Islamabad. In Pakistan hat ein Mann eine zweite Frau geheiratet – ohne die Einwilligung der ersten Frau. Dafür hat ihn ein Gericht nun verurteilt.

In einer spektakulären Entscheidung hat ein pakistanisches Gericht die Rechte verheirateter Frauen gestärkt und der polygamen Ehe klare Grenzen gesetzt: Ein Richter in der Stadt Lahore verurteilte einen Mann zu sechs Monaten Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet rund 1.500 Euro, weil er eine zweite Frau ohne die schriftliche Einwilligung seiner ersten Ehefrau geheiratet hatte, wie pakistanische Medien am Donnerstag berichteten.

Das Gericht widersetzte sich der Argumentation des Verurteilten, der Islam erlaube ihm, bis zu vier Frauen zu haben. Die erste Ehefrau des Mannes hatte geltend gemacht, ihr Mann habe bestehende Gesetze gebrochen, indem er ohne ihre Erlaubnis eine zweite Frau genommen habe, wie es das pakistanische Familienrecht vorsieht. Der Mann kann gegen die richterliche Entscheidung noch Widerspruch einlegen.

Streng patriarchalische Gesellschaft

Das Rat für islamischen Glauben, der die pakistanische Regierung berät, hatte in der Vergangenheit das Mitspracherecht der ersten Ehefrau bei weiteren Eheschließungen kritisiert. Die Empfehlungen des Rates sind jedoch nicht bindend für die Regierung.

Es gibt keinerlei Statistiken zur Verbreitung der Polygamie in Pakistan. Doch in der streng patriarchalischen Gesellschaft haben ältere, geschiedene oder verwitwete Frauen kaum mehr Chancen, einen Ehepartner zu finden. Ihnen bleibt oft nur die Option, als Nebenehefrau angenommen zu werden. (epd)