Essen. Ein Rentner bricht in einer Bankfiliale in Essen zusammen, mehrere Kunden steigen einfach über ihn hinweg. Nun wurden sie verurteilt.

Im Prozess um den in einer Essener Bankfiliale bewusstlos liegen gelassenen Rentner sind drei Angeklagte zu Geldstrafen verurteilt worden. Wie die „WAZ“ berichtet, reichen die Geldstrafen von 2400 bis 3600 Euro.

Der Mann sei ihnen einfach gleichgültig gewesen, sagte Richter Karl-Peter Wittenberg. Die drei Bankkunden hätten billigend in Kauf genommen, dass da jemand liegt, der Hilfe benötigt. „Keiner wollte Hilfe leisten“, sagte Wittenberg zur Begründung der Geldstrafen.

Angeklagter: „Ich dachte, er schläft“

Zwei der drei Angeklagten hatten zuvor ausgesagt, sie hätten den 83-Jährigen für einen Obdachlosen gehalten. „Ich dachte, er schläft“, sagte ein 61 Jahre alter Angeklagter am Montag vor dem Amtsgericht Essen. Dagegen schilderte ein Polizeibeamter, der mit einem Kollegen zu der Bank gerufen worden war: „Für uns war klar, dass es sich nicht um einen Obdachlosen handelt.“

Die drei Angeklagten warten in Essen im Gerichtssaal neben ihren Anwälten Gerd Küppers (l) und Manfred Gregorius (4.v.l.) auf den Prozessbeginn.
Die drei Angeklagten warten in Essen im Gerichtssaal neben ihren Anwälten Gerd Küppers (l) und Manfred Gregorius (4.v.l.) auf den Prozessbeginn. © dpa | Marcel Kusch

Die drei Angeklagten, zwei Männer und eine Frau, mussten sich wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. Eine Überwachungskamera im Vorraum der Bank hatte den aufsehenerregenden Fall dokumentiert. Auf dem Weg zum Bankautomaten stiegen demnach vier Kunden über den zusammengebrochenen 83-Jährigen oder machten einen großen Bogen um ihn. Erst ein fünfter Kunde setzte einen Notruf ab.

Mann starb eine Woche später

Ein medizinisches Gutachten hatte ergeben, dass er nicht an den Folgen der unterlassenen Hilfeleistung gestorben ist, sondern auch bei schnellerer notärztlicher Versorgen gestorben wäre.

Der Vorfall ereignete sich am 3. Oktober 2016 in der Filiale der Deutschen Bank in Essen-Borbeck. Wegen des Feiertags waren keine Bankmitarbeiter anwesend. Der Fall hatte nach der Veröffentlichung der Bilder einer Überwachungskamera durch die Polizei bundesweit für Fassungslosigkeit gesorgt.

Rentner war mit Kopf auf Boden aufgeschlagen

Die Aufzeichnungen zeigten, dass der 83-Jährige zweimal vor dem Überweisungsautomaten der Bankfiliale gestürzt und dabei mit dem Kopf auf den Fliesenboden aufgeschlagen war. Nach einem weiteren Versuch, aufzustehen, war der Mann schließlich bewusstlos liegen geblieben.

Zunächst standen drei der vier Bankkunden vor Gericht. Das Verfahren gegen den vierten Angeklagten wurde wegen dessen Gesundheitszustand abgetrennt. (dpa/rtr/ac)