Stockholm. Den Literaturnobelpreis erhält dieses Jahr der britisch-japanische Autor Kazuo Ishiguro. Der Romancier gehörte nicht zu den Favoriten.

Der britisch-japanische Schriftsteller Kazuo Ishiguro (62) wird in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Das gab die Nobelpreis-Jury am Donnerstag in Stockholm bekannt. Er wird für „seine Romane von starker emotionaler Kraft“ ausgezeichnet, wie die Schwedische Akademie bekanntgab. In seinen Werken habe Ishiguro die „Abgründe unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt“ bloßgelegt.

Zu Ishiguros größten Erfolgen zählt der Roman „Was vom Tage übrig blieb“, der 2005 auch auf Deutsch erschien. Das Buch wurde mit Anthony Hopkins und Emma Thompson in den Hauptrollen auch als Film ein großer Erfolg. Weitere bekannte Werke Ishiguros sind „Der begrabene Riese“ und „Bei Anbruch der Nacht“.

Die weltweit höchste Literatur-Auszeichnung ist in diesem Jahr mit neun Millionen Schwedischen Kronen dotiert, was etwa 940.000 Euro entspricht.

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Von Nagasaki nach Großbritannien

Ishiguro wurde 1954 im japanischen Nagasaki geboren. Als er fünf Jahre alt war, zog seine Familie nach Großbritannien. Dort studierte er später Englisch und Philosophie. Anfang der 80er-Jahre veröffentlichte er seinen ersten Roman „Damals in Nagasaki“. „Ich sehe zwar japanisch aus, bin aber ein britischer Schriftsteller“, hatte er im vergangenen Jahr in einem Interview der japanischen Tageszeitung „Mainichi Shimbun“ gesagt.

Kazuo Ishiguro wusste noch nichts von seiner Auszeichnung, als sein Name am Donnerstag in Stockholm verkündet wurde. Sie habe ihn zuvor nicht erreicht, sagte Jury-Chefin Sara Danius dem schwedischen Radio. „Ich werde versuchen, ihn jetzt anzurufen.“

Nach Bob Dylan wieder eine Überraschung

Der Münchner Blessing Verlag wurde von der Vergabe des Literaturnobelpreises an seinen Autor Ishiguro überrascht. „Das hat uns völlig aus dem Off erwischt“, sagte Verlagsleiter Holger Kuntze am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Ishiguro sei schon oft als preiswürdig gehandelt worden, aber diesmal auf keiner Liste aufgetaucht. Der Autor habe den Preis mehr als verdient, sagte Kuntze weiter. „Das ist ganz, ganz großartig, eine unfassbar gute Entscheidung!“

Mit der Wahl Ishiguros überrascht die Jury erneut. Im vergangenen Jahr war der Preis an den US-amerikanischen Lyriker und Sänger Bob Dylan gegangen. Die Vergabe an Dylan hatte für Diskussionen gesorgt, weil kein klassischer Buchautor geehrte wurde. Zudem hatte Dylan seinen Preis nicht während einer öffentlichen Zeremonie abholen und eine Rede halten wollen.

Preis wird am 10. Dezember überreicht

Der Literaturnobelpreis wird von der Schwedischen Akademie in Stockholm verliehen. Die Auswahl der Preisträger erfolgt nach Vorschlägen in einem mehrstufigen Verfahren. Der Nobelpreis wurde von dem schwedischen Unternehmer und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896) gestiftet. Die Verleihung aller sechs Nobelpreise findet an seinem Todestag, dem 10. Dezember, statt.

