Erfurt. Es könnte die Rettung für die Wolfsmischlinge aus Ohrdruf sein: Das Umweltministerium will sie umsiedeln. Doch es gibt ein Problem.

Hoffnung für die sechs Ohrdrufer Wolfs-Hunde-Mischlinge: Die Welpen sollen nun eingefangen und in den Worbiser Bären- und Wolfspark umgesiedelt werden. Im Oktober hatte das Thüringer Umweltministerium mit seiner Entscheidung zur „letalen Entnahme“, also zur Tötung der Welpen, für Proteste gesorgt.

Doch es gibt noch einen Haken: Wie Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) in Erfurt erklärte, müssen die Wolfshybriden bis spätestens Ende Februar eingefangen sein, bevor sie sich ein neues Revier suchen. Sollte dies nicht gelingen, müssten die Tiere doch abgeschossen werden. Dies wäre eine schwere Entscheidung, „aber die Sicherheit der Menschen steht im Vordergrund“, so die Ministerin.

In dem Park im Eichsfeld leben Bären, Wölfe und verschiedene andere Tierarten. Siegesmund rechnet in den nächsten Tagen mit der Genehmigung des Landesverwaltungsamtes

Wölfe paaren sich selten mit Hunden

Nach den geltenden Regeln müssen die Hybrid-Nachkommen der Wölfin aus Gründen der Artenschutzes aus der Natur verschwinden. Das Wolfs-Institut „Lupus“ aus Sachsen soll die Rückzugsorte der Tiere aufspüren und die Hybriden mit Schlingfallen einfangen.

Die seit 2014 auf dem Truppenübungsplatz lebende Wölfin soll dort bleiben. Sie habe sich dort zuvor unauffällig verhalten und sich ihre Nahrung aus dem Wald geholt. Erst mit dem Nachwuchs habe sie Schafe gerissen. Die Wölfin hatte sich mit einem Haushund eingelassen. Dass sich Wölfe und Hunde paaren, ist extrem selten.

Das sind die Wolfmischlingswelpen

Im thüringischen Ohrdruf hat sich eine Wölfin mit einem Haushund gepaart. Das Ergebnis sind sechs Welpen.
Im thüringischen Ohrdruf hat sich eine Wölfin mit einem Haushund gepaart. Das Ergebnis sind sechs Welpen. © Bundesforst | Bundesforst
Eine Fotofalle hatte am 1. Oktober Aufnahmen von der Mutter und den sechs Jungtieren beim Streifzug durch ihr Ohrdrufer Revier gemacht.
Eine Fotofalle hatte am 1. Oktober Aufnahmen von der Mutter und den sechs Jungtieren beim Streifzug durch ihr Ohrdrufer Revier gemacht. © Bundesforst | Bundesforst
Es sind vier weibliche und zwei männliche Welpen.
Es sind vier weibliche und zwei männliche Welpen. © Bundesforst | Bundesforst
Laut Experten ist es äußert selten, dass sich Wölfe mit Hunden paaren.
Laut Experten ist es äußert selten, dass sich Wölfe mit Hunden paaren. © Bundesforst | Bundesforst
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In der emotionalen Debatte um die Zukunft der Wolfsmischlinge war zuvor – auch von der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf – ein Abschuss der Hybriden empfohlen worden.

Damit sollte eine Vermischung der Gene von Wolf und Haushund verhindert und die Wolfspopulation geschützt werden. Wölfe sind national und international strengstens geschützt. Das Umweltministerium, das seit Oktober durch Fotofallen zweifelsfrei von der Existenz der Mischlinge wisse, habe intensiv rechtlich und fachlich verschiedene Varianten geprüft.

Wolfsmischlinge sollen unfruchtbar gemacht werden

Eine „Entnahme“ aus der Natur, wie es die Regel vorsieht, muss aus Sicht von Umweltministerin Siegesmund nicht Abschuss bedeuten. „Wir prüfen immer, ob es nicht mildere Mittel gibt.“ Der Bärenpark im Eichsfeld sei so eine Alternative. Die Mitarbeiter verfügten über jahrelange umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit beiden Tierarten.

Auf dem fünf Hektar großen Gelände lebten gegenwärtig gemeinsam fünf Wölfe und acht Bären, sagte Geschäftsführer Rüdiger Schmiedel. Etwa 1,5 Hektar sollen die sechs Wolfshybriden bekommen. Die Rudel müssten nebeneinander gehalten werden und dürften nicht aufeinandertreffen. Damit sie sich nicht vermehren können, sollen die Wolfsmischlinge durch einen medizinischen Eingriff unfruchtbar gemacht werden.

Laut Schmiedel ist das Zusammenleben von Bär und Wolf für beide Arten wichtig, da dadurch ihre natürlichen Instinkte erhalten oder – wie bei den lange in Gefangenschaft lebenden Bären – wieder geweckt werden können. Der von einer Stiftung getragene Bärenpark überlegt zudem, ob künftig auch Luchse aufgenommen werden sollen. (dpa/jha)