Augsburg. Ein Ex-SPD-Politiker muss sich wegen mehrerer Sex-Straftaten vor Gericht verantworten. Er machte nun einen Deal mit dem Staatsanwalt.

Der wegen sexuellen Missbrauchs von mehreren Frauen angeklagte frühere SPD-Landtagsabgeordnete Linus Förster hat vor Gericht ein weitgehendes Geständnis abgelegt. Zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Augsburg trug der Verteidiger des 52-Jährigen am Montag eine Erklärung vor, mit der die meisten angeklagten Fälle eingeräumt werden.

Förster machte anschließend umfangreiche Detailangaben zu den einzelnen Taten und betonte, dass es ihm leid tue. Er habe seit seiner Jugend durch Sex nach Bestätigung gesucht, dabei sei es auch zu „Grenzüberschreitungen“ gekommen.

Frauen im Schlaf missbraucht

Dem Ex-Politiker wird vorgeworfen, mehrfach in seiner Wohnung schlafende Frauen missbraucht und dabei teilweise auch Videoaufnahmen gemacht zu haben. In einem Fall soll es zum Missbrauch bei einer Gartenparty an einem Lagerfeuer gekommen sein. In weiteren Fällen soll er seine Freundinnen heimlich gefilmt haben, als er mit ihnen Sex hatte.

Außerdem ist er wegen des Besitzes von mehr als 1300 Kinderpornos angeklagt. Nach Försters Erklärung sind diese Fotos und Videos auf seine Computer gelangt, als er „wahllos Dateien aus dem Internet geladen“ habe. Er sei selbst schockiert gewesen, als er gehört habe, dass die Kripo diese Bilder bei ihm gefunden habe. „Ich habe keinerlei pädophile Neigungen“, beteuerte Förster.

Mit Anklage über Strafmaß verhandelt

Förster sitzt wegen der Vorwürfe seit Dezember in Untersuchungshaft. Sein Verteidiger Walter Rubach hatte bereits vor dem Prozess angekündigt, dass Förster ein Geständnis ablegen werde. Nach Rubachs Angaben strebt Förster einen Täter-Opfer-Ausgleich mit allen Frauen an, an mehrere Opfer seien bereits Zahlungen von jeweils mehreren tausend Euro geleistet worden.

Rubach hatte im Vorfeld mit der Staatsanwaltschaft über das Strafmaß verhandelt. Demnach kann Förster im Fall eines umfassenden Geständnisses mit einer Strafe von etwa vier Jahren Gefängnis rechnen, wie aus einer Aktennotiz der Anklagebehörde hervorgeht. Ohne Geständnis hätte die Staatsanwaltschaft demnach ein Strafmaß von sechs Jahren angestrebt.

Förster verließ Ende 2016 die SPD

Der Angeklagte räumt die meisten Taten ein, nur einen versuchten Missbrauch bestreitet er. Förster berichtete davon, dass er in der Vergangenheit psychische Probleme hatte und deswegen auch in einer Klinik war. Außerdem habe er eine ambulante Therapie gemacht. Förster sprach selbst davon, dass er ein „narzisstisches Ich“ gehabt habe. Er habe einfach die erotischen Videos sammeln wollen.

Ein Urteil in dem Prozess wird bis Ende September erwartet. Förster war wegen der Vorwürfe Ende 2016 aus der SPD ausgetreten und hatte damals auch sein Landtagsmandat niedergelegt. (dpa)