Berlin. Im Fall des verschollenen U-Boots „ARA San Juan“ geraten bei der Suche nach den Unglücksursachen zwei deutsche Firmen in die Kritik.

Die seit dem 15. November spurlos verschwundene „ARA San Juan“ wird weiterhin im Südatlantik gesucht. Für die 44 Besatzungsmitglieder des U-Bootes besteht mittlerweile keine Hoffnung mehr. Trauer und Wut ihrer Angehörigen sind groß – genauso wie der Wunsch, endlich über die Unglücksursache Bescheid zu wissen. Laut Rechechen des Bayerischen Rundfunks (BR) und der ARD könnte sich ihr Unmut bald auch gegen zwei deutsche Firmen richten.

Denn laut ihrer Berichterstattung waren Unternehmen aus Hagen und Essen an einer Generalüberholung des U-Boots beteiligt, in deren Zusammenhang es Korruptionsvorwürfe gab. Möglicherweise wurden hier auch minderwertige Bauteile eingesetzt, die nun zum Untergang geführt haben könnten.

Es soll zu Korruption und Vertuschung gekommen sein

Im Fokus stehen die Unternehmen Ferrostaal und EnerSys-Hawker. Sie sollen laut Bericht Hunderte Batteriezellen für die Generalüberholung geliefert und dafür mehr als fünf Millionen Euro kassiert haben.

Laut BR und ARD äußerte der argentinische Verteidigungsminister Oscar Aguad Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Deals: „Alle Verdachtsmomente lassen annehmen, dass hier Korruption vorlag. Es wurde sogar Anzeige vor dem ersten Bundesgericht erstattet, in der von Korruption und Anomalien die Rede war, aber die wurde unter den Teppich gekehrt und nicht verfolgt. Und es gibt auch Aussagen, dass die verwendeten Materialien nicht der erforderlichen Qualität entsprechen.“

Eingedrungenes Wasser verursachte Feuer auf "Ara San Juan"

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    Kommandant meldete Schwelbrand in Batteriebank

    Auch die Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des argentinischen Parlaments, Cornelia Schmidt-Liermann, äußerte sich gegenüber BR und ARD kritisch über die Rolle der deutschen Unternehmen. „Es besteht der Verdacht, dass die Batterien, die ersetzt worden sind, teilweise oder ganz nicht von der Qualität waren, die sie hätten haben sollen. Wir wissen auch nicht, woher sie kamen, aus Deutschland oder einem anderen Land.“

    Auch seien die Arbeiten an der „ARA San Juan“ nicht sauber dokumentiert worden. Welche Arbeiter im Einsatz gewesen sind, sei genauso unklar wie die Art der Arbeiten, bemängelte Schmidt-Liermann gegenüber dem BR.

    Experten gehen derzeit davon aus, dass ein Kurzschluss in einer der Batteriebänke zum Unglück auf der „ARA San Juan“ geführt hat. In seinem letzten Funkspruch soll U-Boot-Kommandant einen Schwelbrand im Bereich der Batterien gemeldet haben. Wenige Stunden später wurde von Unterwassermikrofonen im Südatlantik einen Explosion registriert.

    Ferrostaal wies die Anschuldigungen gegenüber BR und ARD zurück. Das Unternehmen habe bei dem fraglichen Geschäft lediglich vermittelt. Die Geschäftsführung von EnerSys-Hawker in Hagen kann – so das Ergebnis einer Anfrage unserer Redaktion – derzeit noch keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben. (ba/dpa)