San Juan/Mexiko-Stadt. In der Karibik sind mindestens zehn Menschen durch Hurrikan „Irma“ gestorben. Unterdessen brauen sich zwei weitere Stürme zusammen.

  • Der Rekord-Hurrikan „Irma“ hat in der Karibik mindestens zehn Menschen getötet
  • Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern zerstörte der stärkste je gemessene Atlantik-Sturm auf mehreren Inseln fast alle Gebäude
  • Im US-Bundesstaat Florida sind Evakuierungen angeordnet worden

Hurrikan „Irma“ hat in der Karibik schwere Verwüstungen angerichtet und mehrere Menschen in den Tod gerissen. Der Tropensturm der höchsten Kategorie fünf hinterließ zerstörte Häuser, überflutete Straßen und entwurzelte Bäume. Die Schäden auf den Inseln Barbuda, Anguilla und Saint-Martin wurden als katastrophal beschrieben. Einige Gegenden gelten als unbewohnbar.

Wie viele Menschen ums Leben kamen, blieb zunächst unklar. Frankreichs Premierminister Edouard Philippe sagte am Donnerstag, im Überseegebiet Saint-Martin seien vier Tote gefunden worden. Er betonte, die Bilanz sei noch unsicher. Auf dem niederländischen Inselteil Sint Maarten kam mindestens ein Mensch ums Leben, wie Innenminister Roland Plasterk mitteilte. Zuvor war bereits von mehr Toten die Rede gewesen.

Es könnten bis zu 37 Millionen Menschen betroffen sein

Der schlechte Zugang zum Katastrophengebiet machte eine genaue Erfassung der Opferzahlen zunächst schwierig. Im britischen Überseegebiet Anguilla und auf Barbuda kamen zwei Menschen ums Leben. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich bestürzt über die Todesopfer und die Verwüstungen in der Karibik. Den Menschen und Regierungen der Gebiete sprach er sein Beileid aus.

So wütet Hurrikan „Irma“ in der Karibik

Der Hurrikan „Irma“ hat in der Karibik schwere Verwüstungen angerichtet und mehrere Menschen das Leben gekostet. Die Schäden auf den Inseln Barbuda, Anguilla und Saint Martin/Sint Maarten werden als katastrophal beschrieben.
Der Hurrikan „Irma“ hat in der Karibik schwere Verwüstungen angerichtet und mehrere Menschen das Leben gekostet. Die Schäden auf den Inseln Barbuda, Anguilla und Saint Martin/Sint Maarten werden als katastrophal beschrieben. © dpa | -
Einige Gegenden gelten als unbewohnbar. Häuser wurden zerstört, die Infrastruktur schwer beschädigt, Straßen überflutet.
Einige Gegenden gelten als unbewohnbar. Häuser wurden zerstört, die Infrastruktur schwer beschädigt, Straßen überflutet. © dpa | -
„Irma“ zieht mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde durch die Karibik – und hinterlässt Verwüstung und Überschwemmungen.
„Irma“ zieht mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde durch die Karibik – und hinterlässt Verwüstung und Überschwemmungen. © Getty Images | Jose Jimenez
Einige der Karibik-Inseln werden nach dem Sturm als nahezu komplett unbewohnbar beschrieben.
Einige der Karibik-Inseln werden nach dem Sturm als nahezu komplett unbewohnbar beschrieben. © REUTERS | HANDOUT
Auch in der Dominikanischen Republik verwüstete der Sturm Häuser.
Auch in der Dominikanischen Republik verwüstete der Sturm Häuser. © REUTERS | RICARDO ROJAS
Mitarbeiter eines Energieversorgungsunternehmens zersägten in Sanchez (Dominikanische Republik) einen Baum, der auf Stromleitungen gestürzt war.
Mitarbeiter eines Energieversorgungsunternehmens zersägten in Sanchez (Dominikanische Republik) einen Baum, der auf Stromleitungen gestürzt war. © dpa | Tatiana Fernandez
Auch in der Dominikanischen Republik gab es Überschwemmungen.
Auch in der Dominikanischen Republik gab es Überschwemmungen. © REUTERS | RICARDO ROJAS
Trotz Sturm und Regens beseitigten diese Männer auf Puerto Rico einige Trümmer.
Trotz Sturm und Regens beseitigten diese Männer auf Puerto Rico einige Trümmer. © REUTERS | ALVIN BAEZ
Der starke Wind peitscht das Meer an Land.
Der starke Wind peitscht das Meer an Land. © REUTERS | ALVIN BAEZ
In der Paraquita Bay auf den britischen Jungferninseln hat der Hurrikan zahlreiche Boote zusammengeschoben und beschädigt.
In der Paraquita Bay auf den britischen Jungferninseln hat der Hurrikan zahlreiche Boote zusammengeschoben und beschädigt. © REUTERS | HANDOUT
Ein Mann betrachtet die Schäden auf seinem Grundstück.
Ein Mann betrachtet die Schäden auf seinem Grundstück. © dpa | Johnny Jno-Baptiste
Diese Kinder haben in einer Notunterkunft auf Puerto Rico Schutz vor Hurrikan „Irma“ gesucht.
Diese Kinder haben in einer Notunterkunft auf Puerto Rico Schutz vor Hurrikan „Irma“ gesucht. © REUTERS | ALVIN BAEZ
Bäume, die durch den Hurrikan umgeknickt sind, versperren eine Straße in Fajardo, Puerto Rico.
Bäume, die durch den Hurrikan umgeknickt sind, versperren eine Straße in Fajardo, Puerto Rico. © REUTERS | ALVIN BAEZ
Regenschirme sind kein wirksamer Schutz gegen die Kraft von Hurrikan „Irma“.
Regenschirme sind kein wirksamer Schutz gegen die Kraft von Hurrikan „Irma“. © REUTERS | ALVIN BAEZ
Menschen räumen Teile eines zerstörten Docks auf.
Menschen räumen Teile eines zerstörten Docks auf. © dpa | Johnny Jno-Baptiste
In Florida bereiten sich die Menschen unterdessen auf die Ankunft von „Irma“ vor – beispielsweise mit Sandsäcken.
In Florida bereiten sich die Menschen unterdessen auf die Ankunft von „Irma“ vor – beispielsweise mit Sandsäcken. © dpa | Mike Lang
Auf der Flucht nach Norden: Einige Gebiete im Süden Floridas werden evakuiert.
Auf der Flucht nach Norden: Einige Gebiete im Süden Floridas werden evakuiert. © dpa | Al Diaz
Die Menschen in Florida decken sich – wie von Experten empfohlen – mit Vorräten ein. Der Sturm könnte Samstagabend (Ortszeit) in Florida auf Land treffen.
Die Menschen in Florida decken sich – wie von Experten empfohlen – mit Vorräten ein. Der Sturm könnte Samstagabend (Ortszeit) in Florida auf Land treffen. © dpa | The Palm Beach Post
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Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten in den kommenden Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Sturms betroffen sein. Der Hurrikan passierte am Donnerstag die Dominikanische Republik sowie Haiti und sollte dann weiter Richtung Kuba, Bahamas und Florida ziehen.

