Johannesburg. Die Staatsanwaltschaft will ein härteres Strafmaß für den Ex-Sportler Pistorius erwirken. Pistorius hatte seine Freundin erschossen.

Das oberste Berufungsgericht Südafrikas prüft an diesem Freitag das Urteil gegen den früheren Spitzensportler Oscar Pistorius. Es geht um das Strafmaß. Pistorius war im Juli 2016 wegen Totschlags zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft hat sich um die erneute Berufung bei dem Gericht in der Stadt Bloemfontein bemüht, da sie das Urteil der zweiten Instanz für „schockierend milde“ hält. Der inhaftierte Pistorius (30) selbst wird bei dem Termin nicht erwartet. Bis wann das Gericht neu über das Strafmaß befinden wollte, war zunächst unklar.

Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag 2013 in seinem Haus mit vier Schüssen durch eine Toilettentür getötet. Er beteuerte, einen Einbrecher hinter der Tür vermutet zu haben. Die Tat hatte weltweit für Aufsehen gesorgt und wurde inzwischen unter dem Titel „Blade Runner Killer“ verfilmt.

„Gefallener Held mit Chancen auf Rehabilitierung“

Pistorius war nach langer juristischer Auseinandersetzung wegen „Mordes mit verminderter Tötungsabsicht“ verurteilt worden, was im deutschen Recht Totschlag entspricht. Darauf stehen in Südafrika normalerweise mindestens 15 Jahre Haft. Richterin Thokozile Masipa hatte jedoch mildernde Umstände angeführt. „Er ist ein gefallener Held, er hat seine Karriere verloren, er ist finanziell ruiniert“, hatte sie bei der Urteilsverkündung gesagt. Er sei Ersttäter und habe Reue gezeigt, nun müsse er eine Chance haben, sich zu rehabilitieren.

Das Urteil hatte in Südafrika für Empörung gesorgt. Vielen galt es als Signal , dass wohlhabende Angehörige der weißen Minderheit vor Gericht noch immer besser behandelt werden als Schwarze. Richterin Masipa hatte dem entgegengehalten: „Unsere Gerichte dienen dem Gesetz, nicht der öffentlichen Meinung.“

Pistorius war erster beinamputierter Sportler bei Olympia

Pistorius hatte bei Paralympischen Spielen auf eigens angefertigten Karbon-Prothesen sechs Goldmedaillen gewonnen. In London startete er 2012 auch als erster beinamputierter Sportler der Geschichte bei den regulären Olympischen Spielen. (dpa)