München. Ein Jahr ist es her, dass ein 18-Jähriger in München neun Menschen erschoss. Bei der Gedenkfeier wurde der Zusammenhalt betont.

Am ersten Jahrestag des Münchner Amoklaufs haben Angehörige der Opfer und Spitzen der Politik der Getöteten gedacht. „Der Amoklauf vor einem Jahr hat ganz Bayern ins Mark getroffen“, sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Samstag bei der Gedenkfeier am Olympia-Einkaufszentrum (OEZ).

Kein Name, kein Gesicht dürfe vergessen werden. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, Tag und Ort seien mit unerträglichen Erinnerungen verbunden.

Der 18 Jahre alte David S. hatte vor einem Jahr am OEZ neun Menschen erschossen, vorwiegend Jugendliche mit Migrationshintergrund. Danach tötete er sich selbst. Der Amoklauf hatte die Stadt für Stunden in einen Schockzustand versetzt. An mehr als 70 Orten meldeten Menschen Schüsse, in zwei Fällen sogar Geiselnahmen – obwohl nur am OEZ geschossen worden war.

Der Amoklauf in München im Juli 2016

In München (Bayern) war die Polizei am 22. Juli 2016 mit einem Großaufgebot im Einsatz. Der 18-Jähriger David S. tötete neun Menschen und richtete später sich selbst.
In München (Bayern) war die Polizei am 22. Juli 2016 mit einem Großaufgebot im Einsatz. Der 18-Jähriger David S. tötete neun Menschen und richtete später sich selbst. © dpa | Matthias Balk
Die ersten Schüsse fielen am frühen Abend in einem Schnellrestaurant.
Die ersten Schüsse fielen am frühen Abend in einem Schnellrestaurant. © REUTERS | © Michael Dalder / Reuters
Anschließend schoss der Täter in dem Olympia-Einkaufszentrum aus seiner Pistole und ergriff die Flucht.
Anschließend schoss der Täter in dem Olympia-Einkaufszentrum aus seiner Pistole und ergriff die Flucht. © Getty Images | Joerg Koch
Seine Leiche wurde später etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt in einer Nebenstraße gefunden. Dort wurde auch eine Pistole sichergestellt. Der Täter David S. war Deutsch-Iraner und wurde in der bayerischen Landeshauptstadt geboren.
Seine Leiche wurde später etwa einen Kilometer vom Einkaufszentrum entfernt in einer Nebenstraße gefunden. Dort wurde auch eine Pistole sichergestellt. Der Täter David S. war Deutsch-Iraner und wurde in der bayerischen Landeshauptstadt geboren. © dpa | Felix Hörhager
Zwischenzeitlich hieß es, die Polizei fahnde nach drei Personen mit Schusswaffen.
Zwischenzeitlich hieß es, die Polizei fahnde nach drei Personen mit Schusswaffen. © dpa | Felix Hörhager
Die Polizei evakuierte das Einkaufszentrum.
Die Polizei evakuierte das Einkaufszentrum. © Getty Images | Joerg Koch
Sie hatte es mit einer unübersichtlichen Lage zu tun.
Sie hatte es mit einer unübersichtlichen Lage zu tun. © dpa | Felix Hörhager
Aus der ganzen Stadt wurden Einsatzkräfte herbeigerufen.
Aus der ganzen Stadt wurden Einsatzkräfte herbeigerufen. © DrMorbid/Twitter | DrMorbid/Twitter
Der Öffentliche Nahverkehr wurde am Abend komplett eingestellt.
Der Öffentliche Nahverkehr wurde am Abend komplett eingestellt. © dpa | Lukas Schulze
Im Umfeld des Einkaufszentrums reihten sich Polizei- und Feuerwehrwagen aneinander.
Im Umfeld des Einkaufszentrums reihten sich Polizei- und Feuerwehrwagen aneinander. © dpa | Matthias Balk
