Meerbusch. Das Zugunglück in NRW ist womöglich auf einen Fehler der Fahrdienstleitung zurückzuführen. Die Strecke bleibt weiterhin gesperrt.
Vor dem Zugunglück von Meerbusch hat der Lokführer der Regionalbahn einen Fahrauftrag erhalten, obwohl die Strecke noch nicht frei war. „Damit durfte er weiterfahren“, sagte ein Sprecher der Bundesstelle für Eisenbahn-Unfalluntersuchungen in Bonn am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Ein Fahrauftrag hebe ein Halte-Signal auf.
Das bedeute aber noch nicht, dass das Unglück auf einen Fehler der Fahrdienstleitung zurückgeht. „Auch technische Ursachen sind noch möglich“, sagte der Sprecher und bat um Geduld. „Wir rekonstruieren das Ereignis im Ist-Ablauf. Das kann lange dauern.“
Güterzug war gerade wieder angefahren
Inzwischen stehe zudem fest, dass der Güterzug, auf den der Personenzug aufgefahren war, gerade wieder angefahren war. Er hatte zuvor das Signal zur Einfahrt in den Bahnhof Meerbusch-Osterath erhalten. Dadurch sei der Aufprall gemildert worden. Die Fahrtenschreiber beider Züge war nach dem Unfall laut der Bundesstelle für Eisenbahn-Unfalluntersuchungen sichergestellt und ausgelesen worden. Auch in den Stellwerken seien Informationen gesichert, der Bahnfunkverkehr sei ebenfalls aufgezeichnet worden.
Regionalexpress fährt in NRW auf Güterzug
Nach dem Zugunglück waren die Räumungsarbeiten an der Unfallstelle in der Nacht zum Donnerstag fortgesetzt worden. Mit einem Spezialkran wurden nach Angaben der Deutschen Bahn die entgleisten und umgestürzten Waggons geborgen. Die Strecke bei Neuss ist weiterhin gesperrt.
Erst wenn die Arbeiten abgeschlossen seien, lasse sich beurteilen, welche Schäden am Gleisen, Gleisbett und Oberleitung entstanden seien. Dann könne auch entschieden werden, wann die Strecke wieder in Betrieb genommen werden könne.
Mehr Investitionen in Bahnsicherheit gefordert
In Meerbusch war am Dienstagabend ein Regionalexpress des privaten Zugbetreibers National Express auf einen Güterzug von DB Cargo geprallt. Bei dem Unfall wurden laut Bundespolizei 50 Menschen verletzt, neun von ihnen schwer. 173 Menschen – darunter auch die Verletzten - mussten in dem Zug lange ausharren, bis die Gefahr einer herabgerissenen Oberleitung mit 15.000 Volt Hochspannung gebannt war.
Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, forderte mehr Investitionen in die Bahnsicherheit. Das Sicherheitssystem, das Züge beim Überfahren eines Haltesignals automatisch stoppe, stamme aus den 50er-Jahren und sei seitdem nur punktuell weiterentwickelt worden. „Wünschenswerter wären flächendeckend höhere technische Systeme“, sagte er der „Rheinischen Post“. (dpa)