Washington. Kann Trumps Politik als Vorlage für die Serie „House of Cards“ herhalten? Die Macher sagten mal, Trump habe ihnen alle Ideen gestohlen.

„House of Cards“ ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten Polit-Serien im Fernsehen überhaupt. Es ist oft gesagt worden, dass die Ära Donald Trump so unwirklich und überzeichnet wirke, dass sie die Fiktion lange überholt habe. Stimmt das?

Die Netflix-Produktion dreht sich nun bereits in der fünften Staffel um politische Intrigen und den eiskalten Aufstieg des Ehepaars Frank und Claire Underwood bis ins Weiße Haus. Mit Donald und Melania Trump, vor allem aber mit der politischen Realität, gibt es zwar Ähnlichkeiten und Überlappungen, die Serie saugt reichlich Stoff aus dem echten Leben. Aber die Unterschiede überwiegen.

Sie fangen damit an, dass Underwood viel besser angezogen ist als Trump. Er weiß sowohl im rechten Moment sein Jackett zu schließen als auch seine Krawatte so zu binden, dass sie auf Höhe der Gürtelmitte endet und nicht auf die Knie zeigt.

Verderbtheit der Washingtoner Polit-Elite

Dann wäre da Claire Underwood (Robin Wright): Kalt wie ein Husky, strategisch wie eine Schachmeisterin, politisch abgebrüht und vollkommen rücksichtlos – nichts, was man First Lady Melania Trump zuschreiben könnte. Der Zustand der Trump-Ehe sei einmal dahingestellt, Claire ist ihrem Frank jedenfalls Partnerin, Beraterin und Gegnerin. Jetzt auch mit Liebhaber.

„House of Cards“ spielt mit der Verderbtheit des Washingtoner Politikbetriebes. Die Serie mixt reale Missstände mit Überzeichnungen, Aberwitz und dramaturgischem Hokuspokus. Trump aber ist sein ganz eigener Dramaturg. Er ist auch sein eigener Regisseur, und er besetzt am liebsten alle Hauptrollen selbst.

