Berlin. Die Deutsche Bahn tauft einen ihrer neuen ICE „Anne Frank“ und bekommt dafür einiges an Kritik. Befremdlich und pietätlos sei das.

  • Die Deutsche Bahn will einen ihrer neuen ICE-Züge nach „Anne Frank“ benennen.
  • Kritiker finden diese Entscheidung allerdings nicht gerade pietätvoll.
  • Die Jüdin Anne Frank war während der Nazi-Zeit im KZ ermordet worden.

Mit ihrem neuen ICE 4 will die Deutsche Bahn alles richtig machen. So klingt es jedenfalls, wenn man sich die Infos auf der Internetseite durchliest: Noch nie sei ein Hochgeschwindigkeitszug in Europa so lange getestet worden, heißt es da etwa.

Doch es gibt heftige Diskussionen um den Namen. Denn einer der neuen Züge, die im Dezember den Regelbetrieb aufnehmen, soll den Namen von Anne Frank tragen - samt eines Fotos, das Ultras in Italien erst kürzlich für rechte Hetze missbrauchten.

Anne Frank wurde kurz vor Kriegsende getötet

Auf den Namen „Anne Frank“ und 24 weitere Namen wie etwa „Konrad Adenauer“ oder „Geschwister Scholl“ habe sich eine Jury verständigt, teilt die Bahn mit. 19.400 Einreichungen mit über 2500 verschiedenen Namensvorschlägen waren zuvor eingegangen.

Dass nun aber ausgerechnet der Name von Anne Frank ausgewählt wurde, die 1945 kurz vor Kriegsende im KZ Bergen-Belsen ermordet wurde, stößt einigen Twitter-Nutzern bitter auf.

So wird auf die Geschichte der Bahn verwiesen – in einer Zeit, in der sie noch Deutsche Reichsbahn hieß und wichtiges Werkzeug des NS-Regimes war, um Millionen Menschen in die Konzentrationslager wie etwa nach Auschwitz zu deportieren.

Bahn verteidigt Wahl des Namens

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Auch Anne Frank wurde deportiert – erst nach Auschwitz, später nach Bergen-Belsen. Ihre Tagebücher, die sie zuvor in ihrem Versteck in Amsterdam geschrieben hatte, sind zu einem bedeutenden Mahnmal geworden.

„Bin ich eigentlich die einzige, die es befremdlich findet, einen Zug der Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn Anne Frank zu nennen?“, fragt eine Twitter-Nutzerin.

Bei der Deutschen Bahn verteidigt man die Wahl des Namens, für den dem Konzern zufolge viele in der Jury plädiert hätten. „Sie steht für Toleranz und für ein friedliches Miteinander verschiedener Kulturen, in Zeiten wie diesen, wichtiger denn je“, heißt es in einer Mitteilung.

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Auf ihre Geschichte und die Verantwortung während der NS-Zeit weist die Deutsche Bahn in der Mitteilung jedoch mit keinem Wort hin. Zudem steht das Unternehmen in der Kritik, sich um Entschädigungen zu drücken.

CSU-Politikerin nennt Namen „pietätlos“

Auf eine Anfrage unserer Redaktion heißt es bei der Bahn: „Als Deutsche Bahn sind wird uns unserer Verantwortung bewusst und setzen uns seit unserer Gründung kritisch mit der Geschichte unserer Vorläuferorganisationen auseinander“. Die Sprecherin nannte dabei unter anderem auch die „Aufarbeitung der Beschäftigung von Zwangsarbeitern“.

Vielen Internetnutzern reicht das aber nicht. „Die Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn, die Zwangsarbeiter bis heute nicht entschädigt, tauft einen ICE ‘Anne Frank’“, schreibt ein Nutzer. „Als Historikerin wird mir da leider schlecht“, so eine andere Nutzerin. Auch die CSU-Politikerin Iris Eberl kann dem Namen des neuen ICE 4 nichts abgewinnen. „Einen Zug ‘Anne Frank’ zu nennen ist pietätlos“, schreibt sie auf Twitter.

„Ich finde das eine sehr gute Entscheidung“

Ein anderer Nutzer hält den Wirbel dagegen für „ziemlich absurdes Theater“. Er hält den Namen für „eine sehr gute Entscheidung“. (bekö)