Nobelpreis für deutschsprachige Autoren

Herta Müller (1957) erhielt 2009 den Literaturnobelpreis. In der Begründung hieß es:“... für eine Schriftstellerin, die mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit zeichnet“. Zu ihren bekanntesten Werken gehören: „Atemschaukel“ (Roman), „Der König verneigt sich und tötet“ (Essays) und „Herztier“ (Roman). Der Nobelpreis für Literatur ist bisher dreizehn Mal in den deutschsprachigen Raum gegangen. Wir stellen bisherige Preisträger vor.
Herta Müller (1957) erhielt 2009 den Literaturnobelpreis. In der Begründung hieß es:“... für eine Schriftstellerin, die mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit zeichnet“. Zu ihren bekanntesten Werken gehören: „Atemschaukel“ (Roman), „Der König verneigt sich und tötet“ (Essays) und „Herztier“ (Roman). Der Nobelpreis für Literatur ist bisher dreizehn Mal in den deutschsprachigen Raum gegangen. Wir stellen bisherige Preisträger vor. © imago | Sven Simon
Elfriede Jelinek (1946) wurde 2004 „für den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen“ und ihre „sprachliche Leidenschaft“ ausgezeichnet. Bekannteste Werke der Österreicherin: „Die Klavierspielerin“ (Roman), „Lust“ (Roman) sowie das Theaterstück „Raststätte oder Sie machen’s alle“. Diese Aufnahme zeigt sie in ihrem Haus.
Elfriede Jelinek (1946) wurde 2004 „für den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen“ und ihre „sprachliche Leidenschaft“ ausgezeichnet. Bekannteste Werke der Österreicherin: „Die Klavierspielerin“ (Roman), „Lust“ (Roman) sowie das Theaterstück „Raststätte oder Sie machen’s alle“. Diese Aufnahme zeigt sie in ihrem Haus. © dpa | Roland Schlager
Günter Grass (1927-2015) wurde 1999 ausgezeichnet, „weil er in munter schwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat“. Bekannteste Romane: „Die Blechtrommel“, „Hundejahre“, „Die Rättin“ und „Der Butt“.
Günter Grass (1927-2015) wurde 1999 ausgezeichnet, „weil er in munter schwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat“. Bekannteste Romane: „Die Blechtrommel“, „Hundejahre“, „Die Rättin“ und „Der Butt“. © © epd-bild / Stefan Boness/Ipon | Stefan Boness/Ipon
Heinrich Böll (1917-1985) wurde 1972 für eine Dichtung, „die durch ihre Verbindung von zeitgeschichtlichem Weitblick und liebevoller Gestaltungskraft erneuernd in der deutschen Literatur gewirkt hat“ ausgezeichnet. „Ansichten eines Clowns“ und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ gehören zu seinen bedeutendsten Werken.
Heinrich Böll (1917-1985) wurde 1972 für eine Dichtung, „die durch ihre Verbindung von zeitgeschichtlichem Weitblick und liebevoller Gestaltungskraft erneuernd in der deutschen Literatur gewirkt hat“ ausgezeichnet. „Ansichten eines Clowns“ und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ gehören zu seinen bedeutendsten Werken. © imago | Sven Simon
Thomas Mann (1875 - 1955) erhielt 1929 für seinen zu einem klassischen Werk zeitgenössischer Literatur gewordenen großen Roman „Die Buddenbrooks“ den Nobelpreis für Literatur.
Thomas Mann (1875 - 1955) erhielt 1929 für seinen zu einem klassischen Werk zeitgenössischer Literatur gewordenen großen Roman „Die Buddenbrooks“ den Nobelpreis für Literatur. © picture alliance / Everett Colle | dpa Picture-Alliance /
Nelly Sachs (1891-1970) wurde 1966 ausgezeichnet. Die vor den Nazis nach Schweden geflohene deutsche Jüdin, wurde 1966 für ihre „hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren“ geehrt.
