Meerbusch. Das Zugunglück in NRW ist womöglich auf einen Fehler der Fahrdienstleitung zurückzuführen. Die Strecke bleibt weiterhin gesperrt.

Vor dem Zugunglück von Meerbusch hat der Lokführer der Regionalbahn einen Fahrauftrag erhalten, obwohl die Strecke noch nicht frei war. „Damit durfte er weiterfahren“, sagte ein Sprecher der Bundesstelle für Eisenbahn-Unfalluntersuchungen in Bonn am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Ein Fahrauftrag hebe ein Halte-Signal auf.

Das bedeute aber noch nicht, dass das Unglück auf einen Fehler der Fahrdienstleitung zurückgeht. „Auch technische Ursachen sind noch möglich“, sagte der Sprecher und bat um Geduld. „Wir rekonstruieren das Ereignis im Ist-Ablauf. Das kann lange dauern.“

Güterzug war gerade wieder angefahren

Inzwischen stehe zudem fest, dass der Güterzug, auf den der Personenzug aufgefahren war, gerade wieder angefahren war. Er hatte zuvor das Signal zur Einfahrt in den Bahnhof Meerbusch-Osterath erhalten. Dadurch sei der Aufprall gemildert worden. Die Fahrtenschreiber beider Züge war nach dem Unfall laut der Bundesstelle für Eisenbahn-Unfalluntersuchungen sichergestellt und ausgelesen worden. Auch in den Stellwerken seien Informationen gesichert, der Bahnfunkverkehr sei ebenfalls aufgezeichnet worden.

Regionalexpress fährt in NRW auf Güterzug

Bei einem Zusammenstoß eines Regionalexpresses RE 7 der britschen Gesellschaft National Express mit einem Güterzug wurden 47 Menschen verletzt.
Bei einem Zusammenstoß eines Regionalexpresses RE 7 der britschen Gesellschaft National Express mit einem Güterzug wurden 47 Menschen verletzt. © Feuerwehr Meerbusch | Feuerwehr Meerbusch
Der Güterzug hatte nahe Meerbusch (NRW) auf der Strecke gestanden.
Der Güterzug hatte nahe Meerbusch (NRW) auf der Strecke gestanden. © Feuerwehr Meerbusch | Feuerwehr Meerbusch
Noch ist unklar, wie es zu dem Unglück kam.
Noch ist unklar, wie es zu dem Unglück kam. © dpa | David Young
Der Lokführer hatte offenbar eine Katastrophe verhindert: Er hatte eine Notbremsung eingeleitet.
Der Lokführer hatte offenbar eine Katastrophe verhindert: Er hatte eine Notbremsung eingeleitet. © dpa | Arnulf Stoffel
Zunächst hatte es widersprüchliche Angaben zur Zahl der Verletzten gegeben – zwischen fünf und mindestens 50.
Zunächst hatte es widersprüchliche Angaben zur Zahl der Verletzten gegeben – zwischen fünf und mindestens 50. © dpa | Arnulf Stoffel
In dem Zug von Köln nach Krefeld hatten 155 Menschen gesessen.
In dem Zug von Köln nach Krefeld hatten 155 Menschen gesessen. © Feuerwehr Meerbusch | Feuerwehr Meerbusch
Einsatzkräfte halfen den Passagieren aus dem beschädigten Zug.
Einsatzkräfte halfen den Passagieren aus dem beschädigten Zug. © REUTERS | THILO SCHMUELGEN
Feuerwehrleute bargen die Verletzten...
Feuerwehrleute bargen die Verletzten... © dpa | David Young
... und brachten die Fahrgäste in Sicherheit.
... und brachten die Fahrgäste in Sicherheit. © REUTERS | THILO SCHMUELGEN
Ein großes Aufgebot an Einsatzkräften rückte zur Unfallstelle aus. Zu sehen war das auch noch Kilometer entfernt.
Ein großes Aufgebot an Einsatzkräften rückte zur Unfallstelle aus. Zu sehen war das auch noch Kilometer entfernt. © Feuerwehr Meerbusch | Feuerwehr Meerbusch
Die Feuerwehr berichtete, dass wegen einer abgerissenen Oberleitung zunächst kein Zugang in den Zug möglich war.
Die Feuerwehr berichtete, dass wegen einer abgerissenen Oberleitung zunächst kein Zugang in den Zug möglich war. © Feuerwehr Meerbusch | Feuerwehr Meerbusch
Später konnten Einsatzkräfte zu den Menschen in den Wagen gelangen.
Später konnten Einsatzkräfte zu den Menschen in den Wagen gelangen. © dpa | Frank Mohr
Auf der Strecke zwischen Neuss und Krefeld  wurde nach dem Unglück ein Busersatzverkehr eingerichtet.
Auf der Strecke zwischen Neuss und Krefeld wurde nach dem Unglück ein Busersatzverkehr eingerichtet. © dpa | Arnulf Stoffel
Die Feuerwehr berichtete von drei schwer verletzten Menschen und drei mittelschwer Verletzten. Feuerwehrsprecher Frank Mohr sagte, es gebe zudem 41 Leichtverletzte.
Die Feuerwehr berichtete von drei schwer verletzten Menschen und drei mittelschwer Verletzten. Feuerwehrsprecher Frank Mohr sagte, es gebe zudem 41 Leichtverletzte. © dpa | Arnulf Stoffel
Zwei entgleiste Waggons des Güterzugs standen Bild neben dem Gleis.
Zwei entgleiste Waggons des Güterzugs standen Bild neben dem Gleis. © dpa | David Young
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Nach dem Zugunglück waren die Räumungsarbeiten an der Unfallstelle in der Nacht zum Donnerstag fortgesetzt worden. Mit einem Spezialkran wurden nach Angaben der Deutschen Bahn die entgleisten und umgestürzten Waggons geborgen. Die Strecke bei Neuss ist weiterhin gesperrt.

Erst wenn die Arbeiten abgeschlossen seien, lasse sich beurteilen, welche Schäden am Gleisen, Gleisbett und Oberleitung entstanden seien. Dann könne auch entschieden werden, wann die Strecke wieder in Betrieb genommen werden könne.

Die Unfallstelle nach dem Zugunglück bei Meerbusch.
Die Unfallstelle nach dem Zugunglück bei Meerbusch. © dpa | Arnulf Stoffel

Mehr Investitionen in Bahnsicherheit gefordert

In Meerbusch war am Dienstagabend ein Regionalexpress des privaten Zugbetreibers National Express auf einen Güterzug von DB Cargo geprallt. Bei dem Unfall wurden laut Bundespolizei 50 Menschen verletzt, neun von ihnen schwer. 173 Menschen – darunter auch die Verletzten - mussten in dem Zug lange ausharren, bis die Gefahr einer herabgerissenen Oberleitung mit 15.000 Volt Hochspannung gebannt war.

Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, forderte mehr Investitionen in die Bahnsicherheit. Das Sicherheitssystem, das Züge beim Überfahren eines Haltesignals automatisch stoppe, stamme aus den 50er-Jahren und sei seitdem nur punktuell weiterentwickelt worden. „Wünschenswerter wären flächendeckend höhere technische Systeme“, sagte er der „Rheinischen Post“. (dpa)

Zugunglück in Meerbusch: Strecke bleibt mehrere Tage gesperrt

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