Essen. Ermittler haben in NRW eine bisher kaum bekannte Droge gefunden: Carfentanyl. Mit dem gefährlichen Stoff werden Elefanten betäubt.

Carfentanyl ist hochwirksam und hochgefährlich – und wurde in diesem Jahr erstmals in Nordrhein-Westfalen gefunden. Am 31. August nahmen Spezialeinsatzkräfte der Zollfahndung in Hamm zwei Drogendealer fest. Auch Experten der Analytischen Task Force (ATF) der Feuerwehr Dortmund kamen hinzu. Mit Atemschutzmasken sicherten die Spezialisten das Beweismaterial und fanden dabei auch den in Deutschland bislang kaum bekannten Stoff Carfentanyl.

Den 44- und 53-jährigen Brüdern, deren Drogenlabor ausgehoben wurde, wird nun die illegale Einfuhr von Betäubungsmitteln sowie bandenmäßiger Handel vorgeworfen. 250 Gramm Carfentanyl sicherten die Ermittler in Hamm. Zuständig für den Fall sind die Abteilung Cybercrime der Staatsanwaltschaft Köln und das Zollfahndungsamt in Essen.

Bereits im März sicherten Zollfahnder Carfentanyl am Kölner Flughafen

Für das Zollfahndungsamt mit Sitz in Essen war es nicht der erste Fund dieser neuen Droge in diesem Jahr wie Pressesprecherin Heike Sennewald berichtet. „Bereits im März haben die Zollfahnder am Kölner Flughafen Carfentanyl sichergestellt“, so Sennewald. „Zwischen 70 und 80 Gramm fanden die Ermittler auf der Durchfuhr von China nach Spanien in Köln.“

Selten hatten es die Fahnder mit einem gefährlicheren Stoff zu tun. Denn Carfentanyl, das ein Derivat von Fentanyl ist, ist eigentlich ein hochwirksames Schmerzmittel. Fentanyl wird in der Anästhesie verwendet. Carfentanyl ist in der Humanmedizin hingegen verboten, da es noch einmal stärker wirkt. Es wird üblicherweise zur Betäubung von Großwild, beispielsweise bei Elefanten, genutzt.

Das Opioid Carfentanyl wird oft mit Heroin gemischt

Zweckentfremdet ist der meist in China produzierte Stoff eine Designerdroge, die rasend schnell tödliche Wirkung hat und oft im Darknet gehandelt wird. Carfentanyl ist 10.000 Mal so wirksam wie Morphium und 5000 Mal so stark wie Heroin. Das synthetische Opioid hat vor allem deswegen so schnell tödliche Folgen, weil es günstiger ist als viele andere Drogen und häufig mit minderwertigem Heroin gemixt wird.

Das Fatale: Der Stoff ist mit Heroin gemischt kaum erkenn- oder nachweisbar und nur wenige Krümel oder Tropfen wirken tödlich. Viele Süchtige wissen also gar nicht, was sie sich spritzen. „Besonders dramatisch ist, dass Carfentanyl auch über die Hautaufnahme und über die Einatmung tödlich sein kann“, erklärt Andreas Pisarski, Pressesprecher der Dortmunder Feuerwehr, die an dem Einsatz in Hamm mit der ATF beteiligt waren.

Einatmen kann zur Bewusstlosigkeit führen

„Schon einmaliges Einatmen kann zur Bewusstlosigkeit und schweren körperlichen Beeinträchtigungen führen“, so Pisarski. Für die Task Force, die auf den Schutz vor den Auswirkungen von Gefahren durch radioaktive, biologische oder chemische Stoffe spezialisiert ist, sei der Einsatz deswegen ein besonderer gewesen. Nur mit Atemschutzmasken konnten die Spezialisten das ausgehobene Drogenlabor in Hamm betreten.

Suchtexperten fürchten nun in Deutschland Zustände wie in den USA. Dort hatte Präsident Donald Trump den Gesundheitsnotstand ausgerufen, vor allem wegen des flächendeckenden Gebrauchs von Carfentanyl und den daraus resultierenden Todesfällen.

• Dieser Artikel ist zuerst auf WAZ.de erschienen.