Nelly Sachs (1891-1970) wurde 1966 ausgezeichnet. Die vor den Nazis nach Schweden geflohene deutsche Jüdin, wurde 1966 für ihre „hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren“ geehrt. © imago stock&people | United Archives
Hermann Hesse (1877-1962) erhielt 1946 den Literaturnobelpreis. „Demian“, „Steppenwolf“ und „Das Glasperlenspiel“ gehören zu seinen bekanntesten Werken. Die Jury ehrte ihn für eine „inspirierte Verfasserschaft, die (...) neben Kühnheit und Tiefe zugleich klassische Humanitätsideale und hohe Stilwerte vertritt“. Diese Aufnahme von seinem Sohn Martin Hesse zeigt den Schriftsteller 1952 in seiner Bibliothek in der Casa Hesse (Casa Rossa) in der Schweizer Ortschaft Montagnola. In diesem Haus lebte er von 1931 bis zu seinem Lebensende 1962.
Hermann Hesse (1877-1962) erhielt 1946 den Literaturnobelpreis. „Demian“, „Steppenwolf“ und „Das Glasperlenspiel“ gehören zu seinen bekanntesten Werken. Die Jury ehrte ihn für eine „inspirierte Verfasserschaft, die (...) neben Kühnheit und Tiefe zugleich klassische Humanitätsideale und hohe Stilwerte vertritt“. Diese Aufnahme von seinem Sohn Martin Hesse zeigt den Schriftsteller 1952 in seiner Bibliothek in der Casa Hesse (Casa Rossa) in der Schweizer Ortschaft Montagnola. In diesem Haus lebte er von 1931 bis zu seinem Lebensende 1962. © © epd-bild / akg-images / Martin | akg-images GmbH
Elias Canetti (1905-1994) wurde 1981 ausgezeichnet. Der deutschsprachige Schriftsteller von Werken wie „Die Blendung“ lebte in Großbritannien und in der Schweiz. Die Schwedische Akademie würdigte sein „schriftstellerisches Werk, geprägt von Weitblick, Ideenreichtum und künstlerischer Kraft“.
Elias Canetti (1905-1994) wurde 1981 ausgezeichnet. Der deutschsprachige Schriftsteller von Werken wie „Die Blendung“ lebte in Großbritannien und in der Schweiz. Die Schwedische Akademie würdigte sein „schriftstellerisches Werk, geprägt von Weitblick, Ideenreichtum und künstlerischer Kraft“. © KPA Copyright | dpa Picture-Alliance
Carl Friedrich Georg Spitteler (1845-1924) bekam 1919 „in Würdigung besonders seines machtvollen Epos „Olympischer Frühling“ den Literaturnobelpreis verliehen Der Schweizer Dichter, Schriftsteller und Kritiker schrieb auch unter seinem Pseudonym Carl Felix Tandem.
Carl Friedrich Georg Spitteler (1845-1924) bekam 1919 „in Würdigung besonders seines machtvollen Epos „Olympischer Frühling“ den Literaturnobelpreis verliehen Der Schweizer Dichter, Schriftsteller und Kritiker schrieb auch unter seinem Pseudonym Carl Felix Tandem. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance /
Gerhart Hauptmann (1862-1946) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Naturalismus („Die Weber“). 1912 wurde er für seine „reiche, vielseitige, hervorragende Wirksamkeit auf dem Gebiet der dramatischen Dichtung“ ausgezeichnet.
Gerhart Hauptmann (1862-1946) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Naturalismus („Die Weber“). 1912 wurde er für seine „reiche, vielseitige, hervorragende Wirksamkeit auf dem Gebiet der dramatischen Dichtung“ ausgezeichnet. © © epd-bild / akg-images | akg-images GmbH
Paul Heyse (1830-1914) wurde 1910 für „seine von Idealismus durchdrungene, vollendete Kunst“, die er „als Lyriker, Dramatiker, Romanschriftsteller und Dichter von weltberühmten Novellen an den Tag gelegt hat“ geehrt.
Paul Heyse (1830-1914) wurde 1910 für „seine von Idealismus durchdrungene, vollendete Kunst“, die er „als Lyriker, Dramatiker, Romanschriftsteller und Dichter von weltberühmten Novellen an den Tag gelegt hat“ geehrt. © picture-alliance / IMAGNO/Wiener | dpa Picture-Alliance / Anonym
Rudolf Eucken (1846 - 1926) wurde 1908 für eine in zahlreichen seiner Werke (u.a.
