Potsdam. Wer hat den Bombenalarm am Potsdamer Weihnachtsmarkt ausgelöst? Und richtete sich die Tat gegen den Markt? Die Polizei ermittelt.
Nach dem Bombenalarm von Potsdam geht die Polizei eher nicht von einem geplanten Anschlag auf den Weihnachtsmarkt aus. „Nach bisherigen Erkenntnissen halten es unsere Ermittler eher für unwahrscheinlich, dass der Weihnachtsmarkt Ziel war“, erklärte die Polizei am Samstag per Twitter.
Einzelheiten könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitgeteilt werden, sagte ein Sprecher. Es werde aber weiter in alle Richtungen ermittelt. Die Polizei fahndet nach dem Absender des Pakets. Dieses sei von einem Lieferdienst zugestellt worden, sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Brandenburg, Andreas Schuster, am Samstag im Deutschlandfunk.
Weihnachtsmarkt wurde geräumt
Auf dem Paket sei sogar ein Absender angegeben. Es sei aber davon auszugehen, dass dieser falsch sei. Der Staatsschutz ermittele mit Hochdruck in alle Richtungen.
Das verdächtige Paket wurde nach früheren Angaben einer Polizeisprecherin am Freitag vor einer Apotheke gefunden. Der Weihnachtsmarkt und mehrere angrenzende Straßen wurden geräumt. Das Paket wurde gesprengt, weil unklar war, ob es sich dabei um einen Brand- oder einen Sprengsatz handelte.
Offenbar Bombenattrape
Nach aktuellen Erkenntnissen war es wohl eine Bombenattrappe, wie Schuster sagte. „Es ist kein Sprengstoff gefunden worden“, ergänzte er. Die Ermittlungen dauerten allerdings noch an. An diesem Samstag werde der Potsdamer Weihnachtsmarkt wieder öffnen, sagte Schuster.
Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter sagte, in dem Paket seien Nägel und ein sogenannter Polenböller gefunden worden. Es deute einiges darauf hin, dass das Paket nicht explosionsfähig war, weil kein Zünder gefunden worden sei, sagte er am Freitagabend. Es werde geklärt, ob es noch weitere verdächtige Pakete gebe.
Schröter betonte am Abend, es sei zu früh, von einem Anschlag auf den Potsdamer Weihnachtsmarkt zu sprechen. Das Paket könne auch dem Apotheker gegolten haben.
Gegenstand kontrolliert entschärft
Dass im Paket Nägel waren, zeigte eine Röntgenuntersuchung. Die Polizei sprach von „etlichen hundert Gramm Nägeln“ sowie Drähten, Pulver und Batterien. Unklar war nach früheren Angaben Schröters, ob in dem Gegenstand auch Sprengstoff oder nur Gips oder ein anderes „Fakemittel“ enthalten war. Die Nägel befanden sich in einem Metallgefäß ähnlich einer Konservendose.
Potsdamer Weihnachtsmarkt evakuiert
Die Polizei geht davon aus, dass der Markt am Samstag wieder geöffnet hat. Nachdem in dem Paket zuvor verdächtige Drähte und andere Technik entdeckt wurden, hatte die Polizei einen Sperrkreis errichtet und Teile des Weihnachtsmarkts und umliegende Geschäfte und Restaurants in der Innenstadt evakuiert. Nach einer Durchsuchung mit Sprengstoffspürhunden meldete die Polizei um kurz vor 22 Uhr, dass kein weiterer Sprengstoff in der Potsdamer Innenstadt gefunden worden sei. Rund um die Fundstelle wurde eine Sicherheitszone eingerichtet, die Gebäude evakuiert. Gegen 23.20 Uhr konnten jedoch die meisten Bewohner wieder zurückkehren – es blieb ein Absperrkreis von 30 Metern bestehen.
Hintergründe noch unklar
Spezialkräfte untersuchten das Paket. Kurz nach 17.30 Uhr sei der Gegenstand kontrolliert dann entschärft worden, teilte die Polizei via Twitter mit. Die Polizei sprach in dem Zusammenhang von einer „Unkonventionellen Spreng- oder Brandvorrichtung“. Dieser Begriff wird häufig für eine Bombe benutzt.
Die Hintergründe waren zunächst unklar. Auch von einer Terrorlage war zunächst nicht die Rede. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Lautsprecherdurchsagen zu beachten. Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) sagte, dass der Gegenstand auch dem Apotheker selbst gegolten haben könne.
Nach dem Fund eines gefährlichen Pakets am Weihnachtsmarkt in Potsdam wollen die Ermittler bundesweit nach möglichen Parallelen suchen. Es werde in den kommenden Tagen geprüft, ob Inhalte des Sprengsatzes ohne Zünder schon einmal irgendwo anders entdeckt worden seien, sagte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Freitagabend im RBB. Man werde Abfragen an alle Bundesländer richten, sobald der Inhalt endgültig analysiert sei.
Keine Hinweise auf Bedrohung eingegangen
Der Apothekeninhaber schilderte den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (PNN), dass man beim Auspacken des etwa 40 mal 50 Zentimeter großen Pakets gemerkt habe, „dass da so komische Drähte herausguckten“.
Daraufhin sei das Paket sofort aus der Apotheke getragen worden und man habe die Polizei informiert. Zuvor seien keine Hinweise auf eine Bedrohung eingegangen, hieß es. (bekö/dpa)