Berlin. Es war die heftigste Eruption auf der Sonne seit über einem Jahrzehnt. Der Sonnensturm vom Mittwoch hat auch Funksignale gestört.

Am Mittwoch ist es auf der Sonne zum heftigsten Sonnensturm seit zwölf Jahren gekommen. Eine solche Eruption hat die Energie von mehreren Milliarden Atombombenexplosionen, sie kann sich auf einer Fläche der Sonne ereignen, die das Zehnfache der Erdoberfläche einnimmt. Zunächst gab es Hoffnungen, bis nach Deutschland könnten Polarlichter zu sehen sein.

Nach einer Eruption auf der Sonne kommen die ersten Folgen mit Lichtgeschwindigkeit nach rund acht Minuten auf der Erde an: Röntgenstrahlung dringt in die Ionosphäre ein und kann die elektrischen Eigenschaften dort so verändern, dass die Ausbreitung von Funkwellen beeinflusst wird. Betroffen ist ein Bereich der Kurz- und Ultrakurzwellen, in dem sich Teile des Amateur- und Mobilfunks und RFID abspielen. Auch GPS war betroffen. Am Mittwoch kam es zu der gewaltigen Explosion um etwa 14 Uhr, eine zweite zuvor war weniger stark.

Das Solar Dynamics Observatory der Nasa hat die beiden Eruptionen vom Mittwoch festgehalten, die Nasa hat die Bilder davon verbreitet. Zu erkennen ist besonders ein greller UV-Blitz.

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Acht Minuten später traf die Strahlung die Erde. Die Sonne stand über Europa und Afrika. Die Seite Spacewather.com hat illustriert, wo die Blackout-Zone war. Über mögliche Folgen wurde bisher nichts bekannt.

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Der ersten Strahlung folgen Gas-Massen

Bei den Eruptionen können auch gigantische Mengen Gas ins Weltall geschossen werden, das sind sogenannte koronale Massenauswürfe. Sie sind sehr viel länger unterwegs – und machen sich als Polarlichter bemerkbar. Wegen des sehr starken Sturms gab es Hoffnung, das Phänomen könnte in den nächsten Tagen auch deutlich weiter entfernt von den Polen zu sehen sein als sonst. Doch dafür müssten die Gasmassen nach der Eruption direkt in Richtung der Erde geschleudert werden. Der Großteil fliegt nach neueren Erkenntnissen jedoch vorbei. Ausläufer erzeugten allerdings in der Nacht in Island Polarlichter.

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Das wunderschön anzusehende Himmelsspektaktel hat aber auch seine Schattenseiten. Die Weltraummeteorologin Tamitha Skov sagte in einem Livestream, der Sturm könne auch Auswirkungen auf den Flugverkehr haben. Die Polarregionen, wo das Erdmagnetfeld generell weniger schützt, werden einer erhöhten kosmischen Strahlung ausgesetzt. Es könne sinnvoll sein, wenn Verkehrsflugzeuge auf Flügen in der Polarregion weiter entfernte Routen wählen oder in niedrigerer Höhe fliegen. Sie erklärte, Weltraumspaziergänge auf der ISS seien in den nächsten Tagen ausgeschlossen.

Stromleitungen gefährdet, Menschen nicht

Eine erhöhte Erdbebengefahr gibt es der Expertin zufolge durch die Aktivität der Sonne nicht. Auch für Fahrzeuge oder auch elektronisches Gerät wie Herzschrittmacher hätten die Stürme keinerlei Auswirkungen. Die Stärke des Magnetfelds entspreche der eines Kühlschrankmagneten. „Das macht nur bei sehr großen Flächen etwas aus, auf die das einwirkt.“

Betroffen sein können etwa Überlandleitungen, wenn Ausgleichsstrom zum Ausfall in Transformatorstationen führt. 1989 waren sechs Millionen Kanadier nach einem Sonnensturm und bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt für Stunden ohne Strom – und ohne Fernwärme.

1859 schwere Schäden beim Telegrafennetz

Der größte bekannte Sonnensturm wurde als Carrington-Ereignis bekannt. Vom 28. August bis 4. September 1859 kam es zu mehreren Sonneruptionen. Das weltweit gerade im Aufbau befindliche Telegrafennetz wurde dabei schwer beschädigt, weil Starkströme durch die Leitungen schossen. Es gab Berichte, dass Menschen nachts in Europa auf der Straße Zeitung lesen konnten – Polarlichter waren noch in Rom sichtbar. Ein Sturm dieser Stärke würde heute auf der Erde gigantische Schäden anrichten.

Tote Pottwale am Deich von Kaiser-Wilhelm-Koog in Schleswig-Holstein. Auslöser des rätselhaften Tods der Tiere könnte ein Sonnensturm gewesen sein, vermuten Wissenschaftler jetzt.
Tote Pottwale am Deich von Kaiser-Wilhelm-Koog in Schleswig-Holstein. Auslöser des rätselhaften Tods der Tiere könnte ein Sonnensturm gewesen sein, vermuten Wissenschaftler jetzt. © REUTERS | Fabian Bimmer

Die kleine Störung des Erdmagnetfels kann möglicherweise auch indirekt zum Tod von Walen führen. Physiker der Universität Kiel liefern im „International Journal of Astrobiology“ eine mögliche Erklärung für das rätselhafte Sterben von 29 gesunden Pottwalen an der deutschen (17), niederländischen (sechs), britischen (sechs) und französischen Nordseeküste (1) Anfang 2016. Die Tiere könnten sich nach einem Sonnensturm verirrt haben. „Wo die Poalrlichter zu sehen sind, sind die größten Störungen im Erdmagnetfeld“, sagte der Kieler Wissenschaftler Klaus Vanselow der BBC.

Wale in falscher Richtung geschwommen?

Kurz zuvor hatte es zwei Sonneneruptionen gegeben, die zu einer Verformung der Mangnetfeldlinien über der Nordsee geführt haben. Vor Norwegen könnten die Wale deshalb falsch abgebogen und südlich an Schottland vorbei geschwommen sein statt westlich zu schwimmen. So sind sie demnach in die verhängnisvollen flachen Küstengewässer geraten. Bei manchen Vögeln ist bereits nachgewiesen, dass sie sich am Erdmagnetfeld orientieren.