UN-Generalsekretär António Guterres.
UN-Generalsekretär António Guterres. © REUTERS | Rafael Marchante

„Irma“ ist einer der stärksten jemals in der Region registrierten Tropenstürme mit Spitzen-Windgeschwindigkeiten von 290 Kilometern pro Stunde. Der Hurrikan war am Mittwochmorgen auf der kleinen Karibikinsel Barbuda erstmals auf Land getroffen. „Mindestens 95 Prozent der Gebäude wurden beschädigt. 60 Prozent der Bevölkerung sind obdachlos“, sagte der Premierminister von Antigua und Barbuda, Gaston Browne. Die Insel sei praktisch unbewohnbar geworden.

Weiterer Hurrikan im Anflug

Angesichts des heraufziehenden Hurrikans „José“ rief die Regierung die Bewohner auf, Barbuda zu verlassen und auf der Nachbarinsel Antigua Schutz zu suchen. Sollte der neue Wirbelsturm weiter Kurs auf Barbuda nehmen, werde die Insel zwangsgeräumt.

Nach dem Durchzug von „Irma“ begannen auf den Kleinen Antillen im Südosten der Karibik die Aufräumarbeiten. Vom französischen Übersee-Département Guadeloupe aus wurden 400 Gendarmen und 400 Feuerwehrleute in das Gebiet geschickt. Zwei Fregatten, zwei Aufklärungsflugzeuge, Transportflugzeuge und Helikopter waren im Einsatz. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die britische Premierministerin Theresa May vereinbarten eine enge Zusammenarbeit, um das Ausmaß der Zerstörung zu erfassen und die Rettungsmaßnahmen zu koordinieren.

