Stuttgart. Kevin Großkreutz ist erneut nicht zum Prozess um die Prügelattacke in Stuttgart vor Gericht erschienen. Die Täter wurden verurteilt.

Der Prozess um eine nächtliche Prügelattacke auf den Darmstädter Fußballprofi Kevin Großkreutz ist am Donnerstag fortgesetzt worden – allerdings erneut ohne den 29-jährigen als Zeugen. Das änderte jedoch nichts an dem Urteil. Die 17 und 18 Jahre alten Angeklagten hatten vor dem Amtsgericht Stuttgart eingeräumt, den Weltmeister in der Nacht zum 28. Februar am Stuttgarter Rotlichtviertel krankenhausreif geprügelt zu haben.

Das Amtsgericht verurteilte den 17-Jährigen, der zur Tatzeit unter Bewährung stand, wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren und neun Monaten Haft. Gegen den 18-Jährigen wurde, unter Einbeziehung eines anderen Urteils aus diesem Jahr, wegen Körperverletzung eine Jugendstrafe von einem Jahr und sieben Monaten Haft verhängt.

Angeklagte sind einschlägig bekannt

Beide Angeklagten sind einschlägig vorbestraft. Der 18-Jährige hat den ehemaligen Nationalspieler mit einem Faustschlag niedergestreckt, der heute 17-Jährige, der zur Tatzeit unter Bewährung stand, trat dem am Boden liegenden Fußballer gegen den Kopf.

Die Staatsanwaltschaft beantragte zunächst die Verhängung eines Ordnungsgeldes gegen Großkreutz, das bis zu 1000 Euro betragen kann. Dies lehnte das Gericht allerdings ab. Bei seinem Club Darmstadt 98 hieß es, er habe keine neue Vorladung bekommen. Zum Auftakt des Prozesses Ende September war der Spieler krankheitsbedingt nicht zur Aussage zum Amtsgericht Stuttgart gekommen.

Kevin Großkreutz landete im Krankenhaus

Zeugen aus beiden Gruppen schilderten die Abläufe jeweils sehr unterschiedlich. Einig waren sie sich aber darüber: Ein Großteil der Beteiligten war angetrunken. Warum beide Gruppen derart aneinander gerieten, wusste niemand mehr so richtig.

Großkreutz sei „wild gestikulierend und schreiend“ auf sie losgestürmt, sagte ein Zeuge aus der Gruppe der Angeklagten. Die Gruppe des Prügelopfers sah die Aggressoren indes eher auf der Gegenseite.

In jedem Fall lag Großkreutz am Ende im Krankenhaus. Laut Staatsanwaltschaft war er bewusstlos und musste eine Kopfverletzung behandeln lassen.

Er war mit etlichen Jugendspielern auf Partytour gewesen – was ihm sein damaliger Arbeitgeber, der VfB Stuttgart, übel nahm. Der Verein zeigte dem erst im Januar 2016 verpflichteten Profi kurz nach dem Vorfall die Rote Karte.

Großkreutz spielt inzwischen bei Darmstadt 98

Auf dem Weg zurück in die Bundesliga könne der Club keine Unruhe jenseits des Platzes gebrauchen, hieß es beim VfB. Spieler der ersten Mannschaft hätten eine besondere Vorbildfunktion, sagte der damalige Sportvorstand, Jan Schindelmeiser. „Dieser Rolle ist er nicht gerecht geworden.“

Mit Tränen in den Augen hatte sich Großkreutz Anfang März vom VfB verabschiedet. „Ich habe einen Fehler gemacht, der mir sehr leid tut“, waren seine Worte, nachdem der Club den Vertrag mit dem Rechtsverteidiger mit sofortiger Wirkung aufgelöst hatte. Den Aufstieg im Sommer 2017 erlebte Großkreutz nicht mehr mit. Er spielt inzwischen in der Zweiten Liga bei Darmstadt 98. (dpa)