Dagmar Wöhrl – Vom Bundestag direkt in „Die Höhle der Löwen“
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Von Jonas Erlenkämper
Hamburg. Dagmar Wöhrl ersetzt Unternehmer Jochen Schweizer. Sie ist eine schillernde Politikerin und wird nicht einfach zu überzeugen sein.
Zwischen Wehmut und Vorfreude liegen nur ein paar Stunden. Am heutigen Dienstag nimmt die CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl an ihrer letzten Bundestagssitzung teil. Nach mehr als 20 Jahren im Parlament ist Schluss. In ein tiefes Loch fällt sie nicht: Sie wechselt von der Politik ins Showgeschäft. Am Abend schaut sie sich die Premierenfolge der neuen Staffel der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ an, in deren Jury sie selbst sitzt – als Nachfolgerin des Erlebnisunternehmers Jochen Schweizer (60).
Die Episoden sind längst aufgezeichnet, trotzdem ist Wöhrl vor der Ausstrahlung angespannt. Denn die 63-Jährige hat keinen Schimmer, wie sie, die sich selbst als Aktenmensch charakterisiert, im Fernsehen wirkt. „Ich bin sehr zahlenorientiert“, sagt Wöhrl. „Mal sehen, wie ich in dieser Unterhaltungssendung ankomme, die ja keine Show wie jede andere ist.“
Sie war schon Schönheitskönigin und Anwältin
Sie muss wieder mal einen Imagewechsel hinbekommen. Dagmar Wöhrls Leben ist geprägt von radikalen Umbrüchen. Sie war schon Schönheitskönigin, Rechtsanwältin und Politikerin. 1977 bekam sie den Titel „Miss Germany“ verliehen und scheiterte nur knapp bei der Wahl zur „Miss World“, später stieg sie zur Wirtschaftsstaatssekretärin unter Angela Merkel auf. Jetzt also TV-Investorin. In der „Höhle der Löwen“ stellen Kandidaten Geschäftsideen vor, Wöhrl und die anderen Investoren entscheiden, ob sie sich finanziell beteiligen wollen.
Leicht zu überzeugen ist sie nicht: „Sie müssen mir vermitteln, dass sie Leidenschaft haben. Sie müssen mich mit ihrer Geschichte begeistern.“ Neben Wöhrl in der Jury sitzen der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer (58), Händler Ralf Dümmel (50), Start-up-Millionär Frank Thelen (41) sowie die Kosmetik- und Modeproduzentin Judith Williams (44). Besonders gut kannte Wöhrl ihre Kollegen nicht, bevor sie das Angebot von Vox bekam. „Ich schaue nicht so viel Fernsehen.“
Bisher hatte sie noch nicht mit klassischen Start-ups zu tun
Was qualifiziert Wöhrl, angehenden Unternehmern Tipps zu geben? Auch wenn sie bislang wenig mit klassischen Start-ups zu tun hatte – mangelnde Kompetenz weist die CSU-Frau von sich. Sie betont, dass sie Teil einer Familiendynastie ist: Ihr Mann Hans Rudolf Wöhrl (69) – seit mehr als drei Jahrzehnten an ihrer Seite – ist ein Erbe des mittlerweile insolventen Traditionsmodehauses Wöhrl, hat seine Anteile jedoch längst verkauft. Zuletzt machte er als Bieter im Wettstreit um Air Berlin von sich reden. Auch Sohn Marcus Wöhrl (32) ist unternehmerisch tätig. Er führt eine kleine Hotelkette.
Dagmar Wöhrl hat sich als Politikerin mit dem Mittelstand, dem Tierschutz und der Entwicklungspolitik beschäftigt. Zudem kümmert sie sich um Kinder im In- und Ausland: 2001 gründete sie die Emmanuel-Wöhrl-Stiftung, benannt nach ihrem Sohn, der mit 13 Jahren nach einem Sturz vom Dach starb. „Ich investiere nicht alleine“, sagt Wöhrl. Vorher berate sie sich mit Mann und Sohn. „Man bekommt mich nur im Paket mit meiner Familie.“
„Die Höhle der Löwen“: das sind die Investoren
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Im Jahr 1994 zog sie in den Bundestag ein
Kritik hat die Nürnbergerin eh noch nie gestört. Als sie 1994 in den Bundestag kam, zogen sogar einige politische Freunde die Augenbrauen hoch. Denn als junge Frau hatte sie mal in einem Sexfilm mit dem programmatischen Titel „Die Stoßburg“ mitgespielt. Geschadet hat Wöhrl das Skandälchen nicht, aber ein gewisses Misstrauen ist geblieben.
An eine zweite Staffel denkt sie jedenfalls noch nicht. Erstmal will sie sich anschauen, wie Vox die Szenen zusammengescnitten hat. Denn: „Aus bis zu zwei Stunden Gespräch mit den Gründern werden in der Sendung oft nur 15 Minuten.“
„Die Höhle der Löwen“, Dienstag, 5. September, 20.15 Uhr, Vox