Frankfurt/Main. Immer weniger Deutsche sind bereit, nach ihrem Tod Organe zu spenden. Von 2010 bis 2015 sind die Spenden um ein Drittel zurückgegangen.

Die Organspenden in Deutschland sind auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gesunken. Im laufenden Jahr 2017 erwartet die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) rund 1500 Organe weniger als 2010, wie auf der Jahrestagung der bundesweiten Koordinierungsstelle am Freitag bekannt wurde.

Vor einigen Jahren ließen Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Spenderorganen die Spendebereitschaft zurückgehen. Ärzte hatten ihre Patienten kränker erscheinen lassen als sie tatsächlich waren, um in der Liste der potenziellen Empfänger nach oben zu klettern.

2015 gab es laut DSO 877 Organspenden. Vor dem Skandal lag die Zahl höher, aber immer noch weit entfernt von der Zahl benötigter Organe: 2010 waren es 1296 Organspenden.

DSO fordert bessere Aufklärung potenzieller Spender

Gleichzeitig warten derzeit mehr als 10.000 schwerkranke Patienten auf eine lebensrettende Transplantation. „Die Situation ist zutiefst besorgniserregend“, sagte der medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel. „Von Jahr zu Jahr kann weniger Patienten mit einer Transplantation geholfen werden.“

Er fordert einen gemeinschaftlichen Initiativplan zur Förderung der Organspende: „Die Zeit der Einzelinitiativen ist vorbei.“ Die DSO wünscht sich, dass das Thema Organspende immer zur Sprache kommt, wenn der Arzt mit dem Patienten oder seinen Angehörigen über Behandlungsstrategien am Lebensende spricht. (dpa)