Sat.1 wagt sich wieder an eine Eigenproduktion. Im Thriller „Das Nebelhaus“ spielt Felicitas Woll eine Journalistin auf Tätersuche.

Der Sturm tost, das Gewitter tobt, das alte Haus knarzt bedrohlich, und unter der knarrenden Haustür kommt eine Blutlache zum Vorschein. Ohne solche Effekte kommt offenbar kein Mystery-Krimi aus – glaubt man jedenfalls bei Sat.1. Der Sender zeigt die Literaturverfilmung „Das Nebelhaus“ am heutigen Dienstag.

Vor Jahren kam es auf einer kleinen Ostseeinsel zu einem tragischen Ereignis. Fünf Freunde wollten dort eigentlich ein Wiedersehen feiern und alte Zeiten aufleben lassen. Doch am Ende sind drei Menschen tot. Die vermeintliche Täterin Leonie (Jasmin Schwiers) liegt seither im Koma.

Eines Abends bekommt die Journalistin Doro Kagel (Felicitas Woll) einen Anruf. Am Telefon ist ­Leonies Mutter. Sie bittet Doro, eine alte Schulfreundin ihrer Tochter, die genauen Abläufe der Tat zu recherchieren. Etwas widerwillig macht sich die Redakteurin auf den Weg auf die Insel und glaubt bald nicht mehr daran, dass Leonie skrupellos drei Menschen erschossen hat.

Nach dem Romandebüt von Autor Eric Berg

Die Vorlage zur Sat.1-Verfilmung lieferte Krimi-Autor Eric Berg, der mit seinem Debüt „Das Nebelhaus“ 2013 lange in den Bestsellerlisten stand. Wie schon der Roman wechselt auch der Film immer wieder zwischen den Zeiten. Zum einen wird in Rückblenden der Aufenthalt der fünf Freunde (unter anderem gespielt von Lucas Pisor und Nadeshda Brennicke) in ihrem Ferienhaus erzählt. Zum anderen begleitet der Zuschauer die Journalistin Doro bei ihren Nachforschungen.

Doch obwohl mit Sven Poser („Morgen hör ich auf“) und Britta Stöckle („Tatort“) zwei anerkannte Profis das Drehbuch geschrieben haben, erreicht der Film nie die Spannung der Vorlage.

Zwar schlagen Fenster plötzlich zu, das Licht flackert und gerannt wird auch viel. Allein, für atemlosen Nervenkitzel reicht das alles leider nicht aus – dazu ist die Handlung zu verwirrend. Denn plötzlich geht es auch noch um ungesühnte Gräueltaten der Familie Nan aus Kambodscha, die in­zwischen auch auf der ungenannten Ostseeinsel lebt.

Stimmungsvolle Bilder der rauen norddeutschen Landschaft

Obendrein agieren die Schauspieler nicht überzeugend genug – die Dialoge wirken oft ­hölzern, und die Ab- und Beweggründe der von ihnen gespielten Figuren bleiben im Dunkeln. War alles geplant, oder geschah es spontan? Und gab es in dem Fall eigentlich jemals polizeiliche Ermittlungen?

Immerhin: Zu den Rätseln, die sich dem Zuschauer stellen, gehört bis zum Ende auch die Frage nach dem Täter. Vor allem daraus bezieht der Film seinen Reiz – und aus den durchaus stimmungsvollen Bildern der rauen norddeutschen Landschaft. Felicitas Woll hingegen ist als engagierte Journalistin zwar sympathisch. Aber sie bleibt blass. Wie jemand im Ostseenebel eben ist.

Fazit: Leider gewinnt der Film erst am Ende an Fahrt und Spannung. Etwas weniger Mystery-Klischees und eine gestraffte Handlung hätten gutgetan. Trotzdem: Schön, dass sich Sat.1 immer wieder auch an Eigenproduktionen wagt.

Sat.1, 28.11., 20.15 Uhr