Berlin. Moralisch verwerflich nennt Andrej Melnyk den möglichen Einzug des Ex-Kanzlers in Russlands Staatskonzern. Auch die Grünen sind empört.
Der mögliche Einzug von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) ins Direktorium des halbstaatlichen russischen Energiekonzerns Rosneft trifft auf massive Kritik. Der Botschafter der Ukraine in Berlin, Andrej Melnyk, sagte unserer Redaktion: „Dass ein ehemaliger Bundeskanzler und führendes SPD-Mitglied vom Kremlchef instrumentalisiert wird, indem er einen russischen Energie-Riesen leiten soll, der sich seit der Krim-Annexion auf der EU-Sanktionsliste befindet und mit dessen Erträgen der blutige Krieg gegen die Ukraine bis heute geführt wird, ist moralisch verwerflich.“
Das Engagement, so der Botschafter, wäre ein „absolut falsches Signal“, das die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft sowie der Bundesregierung, einen nachhaltigen Frieden zu erreichen, „total untergraben würde“. Wie am Wochenende bekannt wurde, wurde Schröder für das „Board of Directors“ von Rosneft nominiert, endgültig soll darüber am 29. September entschieden werden.
Reinhard Bütikofer nennt Gerhard Schröders Verhalten „schamlos“
Der grüne Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer forderte eine sofortige Distanzierung der SPD von Schröder. „Gerd Schröders Verhalten ist schamlos. Er erniedrigt sich endgültig zu einem bezahlten Diener der Politik Putins. Die SPD sollte jetzt endlich erkennen, dass sich ihre Wege und die ihres Ex-Kanzlers scheiden müssen“, sagte er unserer Redaktion.
Schröder leitet bereits den Aufsichtsrat des Pipelineprojekts Nord Stream 2, das vom russischen Gasmonopolisten und Staatskonzern Gazprom finanziert wird. Beim ersten Nord-Stream-Projekt ist er Vorsitzender des Aktionärsausschusses. Anders als Nord Stream ist Rosneft allerdings kein Infrastrukturprojekt mit deutscher Beteiligung, sondern Russlands größter Ölkonzern, der mehrheitlich in der Hand des russischen Staates ist. (fmg)