Paris. Cara Delevingne wurde als Model zur Ikone und ist nun auch als Schauspielerin erfolgreich. Ein Gespräch über starke Frauen und Kritik.

Hellblonder Bubikopf, Tätowierungen auf den Armen, große Augen, die das Gegenüber unentwegt fokussieren. Wenn Cara Delevingne in den Filmstudios der Pariser „Cité du Cinema“ zum Interview bittet, strahlt sie vor Selbstbewusstsein.

Und das verkörpert die 25-Jährige auch in ihrem aktuellen Science-Fiction-Film „Valerian“. Dabei wirkt sie niemals aggressiv, sondern verkörpert eher kindhafte Neugier. So gesehen ist sie als Schauspielerin viel besser aufgehoben als in der Rolle als Model, in der sie zur Ikone wurde. Mit Cara Delevingne sprach Rüdiger Sturm.

In Ihrem Film „Valerian und die Stadt der 1000 Planeten“ tauchen Sie in fantastische Universen ein. Finden Sie eigentlich solche Wunder auch in unserer irdischen Realität?

Cara Delevingne: Aber natürlich. Das ganze Leben ist wundervoll, einfach atemberaubend.

An welchen Faktoren machen Sie das fest? Sie haben früher doch auch gegen Depressionen gekämpft.

Delevingne: Aber die habe ich überwunden, weil ich die Unterstützung anderer Menschen hatte. Ich meine, die Tatsache, dass wir am Leben sind und diese, unsere Welt erfahren können, ist absolut aberwitzig. Was machen wir hier in diesem Universum? Woher kommen wir? Ich höre nie auf, mich zu wundern.

Und welche Erfahrungen speziell bescheren Ihnen ein Gefühl glückvollen Staunens?

Delevingne: Vor allem wenn ich in der Natur bin. In den Alpen zum Beispiel. Diese Stille – das ist unbeschreiblich schön. Da bin ich ganz bei mir selbst.

Sehnen Sie sich nach solcher Stille, wenn Sie von Fans belagert werden? Speziell für jüngere Generationen sind Sie eine richtige Ikone?

Delevingne: Das hat ja auch seine Vorteile. Denn wenn ich mit gutem Beispiel vorangehe, dann kann ich jungen Menschen helfen, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Das war ja auch einer der Gründe, weshalb ich die Rolle in „Valerian“ angenommen habe – weil diese junge Frau sehr stark und unabhängig ist. Sie braucht nicht die ständige Unterstützung ihres Partners, der sich ihr aufdrängen will.

Am liebsten hätte ich ein paar Szenen gehabt, in denen ich gegen ihn kämpfe, aber soweit ging’s dann doch nicht. Meine Figur kriegt jedenfalls ihren Job auch alleine gebacken. Frauenpower ist ein Thema, das mir sehr viel bedeutet. Und gerade wegen meines Bekanntheitsgrads habe ich die Verantwortung, positive Werte zu vertreten.

Sie führen selbstbewusst einen unkonventionellen Lebensstil, bekennen sich auch offen zu Ihrer Bisexualität. Wie kommen Sie damit klar, dass sich die Öffentlichkeit ein Urteil über Sie erlaubt? Oder schotten Sie sich gegen solche Stimmen ab?

Delevingne: Das ist unmöglich. Die Meinung der Öffentlichkeit bedeutet mir schon etwas. Mir ist klar, dass sich Leute ein Urteil erlauben. Das wird immer so sein. Und wenn das in konstruktiver Kritik mündet, ist das auch gesund und positiv.

Aber der entscheidende Punkt ist: Diese Meinung darf mir nicht zu viel bedeuten. Denn die Leute wissen ja nicht, wer und wie ich wirklich bin. Abgesehen davon bin ich letzten Endes immer noch die beste und härteste Kritikerin meiner selbst. Die Leute können’s versuchen, noch härter mit mir umzuspringen, aber sie werden das wohl nicht schaffen.

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    Es war Ihnen also auch klar, dass Sie besonders kritisch beäugt werden, seit Sie vom Modeln zur Schauspielerei wechselten?

    Delevingne: Ich habe das Eine nicht für das Andere getauscht, modele also noch weiter. Aber ich wollte immer schon Schauspielerin werden. Das gibt mir einen ganz besonderen Kick. Ich liebe es, aus meiner eigenen Welt zu entkommen und in die Haut einer anderen Person zu schlüpfen und diese verstehen zu lernen. Das war ein Traum. Und dass ich dann auch noch in so eine fantastische Welt wie in „Valerian“ eintauchen konnte, lässt sich nicht mehr überbieten.

    Welchen Lebensweg sehen Sie dann mit Ihrer Abenteuerlust weiter vor sich?

    Delevingne: Wenn Sie mich vor fünf Jahren nach meinen Zielpunkten im Leben gefragt hätten, dann wäre ich mit meinen Prognosen völlig falsch gelegen. Ich hatte keine Ahnung, dass ich in einem Film wie „Valerian“ landen würde. Als ich seinerzeit den Anruf bekam, dass Regisseur Luc Besson mich treffen wollte, hielt ich das für einen Scherz. Deshalb male ich mir nicht großartig meine Zukunft aus, erwarte auch nichts, denn es kommt sowieso anders als man denkt. Letztlich will ich einfach hart an dem weiterarbeiten, was ich gerade mache – nämlich der Schauspielerei. Nichts macht mich glücklicher.