Berlin. Der mutmaßliche Täter von Las Vegas, Stephen Paddock, war Buchhalter im Ruhestand und Pokerspieler. Doch was wissen wir noch über ihn?

Der 64-jährige US-Amerikaner Stephen Paddock soll in Las Vegas 59 Menschen getötet haben. Bei dem Attentat während eines Country-Konzerts wurden zudem mehr als 500 Menschen verletzt. Doch wer war der mutmaßliche Täter?

US-Präsident Donald Trump bezeichnete den Angriff auf Zehntausende Konzertbesucher in der Casino-Metropole als „Akt des puren Bösen“. Die Aussage des US-Präsidenten klingt anhand erster Erkenntnisse nachvollziehbar. Der mutmaßliche Täter hatte sich im Hotel Mandalay Bay am Strip in Las Vegas zwei Schießstände aufgebaut und dann in die Menge gefeuert. Analysen der „New York Times“ belegen, mit welcher unglaublichen Feuerrate geschossen wurde. Fast 100 Schüsse gab der Attentäter dabei innerhalb von 15 Sekunden ab. Bei jedem Detail des Angriffes stellt sich die Frage nach dem Motiv und dem Profil des mutmaßlichen Täters.

Paddocks Bruder berichtet von Poker-Ausflügen und Kreuzfahrten

Doch finden sich in bisherigen Informationen über Stephen Paddock nur wenige Anhaltspunkte, die direkt auf die Beweggründe schließen lassen. Paddocks Bruder Eric berichtete in mehreren Interviews, dass sein Bruder kein Fanatiker gewesen sei – weder religiös noch politisch. Dieser Ansicht ist auch das FBI, dass einen terroristischen Hintergrund weitestgehend ausschließt und damit Berichte des IS-Sprachrohrs „Amak“ zurückweist, wonach Paddock im Sinne der Terrorgruppe gehandelt habe.

Eric Paddock hat mehrere Interviews zu seinem Bruder gegeben.
Eric Paddock hat mehrere Interviews zu seinem Bruder gegeben. © dpa | John Raoux

Wie der Sender CNN berichtet, folgt Stephen Paddocks Biografie keiner klaren Linie. Vor allem beruflich zeigten sich einige Brüche, die auf den ersten Blick aber weniger negative Auswirkungen hatten. Zuletzt war Paddock als Buchhalter tätig. Doch seinen Lebensunterhalt schien er mit dem (Online-) Pokerspiel zu verdienen.

Stephen Paddock soll wohlhabend gewesen sein

Eric Paddock berichtet, dass Stephen wohlhabend gewesen sei und ihm immer wieder von größeren Gewinnen berichtet hatte. Diese scheinen auch für mehrere Kreuzfahrten gereicht zu haben. In einigen US-Medien wird so das Bild des Buchhalters im Vorruhestand gefestigt, der ab und zu zum Spielen nach Las Vegas reiste und sich aus der Ferne um seine Mutter in Florida kümmerte. Zuletzt habe er sich nach dem Hurrikan „Irma“ bei ihr gemeldet. Während er den Kontakt zur Mutter pflegte, hatte er zu seiner Ex-Frau und ehemaligen Freunden keinen Kontakt mehr, so berichtet CNN.

Doch was die Polizei über Paddock sagt, lässt den Schluss zu, dass die Tat längere Zeit geplant war. So hatte Paddock im Hotel in Las Vegas eine Suite gemietet und seine Schießstände an zwei unterschiedlichen Fenstern platziert. In dem Hotelzimmer fanden die Ermittler 16 Feuerwaffen und Unmengen an Munition. Allein um diese Menge an Waffen in das Hotelzimmer zu bringen, war eine längere Planung notwendig. Im Haus des mutmaßlichen Täters wurden 18 weitere Feuerwaffen gefunden, im Auto Zutaten zum Bau eines Sprengsatzes. Ein Bekennerschreiben oder andere Hinweise zum Motiv haben die Ermittler bis jetzt noch nicht präsentiert.

Wie würde über einen Nicht-Weißen Täter berichtet?

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Und so rätseln Beobachter nicht nur über die widersprüchlichen Erkenntnisse über den mutmaßlichen Täter, sondern auch darüber, wie mit solchen Attentaten und den Tätern umgegangen wird. Der amerikanische Islamforscher und Aktivist Yasir Qadhi stellt in einem Facebook-Post etwa die Frage, wie die Berichterstattung ausgesehen hätte, wenn der mutmaßliche Täter kein weißer Mann im Ruhestand gewesen wäre.

Unter dem mehr als 55.000 Mal (Stand 3. Oktober, 10 Uhr) geteilten Beitrag diskutieren Tausende Nutzer. Im Zentrum steht die Frage: Wo liegen die Unterschiede zwischen Mord, Amoklauf und Terroranschlag? (mit Material von dpa)