Auf dem Smartphone-Warnsystem Katwarn war München lila markiert. Die Landeshauptstadt hatte den „Sonderfall“ wegen einer „Amoklage“ ausgerufen.
Auf dem Smartphone-Warnsystem Katwarn war München lila markiert. Die Landeshauptstadt hatte den „Sonderfall“ wegen einer „Amoklage“ ausgerufen. © dpa | Stephan Jansen
Die Bürger wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. „Zu Ihrer Sicherheit Plätze & Straßen meiden; Täter flüchtig; Bahn & Busverkehr eingestellt; Radio und Fernseher einschalten“, hieß es in der Mitteilung des behördlichen Warnsystems.
Die Bürger wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. „Zu Ihrer Sicherheit Plätze & Straßen meiden; Täter flüchtig; Bahn & Busverkehr eingestellt; Radio und Fernseher einschalten“, hieß es in der Mitteilung des behördlichen Warnsystems. © dpa | Stephan Jansen
Über Twitter verbreiteten Zeugen Bilder. Hier eines vom Beginn des Einsatzes.
Über Twitter verbreiteten Zeugen Bilder. Hier eines vom Beginn des Einsatzes. © Timm Kraeft | Timm Kraeft
Auch der Münchener Hauptbahnhof wurde von der Polizei bewacht.
Auch der Münchener Hauptbahnhof wurde von der Polizei bewacht. © dpa | Andreas Gebert
Züge fuhren den Bahnhof am Abend nicht mehr an.
Züge fuhren den Bahnhof am Abend nicht mehr an. © dpa | Andreas Gebert
In der Nacht durchsuchten Ermittler die Wohnung des Amokläufers in der Münchner Maxvorstadt. Er wohnte noch bei seinen Eltern.
In der Nacht durchsuchten Ermittler die Wohnung des Amokläufers in der Münchner Maxvorstadt. Er wohnte noch bei seinen Eltern. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Das mehrstöckige Wohnhaus wurde weiträumig abgesperrt, Ermittler trugen Kartons aus dem Haus.
Das mehrstöckige Wohnhaus wurde weiträumig abgesperrt, Ermittler trugen Kartons aus dem Haus. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Die Menschen trauerten um die neun Todesopfer und hatten Blumen nahe des Einkaufszentrums niedergelegt.
Die Menschen trauerten um die neun Todesopfer und hatten Blumen nahe des Einkaufszentrums niedergelegt. © REUTERS | © Michael Dalder / Reuters
Der Verkäufer der Waffe für den Amoklauf hat am 28. August 2017 gestanden und sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt. Er habe alle Waffenkäufe über das Darknet angebahnt, aber alle Käufer auch persönlich getroffen, um sich einen Eindruck von ihnen zu verschaffen. Hätte er einen Hinweis gehabt, dass David S. „eine so grauenvolle Tat begehen würde“, hätte er ihm die Waffe niemals verkauft.
Der Verkäufer der Waffe für den Amoklauf hat am 28. August 2017 gestanden und sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt. Er habe alle Waffenkäufe über das Darknet angebahnt, aber alle Käufer auch persönlich getroffen, um sich einen Eindruck von ihnen zu verschaffen. Hätte er einen Hinweis gehabt, dass David S. „eine so grauenvolle Tat begehen würde“, hätte er ihm die Waffe niemals verkauft. © dpa | Sven Hoppe
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Seehofer: Dankbar für die Mitmenschlichkeit

„Bei allem Schrecken, den der 22. Juli 2016 über uns gebracht hat, bin ich unendlich dankbar für die Mitmenschlichkeit“, sagte Seehofer. In der Amoknacht hatten viele Münchner für Schutzsuchende ihre Wohnung geöffnet.