Rudolf Eucken (1846 - 1926) wurde 1908 für eine in zahlreichen seiner Werke (u.a. "Grundlinien einer neuen Lebensanschauung") vertretene ideale Weltanschauung ausgezeichnet. In seinem in viele Sprachen übersetzten literarischen Werk entwickelte der Philosoph eine „schöpferischer Aktivismus“ genannte Lebensphilosophie. © dpa | -
Theodor Mommsen (1817-1903) wurde 1902 für das 1854 begonnene Monumentalwerk „Römische Geschichte“, das als Meisterwerk der Historiographie gilt, ausgezeichnet. Der deutsche Historiker wurde hier von dem Wiesbadener Maler Ludwig Knaus porträtiert.
Theodor Mommsen (1817-1903) wurde 1902 für das 1854 begonnene Monumentalwerk „Römische Geschichte“, das als Meisterwerk der Historiographie gilt, ausgezeichnet. Der deutsche Historiker wurde hier von dem Wiesbadener Maler Ludwig Knaus porträtiert. © © epd-bild / Keystone | Keystone
So sieht sie aus, die Vorderseite der Nobelpreis-Medaille für Literatur, Physik, Chemie und Medizin. Eine verschwiegene Truppe aus 18 Männern und Frauen (Sprachforscher, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Historiker) entscheidet jedes Jahr über den Literaturnobelpreis: die Schwedische Akademie. König Gustav III. gründete sie 1786.
So sieht sie aus, die Vorderseite der Nobelpreis-Medaille für Literatur, Physik, Chemie und Medizin. Eine verschwiegene Truppe aus 18 Männern und Frauen (Sprachforscher, Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, Historiker) entscheidet jedes Jahr über den Literaturnobelpreis: die Schwedische Akademie. König Gustav III. gründete sie 1786. © dpa | Lovisa Engblom/Nobel Foundation
Der schwedische Chemiker und Industrielle Alfred Nobel (1833-1896) übertrug der Akademie in seinem Testament 1896 die Aufgabe, künftig über den Literaturnobelpreis zu entscheiden. Mit der Stiftung der Nobelpreise wollte der schwedische Forscher und Großindustrielle einen Konflikt lösen, der sein Leben bestimmte: Der Dynamit-Erfinder konnte es nicht verwinden, dass viele seiner Entdeckungen für den Krieg genutzt wurden.
Der schwedische Chemiker und Industrielle Alfred Nobel (1833-1896) übertrug der Akademie in seinem Testament 1896 die Aufgabe, künftig über den Literaturnobelpreis zu entscheiden. Mit der Stiftung der Nobelpreise wollte der schwedische Forscher und Großindustrielle einen Konflikt lösen, der sein Leben bestimmte: Der Dynamit-Erfinder konnte es nicht verwinden, dass viele seiner Entdeckungen für den Krieg genutzt wurden. © dpa | DB
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Chemie-Nobelpreis für Deutsch-Amerikaner Joachim Frank

Bis Mitte der Woche wurden die Nobelpreise in den Kategorien Physik, Chemie und Medizin/Physiologie verliehen. Am Mittwoch wurde bekannt, dass der Deutsch-Amerikaner Joachim Frank (77) gemeinsam mit Jacques Dubochet (75) und Richard Henderson (72) für seine Chemie-Forschung geehrt wird. Die drei haben mit Kryo-Elektronenmikroskopie Moleküle in 3-D-Modellen sichtbar gemacht.

Chemie-Nobelpreis für Entwicklung der Kryo-Elektronenmikroskopie

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    Der Nobelpreis für Medizin geht 2017 an Jeffrey C. Hall, Michael Rosbach und Michael W. Young. Sie haben zur inneren Uhr von Lebewesen geforscht. So lässt sich heute erklären, wann der menschliche Körper am fittesten ist und wann bestimmte Körperfunktionen besonders aktiv sind.

    Der Physik-Nobelpreis geht an Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne für den ersten direkten Nachweis im All entstehender Gravitationswellen. (ac/epd)