Das verdienen die Serienstars pro Folge

Andrew Lincoln kassiert 90.000 Dollar pro Serienfolge. Ein echtes Schnäppchen für den Sender AMC. Für seine Hauptrolle in der extrem erfolgreichen Zombieserie „The Walking Dead“ bekommt Hauptdarsteller Andrew Lincoln laut „Forbes“ keine dreistellige Summe. Wir zeigen, was die Serienstars pro Folge verdienen.
Andrew Lincoln kassiert 90.000 Dollar pro Serienfolge. Ein echtes Schnäppchen für den Sender AMC. Für seine Hauptrolle in der extrem erfolgreichen Zombieserie „The Walking Dead“ bekommt Hauptdarsteller Andrew Lincoln laut „Forbes“ keine dreistellige Summe. Wir zeigen, was die Serienstars pro Folge verdienen. © AMC/FOX | AMC/FOX
Ed Harris: 175.000 Dollar pro Folge. Seine neue Prestigeserie „Westworld“ lässt sich Sender HBO einiges kosten – von 100 Millionen Dollar ist die Rede. Kein Wunder, denn Kinostars wie Ed Harris in seiner Rolle als „Mann in Schwarz“ haben ihren Preis.
Ed Harris: 175.000 Dollar pro Folge. Seine neue Prestigeserie „Westworld“ lässt sich Sender HBO einiges kosten – von 100 Millionen Dollar ist die Rede. Kein Wunder, denn Kinostars wie Ed Harris in seiner Rolle als „Mann in Schwarz“ haben ihren Preis. © HBO | HBO
Clive Owen: 250.000 Dollar pro Folge. Owens letzter Kinohit liegt schon einige Jahre zurück. Doch für die historische Krankenhausserie „The Knick“ kassierte der Engländer groß ab. Doch diese Geldquelle sprudelt künftig nicht mehr. Eine dritte Staffel wird es nicht geben.
Clive Owen: 250.000 Dollar pro Folge. Owens letzter Kinohit liegt schon einige Jahre zurück. Doch für die historische Krankenhausserie „The Knick“ kassierte der Engländer groß ab. Doch diese Geldquelle sprudelt künftig nicht mehr. Eine dritte Staffel wird es nicht geben. © HBO | HBO
Daniel Craig: 250.000 Dollar pro Folge. Ob er noch mal 007 spielt, ist ungewiss. Bezahlt wird der Ex von Heike Makatsch erst mal für die Serie „Purity“ nach dem Buch von Jonathan Franzen („Die Korrekturen“). Der Brite spielt einen Internetaktivisten.
Daniel Craig: 250.000 Dollar pro Folge. Ob er noch mal 007 spielt, ist ungewiss. Bezahlt wird der Ex von Heike Makatsch erst mal für die Serie „Purity“ nach dem Buch von Jonathan Franzen („Die Korrekturen“). Der Brite spielt einen Internetaktivisten. © Sony Pictures | Sony Pictures
Sofia Vergara: 250.000 Dollar pro Folge. Die Quoten von „Modern Family“ haben nach nun acht Staffeln nachgelassen. Doch die Stars der Sitcom wie Sofia Vergara verdienen immer noch fürstlich.
Sofia Vergara: 250.000 Dollar pro Folge. Die Quoten von „Modern Family“ haben nach nun acht Staffeln nachgelassen. Doch die Stars der Sitcom wie Sofia Vergara verdienen immer noch fürstlich. © Warner Bros. France | Warner Bros. France
Nicole Kidman: 350.000 Dollar pro Folge. „Desperate Housewives“ trifft „Der Gott des Gemetzels“. Dank ihrer Rolle im neuen HBO-Kleinstadtdrama „Big Little Lies“ zählt die Oscarpreisträgerin auf Antrieb zu den Topverdienern in der Serienwelt.
Nicole Kidman: 350.000 Dollar pro Folge. „Desperate Housewives“ trifft „Der Gott des Gemetzels“. Dank ihrer Rolle im neuen HBO-Kleinstadtdrama „Big Little Lies“ zählt die Oscarpreisträgerin auf Antrieb zu den Topverdienern in der Serienwelt. © HBO | HBO
Dwayne Johnson: 400.000 Dollar pro Folge. Vergangenes Jahr hat Johnson („Fast & Furious 7“) unglaubliche 64,5 Millionen Dollar verdient. Seine Gage für die Dramedy „Ballers“ wirkt dagegen fast bescheiden. Der US-amerikanische Schauspieler und Wrestler spielt darin einen Ex-Footballer, der sich als Finanzmanager durchschlägt.
Dwayne Johnson: 400.000 Dollar pro Folge. Vergangenes Jahr hat Johnson („Fast & Furious 7“) unglaubliche 64,5 Millionen Dollar verdient. Seine Gage für die Dramedy „Ballers“ wirkt dagegen fast bescheiden. Der US-amerikanische Schauspieler und Wrestler spielt darin einen Ex-Footballer, der sich als Finanzmanager durchschlägt. © HBO | HBO
Claire Danes: 450.000 Dollar pro Folge. Drei Emmys und vier Golden Globes haben den Marktwert von Danes enorm gesteigert. für ihre Rolle als bipolar gestörte Ex-Agentin in der Thriller- Serie „Homeland“ kassiert sie eine knappe halbe Million Dollar pro Episode.
Claire Danes: 450.000 Dollar pro Folge. Drei Emmys und vier Golden Globes haben den Marktwert von Danes enorm gesteigert. für ihre Rolle als bipolar gestörte Ex-Agentin in der Thriller- Serie „Homeland“ kassiert sie eine knappe halbe Million Dollar pro Episode. © Showtime Networks Inc | Showtime Networks Inc
Emilia Clarke und Peter Dinkage: 500.000 Dollar pro Folge. Das bekamen die beiden Schauspieler für ihre Rollen in „Games of Thrones“. Ihre Kollegen Lena Headey (Cersel), Kit Harrington (Jon Schnee) und Nikolaj Coster-Waldau (Jaime) haben denselben lukrativen Deal.
Emilia Clarke und Peter Dinkage: 500.000 Dollar pro Folge. Das bekamen die beiden Schauspieler für ihre Rollen in „Games of Thrones“. Ihre Kollegen Lena Headey (Cersel), Kit Harrington (Jon Schnee) und Nikolaj Coster-Waldau (Jaime) haben denselben lukrativen Deal. © HBO | HBO
Kevin Spacey: 500.000 Dollar pro Folge. Gerissen, skrupellos und gierig nach mehr: bei „House of Cards“ thront er als US-Präsident Frank Underwood über allem. Und auch in unserem Gehaltsreport gibt es nur wenige, die mehr verdienen als Kevin Spacey.
Kevin Spacey: 500.000 Dollar pro Folge. Gerissen, skrupellos und gierig nach mehr: bei „House of Cards“ thront er als US-Präsident Frank Underwood über allem. Und auch in unserem Gehaltsreport gibt es nur wenige, die mehr verdienen als Kevin Spacey. © Netflix | Netflix
Mark Harmon: 525.000 Dollar pro Folge. Preise für Originalität gewinnt „Navy CIS“ eher nicht. Dafür ist die Krimiserie weltweit ein Hit. So erklärt sich auch die Mega-Gage für den Hauptdarsteller. Pro Staffel (bisher gibt es 13) kassiert der „Sexiest Man Alive 1986“ (!) stattliche 12,6 Millionen Dollar.
Mark Harmon: 525.000 Dollar pro Folge. Preise für Originalität gewinnt „Navy CIS“ eher nicht. Dafür ist die Krimiserie weltweit ein Hit. So erklärt sich auch die Mega-Gage für den Hauptdarsteller. Pro Staffel (bisher gibt es 13) kassiert der „Sexiest Man Alive 1986“ (!) stattliche 12,6 Millionen Dollar. © CBS Broadcasting Inc. | CLIFF LIPSON
Jim Parson (l.), Kaley Cuoco und Johnny Galechi: 1.000.000 Dollar pro Folge. Die Stars des Sitcom-Hits „The Big Bang Theory“ sind die Topverdiener. Dank 24 Folgen pro Staffel kommen sie auf je 24 Millionen Dollar pro Jahr oder: auf 48.000 Dollar pro Sendeminute.
Jim Parson (l.), Kaley Cuoco und Johnny Galechi: 1.000.000 Dollar pro Folge. Die Stars des Sitcom-Hits „The Big Bang Theory“ sind die Topverdiener. Dank 24 Folgen pro Staffel kommen sie auf je 24 Millionen Dollar pro Jahr oder: auf 48.000 Dollar pro Sendeminute. © Warner Bros. Television | Warner Bros. Television
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Intrigen und Leaks, Perfidie und Anwürfe, das wirklich große Geld außerhalb der Politik - das ist in der Fiktion so wie in der Realität. Auch im Film brodeln die Tragödie Syriens und die Gefahr des internationalen Terrorismus, beides kann politisch instrumentalisiert werden.

