London. Die Eltern von Charlie Gard haben den Kampf um ihr todkrankes Baby vor Gericht aufgegeben. Nun hoffen sie auf letzte gemeinsame Tage.

Die Eltern des britischen Babys Charlie Gard verbringen die „letzten wertvollen Momente“ mit ihrem Kind. Sie wollen so viel wie möglich bei ihrem todkranken Sohn sein, teilten die Anwälte der Familie mit. Wann die Londoner Klinik, in dem das elf Monate alte Kind liegt, die lebenserhaltenden Maschinen abstellt, war am Dienstag noch unklar. Der kleine Junge wird seinen Eltern zufolge noch vor seinem Geburtstag am 4. August sterben.

Am Dienstagnachmittag war ein Gerichtstermin ohne die Eltern geplant, um den Fall abzuschließen. Dabei sollte es nur um Formalien gehen, wie ein Pressesprecher des High Courts der Deutschen Presse-Agentur sagte. An diesem Mittwoch wird ein Richter entscheiden, wo Charlie sterben darf. Die Eltern wollen ihren Sohn zum Sterben nach Hause bringen. Sie trafen aber auf den Widerstand der Ärzte. Beide Seiten konnten sich am Dienstag vor Gericht nicht einigen.

Heilung von Baby Charlie ausgeschlossen

Baby Charlie Gard in der Kinderklinik Great Ormond Street Hospital in London.
Baby Charlie Gard in der Kinderklinik Great Ormond Street Hospital in London. © dpa

Charlie hat eine seltene genetische Erkrankung, die seine Muskeln und sein Gehirn sehr stark beeinträchtigt. Er muss inzwischen künstlich beatmet und ernährt werden, kann sich nicht bewegen und ist taub. Seine Ärzte in London wollen ihn in Würde sterben lassen. Die Eltern setzten ihre letzten Hoffnungen auf eine experimentelle Therapie in den USA, die aber bei Charlies Erkrankung nie ausprobiert worden war – nur bei ähnlichen Krankheiten mit milderen Verläufen.

Der Neurologe Michio Hirano von der Columbia University in New York schätzte zunächst die Chancen, dass sich Charlies Zustand mit dieser Therapie verbessere, auf etwa zehn Prozent. Eine Heilung von der genetischen Erkrankung hielt aber auch er für ausgeschlossen.

Eltern gaben Rechtsstreit auf

Die Eltern kämpften monatelang vor Gerichten um das Schicksal ihres Sohnes. Am Montag gaben sie auf, nachdem jüngste Untersuchungen verheerende Folgen der Krankheit bei ihrem Sohn belegten. Für eine Behandlung sei es inzwischen zu spät, kritisierten die Eltern. (dpa)