Schrobenhausen. Es drohte eine Feuerinferno in einer kleinen Stadt. Also setzte sich Jürgen Heim wieder an das Steuer seines brennenden Tanklasters.

In der Firma des Helden von Schrobenhausen gab es am Dienstag nicht viel zu sagen: „Unser Fahrer hat vollkommen richtig gehandelt.“ Die Spedition, für die Jürgen Heim Tanklastzüge fährt, sitzt im Schwäbischen, und so klingt die Chefin auch: „Wir müssen jetzt schauen, dass das Geschäft läuft, unser Auflieger ist Schrott.“ In Schrobenhausen hatten die Menschen nicht nur um den Auflieger Sorgen, als der mit 10.000 Liter Benzin und 20.000 Liter Diesel beladene Tanklastzug brennend durch die Stadt fuhr.

Die Feuerwehr berichtete, dass sich Augenzeugen beängstigende Bilder boten, als der qualmende Lkw durch die Stadt fuhr. Jürgen Heim hatte angehalten, weil er einen Riesenknall gehört hatte und Rauch aufstieg, kurz nachdem er von einer Bundesstraße abgebogen und in der Stadt unterwegs war. Ein technischer Defekt wohl – und beim Aussteigen sah er ein Feuer, das er nicht mehr in den Griff bekommen konnte. Von der Leitstelle unter der Notrufnummer kam die dringende Bitte: „Raus aus der Stadt.“

Polizeisprecher lobt besonnenes Verhalten

Und das machte der 49-Jährige. Angst? „Ich habe überhaupt nichts gedacht“, zitiert „Pfaffenhofen today“ Heim. „Ich hab’ geschaut, dass ich ihn aus der Ortschaft rauskrieg.“ Was dann geschah, könnten Szenen aus einem dramatischen Actionfilm sein: Der Polizist am Telefon leitet ihn, es geht um eine 90 Grad-Kurve vorbei an einer Kirche, dann lange vorbei an Wohnhäusern geradeaus. Schließlich ist der Laster einige Hundert Meter außerhalb der Ortslage. Der Lkw zieht auf der Fahrbahn eine schwarze Spur hinter sich her, Teile des Lkw schmelzen. „Brutal anstrengend“ sei das irgendwie doch gewesen, so Heim.

Wo der Lkw zum Stehen kommt, ist Platz für Feuerwehrfahrzeuge – und vor allem kann die Stadt nun etwas aufatmen. Die nächsten Anwohner wurden trotzdem noch aufgefordert, nicht aus dem Haus zu gehen, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Der Lkw-Fahrer habe mit seinem besonnenen und mutigen Verhalten große Gefahr von der Stadt abgewendet, lobt ein Polizeisprecher.

Hinter Bäumen Schutz gesucht

Die eigene Gefahr ist Heim sehr bewusst, als der Lkw endlich steht. Er springt raus und sucht das Weite. Er sei vielleicht 300 Meter weiter zu Bäumen gelaufen, berichtet er. Er rechnet damit, dass es jeden Moment zur Explosion kommen könnte. Ein angrenzendes Feld steht von der Hitzeentwicklung schnell in Flammen.

Eine Explosion müssen auch die Feuerwehrleute befürchten, die sich der riesigen schwarzen Rauchwolke nähern. Heim, der selbst die Gefahr im Nacken sitzen hatte, berichtet später voller Respekt davon, wie sich ein kleiner Teil der Feuerwehrleute an den brennenden Tankzug heranwagte. Unter Lebensgefahr.

Entwarnung nach mehr als drei Stunden

Mit dem Wasserwerfer vom größten Tanklöschfahrzeug der Wehr, bedient von Einsatzkräften mit Atemschutz und einer speziellen Hitzeschutzausrüstung, war zunächst nicht auszurichten. Benzin und Diesel laufen aus, lassen sich auch mit massiven Löschwasser- und Schaumeinsatz zunächst nicht löschen. Erst ein massiver Löschangriff von vier Seiten über autonom betriebene Wasserwerfer habe schließlich den gewünschten Löscherfolg gebracht, so die Feuerwehr. Erst nach fast vier Stunden gibt die Feuerwehr Entwarnung.