Düsseldorf. Der letzte Langestreckenflug von Air Berlin startet noch mal zu einer Ehrenrunde durch: Der Pilot muss keine Konsequenzen fürchten.

  • Der Air-Berlin-Pilot, der über dem Flughafen Düsseldorf eine Ehrenrunde drehte, bekommt Beifall von Kollegen
  • Die Flugsicherung stufte das Manöver als ungefährlich ein
  • Dass Piloten durchstarten, kommt öfter vor

Über dieses Manöver spricht Deutschland – und Piloten haben viel Sympathien für den Kollegen: Der Pilot des Flugs AB7001 von Air Berlin aus Miami dreht noch eine Ehrenrunde bei der letzten Landung eines Langstreckenflugs der Gesellschaft in Düsseldorf. Die Maschine startet in 30 Metern Höhe über der Landebahn noch mal durch und dreht eine Schleife.

„Da hat jeder Pilot Verständnis“, sagt Markus Wahl, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit. „Das ist ein so emotionaler Moment, jetzt gibt es die Langstreckenflüge nicht mehr, da wird schon mal was Besonderes gemacht. Das war absolut geplant und kontrolliert.“ Bei einem Abschied wackele eine Maschine schon mal mit den Flügeln nach dem Start, bei der Landung gehe das nicht. „Da hat er das gemacht. Ich finde nicht einmal, dass es gefährlich aussieht. Gefährlich ist es aber auf keinen Fall.“

„Noch mal richtig Werbung für Air Berlin gemacht“

Im Netz gibt es vereinzelt entsprechende Kritik, nachdem eine Mitarbeiterin am Flughafen Düsseldorf zu ihrem Video von einem „ziemlichen Schrecken“ geschrieben hatte, „da die Maschine genau auf uns zu kam“. Außerdem gibt es Stimmen, die dem Piloten vorhalten, ein unnötiges Risiko eingegangen zu sein. Das Manöver sei aber in keiner Weise riskant, so Wahl.

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Der Sprecher der Pilotenvereinigung glaubt auch nicht, dass der Fall dem Piloten noch irgendwie zum Nachteil werden könnte. „Selbst wenn er mit Namen und Gesicht bekannt wird, wird das bei einem Job-Interview sicher keine Rolle spielen. Vielleicht im Gegenteil, er hat ja noch mal richtig Werbung für Air Berlin gemacht.“

Auf Video aus dem Tower ist Beifall zu hören

Von Mitarbeitern der insolventen Fluggesellschaft wird die Aktion sehr emotional und mit viel Beifall für den Piloten aufgenommen. Da sammelt der Pilot auch Punkte mit seiner Ansprache: „Meiner Besatzung vielen Dank und meine Hochachtung für die professionelle Durchführung dieses letzten Fluges“, sagt der Pilot dort. „Wir sagen heute nicht auf Wiedersehen, sondern tschüss.“

Und Beifall gab es offensichtlich auch im Tower, wie ein auf Facebook verbreitetes Video zeigt. „Der ist zu hoch, zu hoch“, hört man da anfangs jemanden sagen. „Ganz klar ein Scherz“, sagt Cockpit-Sprecher. „Die wissen, was da gerade abläuft. Das war angekündigt und folgte dem üblichen Prozedere.“

Flugsicherung: Manöver war sicher

Christian Hoppe, Sprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen, bestätigt das: „Der Pilot hatte vorher angefragt, ob er im Falle eines Durchstartens eine Linkskurve fliegen darf und dafür die Freigabe erhalten.“ Der ausreichende Abstand zu anderen Maschinen sei sichergestellt gewesen, die genaue Höhe sei bei dem Manöver nicht festgelegt. „Aus Sicht der DFS war das Manöver dann sicher.“ Die Aufsichtsbehörde über die Einhaltung der Flugverfahren ist das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung in Langen. Die Flugsicherung korrigierte erste Angaben, wonach der Pilot Fahrwerksprobleme gemeldet habe. „Das war unsere Vermutung.“

Beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) wird der Fall nun dennoch geprüft, Air Berlin soll eine Stellungnahme zum Grund des Durchstartmanövers abgeben, erklärte ein Sprecher zu unserer Rerdaktion. Nach Informationen unserer Redaktion ist das aber nach diversen Anfragen eher ein Routinevorgang.

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Piloten müssen Grund für Durchstarten nicht angeben

Piloten müssen gegenüber der Flugsicherung nicht einmal den Grund angeben, warum sie durchstarten. Wahl: „Wenn ein Pilot sage, er muss durchstarten, dann startet er durch und der Grund dahinter ist auch sekundär. Und ich finde, die letzte Landung wäre auch schon ein ausreichender Grund.“

Untersucht wird das nur, wenn ein „besonderes Vorkommnis“ vorliegt. Am Frankfurter Flughafen kommt es statistisch fast zwei Mal täglich vor, dass eine Maschine durchstartet, in Düsseldorf einmal am Tag. Auch ein Passagier auf der Toilette kann ein Grund sein, ebenso Tiere auf der Landebahn. Der Pilot meldet dem Tower dann, dass er einen „Go around“ fliegen wird. In Düsseldorf wurde daraus die Ehrenrunde nach dem letzten Flug über den großen Teich.

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Unsere Redaktion hat Menschen kontaktiert, die auf Facebook schreiben, wie sie die Aktion als Passagiere erlebt hätten. 20 Minuten vor der Landung sei durchgesagt worden, dass die Maschine eine Ehrenrunde drehe werde. Niemand habe sich beklagt, es habe sogar Applaus gegeben. Verständnis und Wehmut auch bei manchen Reisenden...