London. Die britische Hauptstadt kämpft gegen Abgaswolken. Londoner mit älteren Autos müssen für die Fahrt in die Innenstadt nun bezahlen.

Für die Brixton Road im Süd-Londoner Stadtteil Lambeth war schon am 5. Januar das jährliche Limit erreicht. Da überstieg die Stickstoffdioxidkonzentration den Grenzwert von 200 Mikrogramm in einem Kubikmeter Luft. Und die Oxford Street in Westminster, die weltberühmte Kaufmeile, hatte schon vor vier Jahren einen Weltrekord in Sachen Luftverschmutzung aufgestellt, als ein Jahresdurchschnitt von 135 Mikrogramm Stickstoffdioxid gemessen wurde.

Kein Zweifel: Die Qualität der Luft in London ist jenseits von grenzwertig. Am Montag wurde Sadiq Khan aktiv. Der Bürgermeister von London führte eine „Toxicity-Charge“ ein. Eine Vergiftungsabgabe für Autos, die vor dem Jahr 2006 zugelassen wurden.

Abgabe kommt zusätzlich zur Maut in der Stadt

Wer mit einer alten Giftschleuder, die die Abgasnorm Euro 4 nicht erfüllt, in die Innenstadt fahren will, muss ab sofort zehn Pfund, umgerechnet rund zwölf Euro, zahlen – und das zusätzlich zu der Gebühr von 11,50 Pfund, die für die innenstädtische Mautzone gilt. Wer sich nicht dran halten will, dem droht ein Bußgeld von 130 Pfund. Die Genehmigung kann jederzeit im Internet gekauft werden.

„Londons Luft“, sagte Sadiq Khan, „ist ein Killer. Mehr als 9000 Londoner sterben jedes Jahr verfrüht wegen der schlechten Luftqualität. Ich weigere mich, dies zu ignorieren, und werde entschieden dagegen vorgehen.“ Mit der T-Charge, betonte Khan, habe London „jetzt weltweit den strengsten Emissions-Standard“.

Der Bürgermeister, der selbst an Asthma leidet, führt eine Reihe von weiteren Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung ein. Städtische Busse werden auf Hybrid-, Wasserstoff- oder E-Antrieb umgestellt. Für die schwarzen, mit Diesel fahrenden Taxis gibt es eine Abwrackprämie von 5000 Pfund. Und Khan überlegt, die Einführung einer Niedrig-Emissions-Zone nicht nur um ein Jahr auf 2019 vorzuziehen, sondern auch geografisch auszudehnen. Auch über eine Regulierung der mittlerweile wieder schick gewordenen Holz verbrennenden Stubenöfen denkt der Bürgermeister nach.

Die meisten Londoner stehen hinter der Abgabe

Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit von 74 Prozent der Londoner die T-Charge begrüßt, doch es gibt auch Gegenstimmen. Sue Terpilowski von der „Federation of Small Businesses“ protestierte gegen die zusätzlichen Kosten, die „zu Ängsten führen. Das Fass könnte überlaufen, Kleinbetriebe schließen“ und Jobs könnten „verloren gehen.“ In den sozialen Medien meldeten sich am Montag Autofahrer zu Wort.

Während Daniel McGuinness auf Twitter die T-Charge als „einen ersten Anfang“ begrüßte, warnte David Smith, „dass es wieder die Ärmsten sein werden, die das meiste bezahlen müssen“. Auch eine Twitter-Userin namens Blossom wies darauf hin, dass es meistens Geringverdiener sind, die alte Autos fahren: „Eine zusätzliche Gebühr zielt einfach nur auf arme Besitzer ab.“

50.000 verführte Todesfälle im Land durch Luftverschmutzung

Das Londoner Modell könnte Schule machen. Denn im gesamten Königreich ist die Luftqualität schlecht. Eine Studie kam kürzlich zu dem Schluss, dass landesweit rund 50.000 verfrühte Todesfälle auf das Konto der Luftverschmutzung gehen. Jetzt wollen Städte wie Leeds, Birmingham und Southampton Maut-Zonen einführen, während die Universitätsstadt Oxford ab 2020 nur noch E-Autos in der Innenstadt erlauben will.

Auch für London fordern Organisationen wie „Friends of the Earth“ eine „mutige Politik, den Verkehr zu begrenzen“, sprich: Fahrverbote. Doch davon will der Bürgermeister nichts wissen. Khan weist darauf hin, dass schon die Ankündigung im vergangenen Februar, die T-Charge einführen zu wollen, zu einem Umdenken geführt hat. Seitdem hätten sich rund ein Drittel der Autofahrer entschieden, sich ein neueres, saubereres Gefährt zuzulegen.