Bondo. Von einem mehr als 3300 hohen Berg in der Schweiz donnern Gesteinsmassen ins Tal. Acht Menschen werden vermisst, darunter Deutsche.

Nach einem Bergsturz im Schweizer Kanton Graubünden werden acht Wanderer vermisst. Darunter sind nach Angaben der Kantonspolizei auch Deutsche und Österreicher. Die Vermissten wurden beim Wandern von dem Bergsturz überrascht, waren allerdings nicht gemeinsam unterwegs. Die Suche nach den Vermissten laufe vor allem mit Hubschraubern. Hubschrauber brachten schon am Mittwoch 32 Besucher und Wirte ins Tal.

Eine weitere Wanderergruppe, die auch in dem Tal in Graubünden vermutet und vermisst gemeldet worden war, tauchte inzwischen unversehrt in Italien auf, wie eine Sprecherin der Polizei im Kanton Graubünden bestätigte.

Gemeinde hatte vor Felssturz gewarnt

Die Gemeinde Bondo habe zuletzt am 14. August eine Warnung vor einem möglichen Felssturz herausgegeben, sagte die Gemeindepräsidentin Anna Giacometti am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.

„Die Leute haben gewusst, sie bewegen sich in einem gefährdeten Gebiet.“ Auch die Hüttenwirte hätten Wanderer auf die Gefahren aufmerksam gemacht, sagte Giacometti. Allerdings seien nur wenige Teile des Tales gesperrt gewesen.

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Die Suche war der Polizei zufolge heikel, weil weitere Felsstürze drohten. Weiterhin bangen rund 100 Menschen um ihr evakuiertes Dorf Bondo. Experten wollen am Donnerstag entscheiden, ob die Bewohner in ihre Häuser zurückkehren dürfen.

Bis zu vier Millionen Kubikmeter Schlamm und Steine

Am 3369 Meter hohen Piz Cengalo hinter Bondo hatten sich am Mittwoch Gesteinsmassen gelöst und waren ins Tal gedonnert. Es rutschten nach Schätzungen bis zu vier Millionen Kubikmeter Geschiebe mit Schlamm und größeren Gesteinsbrocken nach. Das ist mehr, als die Außenalster in Hamburg an Volumen fasst. Die Erdbebenwarte in Zürich registrierte den Bergsturz mit ihren Geräten wie ein kleines Erdbeben.

Die graue Masse schob sich direkt an den Häusern des Ortes vorbei, wie dramatische Bilder zeigten. Zwei Ställe wurden beschädigt. Verletzt wurde niemand. Im Dorf gibt es ein Alarmsystem, das vor dem Murgang, wie das Geschiebe heißt, gewarnt hatte.

Von den Wassermassen überrascht

Experten hatten den Bergsturz erwartet, seien aber von den mitgeschwemmten Wassermassen überrascht worden, berichtete die Lokalzeitung „Engadiner Post“. Bondo liegt rund 35 Kilometer südwestlich von St. Moritz an der Grenze zu Italien.

„Bergstürze lassen sich mit technischen Mitteln nicht verhindern“, schreibt die Nationale Plattform Naturgefahren (Planat). Gefährdete Gebiete sollten gemieden werden. Am Piz Cengalo waren 2011 schon einmal größere Felsstücke abgebrochen. Eine ähnliche Menge Geröll stürzte ab, blieb aber im hinteren Teil des Bondasca-Tals liegen.

Der Klimawandel könnte zu vermehrten Bergstürzen beitragen, berichtete die Arbeitsgruppe Naturgefahren des Kantons Bern. Wenn sich der Permafrost im Felsen zurückbilde, würden neue Trennflächen aktiv. Wenn sich Gestein ablöse, gebe es neue Fließwege für Wasser und neue Druckverhältnisse, was den Fels zusätzlich destabilisiere. (dpa)