Hurrikan “Irma“: Alle wappnen sich

Die Regale eines Walmart Supermarktes sind in Fort Lauderdale im US-Bundesstaat Florida weitestgehend leergekauft. Die Bewohner und Behörden der Karibik-Inseln und Floridas bereiten sich auf einen der stärksten Hurrikans der vergangenen Jahrzehnte vor.
Die Regale eines Walmart Supermarktes sind in Fort Lauderdale im US-Bundesstaat Florida weitestgehend leergekauft. Die Bewohner und Behörden der Karibik-Inseln und Floridas bereiten sich auf einen der stärksten Hurrikans der vergangenen Jahrzehnte vor. © dpa | Orit Ben-Ezzer
Schlange stehen: Kunden mit überfüllten Einkaufswagen an der Kasse eines Supermarktes in Florida.
Schlange stehen: Kunden mit überfüllten Einkaufswagen an der Kasse eines Supermarktes in Florida. © dpa | Orit Ben-Ezzer
Es ist einer der stärksten Tropenstürme, der je in der Region registriert wurde: Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 Kilometern pro Stunde ist Hurrikan „Irma“ bereits auf die Kleinen Antillen im Südosten der Karibik zugezogen. Die Menschen in Florida bereiteten sich auf das Schlimmste vor.
Es ist einer der stärksten Tropenstürme, der je in der Region registriert wurde: Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 Kilometern pro Stunde ist Hurrikan „Irma“ bereits auf die Kleinen Antillen im Südosten der Karibik zugezogen. Die Menschen in Florida bereiteten sich auf das Schlimmste vor. © REUTERS | ALVIN BAEZ
Pedro Gabriel sichert in Florida die Fenster seines Antikgeschäftes mit Holzplatten.
Pedro Gabriel sichert in Florida die Fenster seines Antikgeschäftes mit Holzplatten. © dpa | Bruce R. Bennett
Im Baumarkt warten die Menschen auf Holzplatten.
Im Baumarkt warten die Menschen auf Holzplatten. © REUTERS | JOE SKIPPER
Ed Fluker kauft die letzten Benzinkanister in einem Baumarkt.
Ed Fluker kauft die letzten Benzinkanister in einem Baumarkt. © dpa | Stephen M. Dowell
Giberto Coutreas (vorne) und Luis Pacheco sichern in Palm Beach die Schaufenster ihres Ladens.
Giberto Coutreas (vorne) und Luis Pacheco sichern in Palm Beach die Schaufenster ihres Ladens. © dpa | Allen Eyestone
Ein Schild mit der Aufschrift
Ein Schild mit der Aufschrift "No Water" steht in Palm Beach Garden in Florida auf dem Parkplatz vor einem Supermarkt. © dpa | Richard Graulich
Touristen wurden aufgefordert, die Südwestspitze Floridas einschließlich der Inselkette Florida Keys zu verlassen. Die US-Behörden haben vor „potenziell katastrophalen“ Folgen des anrückenden Rekord-Hurrikans „Irma“ gewarnt.
Touristen wurden aufgefordert, die Südwestspitze Floridas einschließlich der Inselkette Florida Keys zu verlassen. Die US-Behörden haben vor „potenziell katastrophalen“ Folgen des anrückenden Rekord-Hurrikans „Irma“ gewarnt. © dpa | Alan Diaz
Mitglieder des Zivilschutzes bereiten ihre Ausrüstung vor. In Süd-Florida, wo der Wirbelsturm am Samstag erwartet wird, wurden erste Schulen geschlossen.
Mitglieder des Zivilschutzes bereiten ihre Ausrüstung vor. In Süd-Florida, wo der Wirbelsturm am Samstag erwartet wird, wurden erste Schulen geschlossen. © REUTERS | RICARDO ROJAS
Sandsäcke zum Schutz vor Wassermassen.
Sandsäcke zum Schutz vor Wassermassen. © REUTERS | JOE SKIPPER
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Niederländische Marinesoldaten trafen mit ersten Hilfsgütern auf Sint Maarten ein. Sie sollten helfen, den Flughafen und den Hafen wieder instandzusetzen. Zwei Flugzeuge der niederländischen Streitkräfte mit Hilfsgütern waren unterwegs zu der Insel. Sie hatten unter anderem Trinkwasser und Nahrung für die etwa 40 000 Einwohner an Bord.

Auch zahlreiche Karibikurlauber waren vom Hurrikan betroffen. In der Dominikanischen Republik brachten die Behörden rund 7500 Touristen in Sicherheit. In Kuba wurden rund 36 000 Urlauber von der besonders gefährdeten Nordküste an sicherere Orte gebracht, wie das staatliche Fernsehen berichtete.

In der Dominikanischen Republik wurden Straßen überflutet, Bäume fielen um und Dächer wurden abgedeckt. Über 2000 Häuser wurden beschädigt, wie der Zivilschutz mitteilte. Rund 6800 Menschen suchten demnach Schutz in Notunterkünften oder bei Verwandten und Freunden.

Evakuierungen im Süden von Florida

Mit Sorge blickten Hilfsorganisationen auf das bitterarme Haiti. Dort leiden die Menschen noch immer unter den Auswirkungen des Erdbebens von 2010 und Hurrikan „Matthew“ im vergangenen Jahr. Viele Haitianer leben in provisorischen Unterkünften und sind schlecht auf einen neuerlichen Tropensturm vorbereitet. „Mit jeder Naturkatastrophe verschlechtert sich die Lage der Menschen“, sagt Catherine Stubbe von der Hilfsorganisation Handicap International in Port-au-Prince. „Wenn sie sich gerade von einem Unglück erholt haben, kommt das nächste.“

Es galt als wahrscheinlich, dass „Irma“ am Samstag auf Florida trifft. Gouverneur Rick Scott rief die Einwohner des US-Bundesstaates zu äußerster Vorsicht auf. Der bevorstehende Sturm sei in vielen Teilen Floridas lebensgefährlich.

In Floridas Süden, etwa auf der Inselkette der Florida Keys, wurden Evakuierungen angeordnet. Jeder müsse sich darauf vorbereiten, sein Zuhause zu verlassen, sagte Scott. In vielen Orten wappneten sich die Menschen mit Hamsterkäufen. Vor Supermärkten bildeten sich lange Schlangen.