Münster. Die Stadt Münster hat Berichten zufolge einen Cannabis-Modellversuch beim Bund beantragt. Probanden würden ein Jahr lang Hanf erhalten.

„Gebt das Hanf frei!“, forderte der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele im Jahr 2002 und schaffte es dank Stefan Raab mit diesem Ausspruch sogar in die Charts. 15 Jahre später hat sich die öffentliche Wahrnehmung des Rauschmittels verändert. Hanf – auch Cannabis genannt – kann in Deutschland als Arzneimittel verschrieben werden, der Konsum zu Genusszwecken hingegen ist illegal. Die Stadt Münster will sich nun aber die Genehmigung holen, Cannabis-Konsum wissenschaftlich zu testen.

Wie unter anderem die „Westfälischen Nachrichten“ (WN) berichten, plane die Stadt einen Modellversuch, bei dem 100 Probanden ein Jahr lang kostenlos bis zu zwei Gramm Cannabis pro Woche erhalten. Weitere 100 Freiwillige in einer Kontrollgruppe bekommen das Rauschgift nicht.

Teilnehmer sollen per Zufall ausgewählt werden

Die Probanden müssen zwischen 21 und 63 Jahren alt sein und sollen per Zufall aus dem Einwohnermelderegister ermittelt werden. Ziel der Studie sei es, erstmals die Folgen einer kontrollierten Einnahme zu erfassen.

Dafür braucht es aber zunächst grünes Licht vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Einen entsprechenden Antrag hat das Gesundheitsamt von Münster laut WN bereits auf den Weg gebracht.

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    Kritik an der Gratisabgabe von Cannabis

    Beziehen würde die Stadt die Droge über die staatliche Cannabisagentur, die künftig den Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke steuern und kontrollieren soll. Diese ist allerdings noch gar nicht gegründet.

    Kritik an dem Vorstoß kommt vom Verein der Hanffreunde Münster. Zwar freue man sich über den Schritt, wie Sprecher Micha Greif der Zeitung „Die Glocke“ sagte, kostenlos solle man das Cannabis aber nicht abgeben.

    Personen mit bestimmten Krankheiten ausgeschlossen

    „Wenn die Stadt Freibier ausgibt, wird auch mehr Alkohol getrunken“, so Greif. Das verzerre die Forschungsergebnisse. Zudem steige bei einer Gratisabgabe das Risiko, dass die Droge unter der Hand weiterverkauft werde.

    Sollten Probanden dabei erwischt werden, würden sie von der Studie ausgeschlossen, versicherten die Wissenschaftler des Gesundheitsamtes. Ausgeschlossen seien zudem Personen mit schwerwiegenden körperlichen oder psychischen Erkrankungen. (cho)