Essen. Debüt im Fernsehen: „Mord am Engelsgraben“ ist ein Krimi über das Milieu an der Fernfahrerroute zwischen Deutschland und Frankreich.

In einem Wald an der Saarschleife liegt die Leiche einer Prostituierten, die junge Frau ist offenbar Opfer eines Verbrechens geworden. Die Kripo aus Saarlouis übernimmt. Kommissarin Judith Mohn fühlt sich an einen ungelösten Fall erinnert, der schon fast zehn Jahre zurückliegt. Steckt derselbe Täter dahinter? Das ZDF zeigt mit dem etwas sperrig betitelten Krimi „In Wahrheit – Mord am Engelsgraben“ spannende TV-Unterhaltung mit einer überraschenden Wendung.

Das Saarland dient im deutschen Fernsehen eher selten als Krimilandschaft – mal abgesehen vom Saarbrücken-„Tatort“ im Ersten, von dem seit 2006 bislang 13 Folgen ausgestrahlt wurden. Regisseur Miguel Alexandre lässt mit Christina Hecke als Judith Mohn und Robin Sondermann als Freddy Breyer zwei Schauspieler ermitteln, die ebenfalls eine willkommene Abwechslung darstellen unter den oft allzu oft verwerteten Gesichtern im TV.

Drehbuch stammt von Harald Göckeritz

Die Ermittler nehmen das Milieu entlang der Fernfahrerroute zwischen Deutschland und Frankreich ins Visier. Immer wieder machen Lastwagenfahrer Halt am Straßenstrich. Und einst verschwand hier die Schülerin Maria beim Trampen spurlos. Deren persönliche Sachen fanden sich dort, wo auch die Habseligkeiten der Prostituierten Nele auftauchen. Kommissarin Mohn versucht, einen Zusammenhang aufzudecken. Das Drehbuch stammt von Harald Göckeritz, der schon oft mit Regisseur Alexandre zusammengearbeitet hat; für „Grüße aus Kaschmir“ wurden die beiden 2005 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Ihr gemeinsamer Krimi nun bietet zwar zunächst keine spektakuläre Handlung, fällt aber durch elegante Bildgestaltung und eine sorgfältige Kamera auf. Es gibt diverse schwungvolle Kamerafahrten, die allerdings mehr Dynamik suggerieren, als die Geschichte hergibt.

Vor allem das Ende des Krimis überrascht

Andererseits erzählt der Film interessante Dramen am Rande, etwa die des Fernfahrer-Ehepaars Kupka (Anna Loos, Christian Berkel). Eine Ehe, um die es nicht gut bestellt ist, wie ein beiläufiger Blick auf eine Narbe am Handgelenk verrät. Reizvoll ist auch die Figur eines Polizisten im Ruhestand: Markus Zerner (Rudolf Kowalski) hat einst den Dienst quittiert, weil er den Eltern der verschwundenen Maria keine Gewissheit über das Schicksal ihrer Tochter verschaffen konnte.

Sehenswert ist der komplexe Film auch wegen Christina Hecke, selbst wenn sie Frauen wie Judith Mohn regelmäßig verkörpert: empathisch, freundlich, ruhig; also eine erfrischend positive Hauptrolle, die komplett ohne die üblichen Ermittlermacken auskommt. Trotzdem weckt sie großes Interesse, denn gerade bei ihr bleiben einige Fragen unbeantwortet. Das wiederum sieht nach einer Fortsetzung aus. Das ZDF hält sich die Option offen und will erst einmal den Erfolg abwarten. Die Saarländer würde es freuen.

Fazit: Herausragendes Ensemble. Und auch wenn die Handlung zunächst noch nicht zu fesseln vermag – dranbleiben lohnt sich. Das Ende überrascht.

Sendetermin: Samstag, 18. November, 20.15 Uhr, ZDF