Lissabon/Madrid. In Portugal wüten zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate Waldbrände. Bei den aktuellen Feuern sind mindestens 35 Menschen gestorben.

Vier Monate nach heftigen Waldbränden herrscht in Portugal wieder ein Feuerinferno. Mindestens 35 Menschen kamen bei Bränden in mehreren mittelportugiesischen Bezirken ums Leben, wie die Zivilschutzbehörde am Montag mitteilte. In der nordwestspanischen Region Galicien kamen ebenfalls vier Menschen bei Waldbränden ums Leben.

Auch ein Säugling, nur einen Monat alt, starb in Portugal. Etwa 50 Bewohner wurden verletzt, 15 von ihnen schwer. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer steigt, da die Rettungskräfte noch nicht in alle Gebiete gelangen konnten.

Behörden bitten portugiesische Bürger um Hilfe bei Brandkekämpfung

Besonders betroffen sind diesmal die Bezirke Coimbra und Castelo Branco in der Mitte Portugals sowie weiter nördlich der Bezirk Viseu. Ein Sprecher der Zivilschutzbehörde nannte 65 Brandherde, davon 32 besonders heftig wütende Feuer. Die Behörden riefen die Menschen am Montag dazu auf, selbst gegen die Flammen vorzugehen, da nicht überall auf die Feuerwehrleute gewartet werden könne. Zahlreichen Straßen waren nicht mehr passierbar.

Die Flammen erreichten am Montag Fischerdörfer an der Atlantikküste. In der Kleinstadt Mira im Bezirk Coimbra fielen zahlreiche Häuser dem Feuer zum Opfer, wie die Zeitung „O Público“ in einem Live-Ticker berichtete. Mit Hilfe von 40 freiwilligen Helfern sei es den Feuerwehrkräften in Mira gelungen, die Flammen zu stoppen.

Ein Mitarbeiter der Spurensicherung der Polizei untersucht in Spanien ein ausgebranntes Auto.
Ein Mitarbeiter der Spurensicherung der Polizei untersucht in Spanien ein ausgebranntes Auto. © dpa | Lalo R. Villar

Ein Sprecher der Zivilschutzbehörde wies Kritik an den Behörden zurück: Grund für die Eskalation der Lage sei nicht eine falsche Strategie der Brandbekämpfung, sondern die Heftigkeit der Brände und die besonders große Trockenheit in diesem Jahr. Warmer Südwind fachte die Brände an. Die Einsatzkräfte hoffen auf ein Atlantiktief, das für die kommenden Tage Regen bringen soll.

Brandfläche vier Mal so groß wie Berlin

Etwa 20 von den Bränden bedrohte Ortschaften wurden evakuiert. Auch ein Studentenwohnheim der Universität Vigo und eine Fabrik des Automobilherstellers PSA Peugeot Citröen wurden geräumt. Insgesamt wurden in der Region bis zu 200 Brandherde registriert. Betroffen war eine Fläche von mehr als 4000 Hektar – das ist mehr als das Vierfache der Fläche von Berlin.

Im Juni bereits 63 Tote in Portugal

In Spanien werden Brandstifter für das Feuer verantwortlich gemacht. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy eilte am Montag nach Galicien, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Der galicische Regierungschef Alberto Núñez Feijóo bekundete über Twitter sein Beileid und fügte hinzu, dass er die Brandstifter verabscheue. Der Ministerrat der Regionalregierung kam zu einer Sondersitzung zusammen.

Im Juni waren bei Bränden im Bezirk Leira in der Mitte Portugals mindestens 63 Menschen ums Leben gekommen. Das Zentrum lag bei Pedrógão Grande, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon. Im August brachen in der Mitte Portugals erneut mehr als 150 Waldbrände aus. Auch damals hatte das beständig heiße und trockene Wetter die Ausbreitung der Flammen begünstigt. (dpa)