich schicken zur Nobelpreisverleihung daher auch keine Botschafter, sondern weniger hochrangige Repräsentanten. Für die Absage gibt es laut Nobelpreiskomitee politische Gründe. Die französische Botschaft sagte norwegischen Medien, man wolle so seine Vorbehalte in Bezug auf das Atomwaffenverbot deutlich machen. Nach Angaben des Senders NRK schicken von den Atommächten nur Russland und Israel ihre Botschafter nach Norwegen.

    Einige Preise werden in Stockholm übergeben

    In der schwedischen Hauptstadt Stockholm wird die Nobelpreis-Verleihung weniger kontrovers diskutiert. Hier überreicht am Nachmittag König Carl XVI. Gustaf die Auszeichnungen in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Wirtschaftswissenschaft und Literatur.

    Nobelpreis für Wirtschaft geht an US-Verhaltensökonomen Richard Thaler

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      Den Literaturnobelpreis nimmt der britische Schriftsteller Kazuo Ishiguro entgegen. Er wird für seine Romane von starker emotionaler Kraft geehrt, mit denen er nach Ansicht der Jury „den Abgrund unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt“ offenlegt.

      Erforschung der Inneren Uhr

      Der Preis in Chemie geht an den Schweizer Jacques Dubochet, den Deutsch-Amerikaner Joachim Frank und den Briten Richard Henderson für die Entwicklung der Kryo-Elektronenmikroskopie. In der Kategorie Physik werden die US-Amerikaner Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne für den Nachweis der Gravitationswellen ausgezeichnet.

      Für die Erforschung der Inneren Uhr bekommen die US-Amerikaner Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young den Medizin-Nobelpreis. Den Preis für Wirtschaftswissenschaften, der eigentlich nicht zu den offiziellen Nobelpreisen gehört, nimmt der US-Amerikaner Richard Thaler für seine Beiträge zur Verhaltensökonomie entgegen.

      Die Preise werden traditionell am Todestag des Stifters Alfred Nobel (1833-1896) verliehen. Sie sind mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 900.000 Euro) dotiert. (dpa)