Berlin. Er gab sich als Fotograf im Irak und in Syrien aus. Seine Fotos verkaufte er weltweit. Nun wurde Eduardo Martins als Betrüger entlarvt.

  • Der britische TV-Sender BBC sowie die Fotoagentur Getty Images bezogen Fotos von einem Kriegsfotografen, der sich nun als Schwindler entpuppte
  • Der Mann, der sich Eduardo Martins nennt, hat Bilder angeboten, die er von anderen Fotografen geklaut hat
  • Eine Reporterin deckte nun den Schwindel auf

Zu seinen Kunden gehörte der renommierte britische TV-Sender BBC ebenso wie das Wall Street Journal oder die Fotoagentur Getty Images. Doch Eduardo Martins, der vermeintliche brasilianische Kriegsfotograf, wurde als Betrüger entlarvt. Seine angeblichen Fotos aus Kriegsgebieten wie Syrien oder Irak hatte er dreist von anderen Fotografen geklaut – und als seine eigenen Aufnahmen ausgegeben.

Auf ihrer Internetseite berichtet die BBC nun, eine ihrer Mitarbeiterinnen habe den Schwindel aufgedeckt. Die Redakteurin war selbst als Reporterin im Irak tätig – und wurde misstrauisch, als sich herausstellte, dass kein dort tätiger Medienvertreter je von einem Fotografen namens Eduardo Martins gehört hatte, geschweige denn ihn persönlich kennengelernt hatte.

Die BBC bohrte nach, sprach mit der UN, für die der Mann angeblich arbeitete. Bei den Vereinten Nationen bestätigte man der BBC dann, dass man keinen Martins kenne.

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Fremde Fotos am PC bearbeitet

Laut BBC hat der Mann, der sich Eduardo Martins nannte, über Jahre hinweg Fotos anderer Fotografen benutzt – leicht verändert, beispielsweise seitenverkehrt – und damit ein gutes Geschäft gemacht. Zudem habe er an Stelle seines eigenen Gesichts das eines Surfers aus dem südenglischen Cornwall benutzt und in die Fotos manipuliert. Die Bilder der Surfers soll er von dessen Instagram-Profil geklaut haben, heißt es.

Martins selber behauptete in einem Interview, er reise seit einem Jahr mit einem Wohnmobil um die Welt und bringe neben seiner Tätigkeit als Kriegsfotograf Kindern im Gazastreifen das Surfen bei.

Heldengeschichten im Interview erzählt

Damit nicht genug. In Interviews stellte sich der vermeintliche Fotograf gern als Held dar, so die BBC. So erzählte er im Oktober 2016 dem „Recount Magazine“: „Einmal, während einer Schießerei im Irak, hörte ich auf zu fotografieren, um einem Jungen zu helfen, der von einem Molotow-Cocktail getroffen worden war. Ich ließ die Kamera liegen und half ihm, aus dem gefährdeten Bereich zu kommen.“ In solchen Momenten, die zu seiner „normalen Arbeit gehören“, sei er kein Fotograf mehr, „sondern ein Mensch“.

Alles erfunden.

Online-Beziehung zu jungen Frauen

Offenbar ging Martins mit seinen vermeintlichen Heldentaten auch im Internet hausieren. Die BBC berichtete jedenfalls, man habe während der Recherche zu dem Schwindel Kontakt zu sechs jungen Frauen bekommen, die eine „romantische Online-Beziehung“ zu dem angeblichen Kriegsfotografen gehabt haben wollen. Keine der Frauen habe Martins aber je persönlich getroffen.

Doch ein Rätsel konnte auch die BBC bislang nicht klären: Wer sich nämlich hinter dem Namen Eduardo Martins verbirgt. „Die Person hinter dem Falsch-Namen ist weiter ein Mysterium“, so der Sender. Sein Instagram-Account ist inzwischen nicht mehr erreichbar. (W.B.)