Hier wie dort ist das Land zerrissen, gibt es starke Ex-Generäle, wird für bestimmte Gruppen ein Einreisestopp verhängt, und auch das Thema Wahlbetrug spielt eine große Rolle. Russland natürlich ebenso – allerdings kommt Präsident Viktor Petrov (Lars Mikkelsen) doch etwas salonlöwenhafter daher als Wladimir Putin.

Trump hat der Serie die Ideen gestohlen

„House of Cards“ ist über die Zeit deutlich vorhersehbarer geworden als Trumps politisches Programm. Die Underwood-Geschichte ist eigentlich auserzählt, wird aber trotzdem immer weiter fortgeschrieben. Das tut der Dramaturgie wie bei manch anderen Serien nicht immer gut, da ist Trump schon als Neuling im Amt klar im Vorteil. „House of Cards“-Hauptdarsteller sagten vor dem Staffelstart, Trump habe der Serie alle guten Ideen gestohlen.

Der große Unterschied: „House of Cards“ muss man nicht schauen. An der Realität der Trump-Ära aber kommt man nicht vorbei. Ein US-Präsident, der in einem Konflikt mit dem nuklearen Arsenal seines Landes droht, löst doch anderes aus als ein Darsteller, der sein Heil in der Opferung seines Stabschef sucht.

Ob Trump „House of Cards“ schaut?

Isoliert man einige Zitate, kann man jedoch ins Grübeln kommen, wer sie gesagt hat -Underwood oder Trump? Beispiele: „Ich glaube an die Präsidentschaft. Aber mehr noch glaube ich an die Macht. Vielleicht liebe ich die Macht doch noch etwas mehr.“ Oder der Präsident an sein Volk: „Du hast mich gewählt, Amerika. Na? Und jetzt? Verwirrt?“

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Trump hat das Tempo der Ereignisse und der nachfolgenden Berichterstattung auf permanentes Formel-1-Niveau getrieben, so dass das oft kammerspielartige „House of Cards“ mitunter ältlich wirkt. Gestellte Szenen mit echten CNN- oder MSNBC-Moderatoren sorgen dagegen geschickt für eine Portion reales Washington. Gleiches gilt für die Übertragungen von Ausschüssen des Kongresses oder der Anhörung eines FBI-Chefs – das kennt man doch?

„Willkommen am Ende des Zeitalters der Vernunft“

Der Journalismus kann im echten Amerika hingegen erfolgreicher und aufklärerischer sein als in der Serie, allerdings werden Journalistinnen auch nicht von echten Präsidenten umgebracht. Schon aus theatralischen Gründen zeichnet das Fernsehen Gruppen und Kämpfe im Weißen Haus viel eindeutiger als das aus der abgeschotteten Machtzentrale tatsächlich möglich ist.

Die Underwoods inszenieren Politik nach Gusto, bösartig beugen sie die Realität, wie es ihnen passt. Auch Trump nimmt es mit Wahrheit und Wirklichkeit nicht immer genau. Sehr einprägsam ist es, wenn sich Kevin Spacey als sinistrer US-Präsident direkt an das TV-Publikum wendet, das Wahlvolk als Komplizen bezichtigt: „Ihr habt Mitschuld an diesem System. Ihr habt das alles zugelassen. Willkommen am Ende des Zeitalters der Vernunft.“ Laut hallt das Echo aus den Tälern der Trump'schen Welt.

Trump ist die stärkere Übertreibung

Trotzdem: Von durchschnittlicher Erwartung an Politik ausgehend, scheint Trump im Vergleich zur Serie die noch stärkere Übertreibung zu sein. Während in der Serie ein Amtsenthebungsverfahren real wird, lässt eine Frau an der Spitze der USA im echten Leben weiter auf sich warten. In beiden Fällen aber gilt, dass eine Fortsetzung nach Lage der Dinge völlig offen ist. Das Wort haben Netflix und der Wähler. (dpa)