Mit diesem Kunstwerk wird an die Opfer des Amoklaufs von München erinnert.
Mit diesem Kunstwerk wird an die Opfer des Amoklaufs von München erinnert. © dpa | Tobias Hase

Reiter betonte: „Wenn Amokläufer und Attentäter etwas gemeinsam haben, dann, dass sie Misstrauen, dass sie Angst und dass sie Hass verbreiten wollen. Doch ich sage ganz deutlich: Dieses zynische Kalkül ist weder in unserer Stadt noch in den anderen betroffenen Städten aufgegangen.“ (dpa)

München trauert um Opfer des Amoklaufs

Kerzen brennen zum Andenken an die Opfer des Amoklaufs am Münchner Olympia-Einkaufszentrum beim Trauergottesdienst im Münchner Liebfrauendom wenige Tage nach der Tat.
Kerzen brennen zum Andenken an die Opfer des Amoklaufs am Münchner Olympia-Einkaufszentrum beim Trauergottesdienst im Münchner Liebfrauendom wenige Tage nach der Tat. © dpa | Angelika Warmuth
Reinhard Kardinal Marx wandte sich direkt an die Angehörigen der Opfer: „Diese Toten sind nicht ins Nichts zurückgestoßen. Sie leben.“
Reinhard Kardinal Marx wandte sich direkt an die Angehörigen der Opfer: „Diese Toten sind nicht ins Nichts zurückgestoßen. Sie leben.“ © dpa | Matthias Balk
Die Trauer war nicht zu übersehen: Dhahri Hajer vom Muslimrat München (vorn), der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (r), Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Peter Küspert, der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter mit Frau Petra.
Die Trauer war nicht zu übersehen: Dhahri Hajer vom Muslimrat München (vorn), der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (r), Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Peter Küspert, der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter mit Frau Petra. © dpa | Angelika Warmuth
Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck während des Trauergottesdiensts.
Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck während des Trauergottesdiensts. © dpa | Angelika Warmuth
Der Liebfrauendom in München war während der Trauerfeier bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der Liebfrauendom in München war während der Trauerfeier bis auf den letzten Platz gefüllt. © dpa | Matthias Balk
Dhahri Hajer vom Muslimrat München betete für die Opfer und ihre Angehörigen: „Beschütze diese schöne Stadt und ihre Bewohner, beschütze Deutschland.“
Dhahri Hajer vom Muslimrat München betete für die Opfer und ihre Angehörigen: „Beschütze diese schöne Stadt und ihre Bewohner, beschütze Deutschland.“ © dpa | Angelika Warmuth
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) war sichtlich bewegt während des Gottesdiensts.
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) war sichtlich bewegt während des Gottesdiensts. © dpa | Angelika Warmuth
Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer wirkte mitgenommen. „Es ist wohl der schwierigste Moment in meinem Leben“, sagt er wenig später beim Trauerakt im Münchner Landtag.
Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer wirkte mitgenommen. „Es ist wohl der schwierigste Moment in meinem Leben“, sagt er wenig später beim Trauerakt im Münchner Landtag. © dpa | Angelika Warmuth
EKD-Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm sprach von der Notwendigkeit eines neuen Gottvertrauens.
EKD-Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm sprach von der Notwendigkeit eines neuen Gottvertrauens. © dpa | Angelika Warmuth
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt waren auch zum Gottesdienst gekommen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt waren auch zum Gottesdienst gekommen. © dpa | Matthias Balk
Betretene Mienen während der Predigt von Kardinal Marx: der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (r-l), Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Peter Küspert, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Betretene Mienen während der Predigt von Kardinal Marx: der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (r-l), Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Peter Küspert, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. © dpa | Angelika Warmuth
Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck hielt bei Trauerakt im Münchner Landtag eine Rede. Unter anderem sagte er: „Taten wie diese lassen uns erstarren, sie führen uns an die Grenze dessen, was wir ertragen können.“
Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck hielt bei Trauerakt im Münchner Landtag eine Rede. Unter anderem sagte er: „Taten wie diese lassen uns erstarren, sie führen uns an die Grenze dessen, was wir ertragen können.“ © dpa | Matthias Balk
„Die schrecklichen Attentate in Würzburg, Ansbach und München haben sich in unsere Herzen eingebrannt“: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hielt ebenfalls eine bewegende Ansprache  im Landtag.
„Die schrecklichen Attentate in Würzburg, Ansbach und München haben sich in unsere Herzen eingebrannt“: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hielt ebenfalls eine bewegende Ansprache im Landtag. © dpa | Matthias Balk
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