Berlin. Charlize Theron ist für starke Frauenrollen bekannt. Nun spielt sie in „Atomic Blonde“ eine brutale Spionin. Eine besondere Rolle.

Die blauen Flecken, Beulen und Schürfwunden scheinen wieder verheilt. Als Charlize Theron in Berlin ihren neuen Film „Atomic Blonde“ vorstellt, ist die Oscar-Preisträgerin strahlend schön. Sie trägt zum Pressetermin ein blau-weiß gestreiftes luftiges Hemd, dazu einen weißen Lederminirock und schwarze High Heels. Die Lippen und Nägel sind knallrot. Entspannt wirkt sie. Sie ist bereits ein paar Tage früher in die Stadt gereist, die sie so gerne mag, wie sie in früheren Interviews immer wieder betont hat.

Auch „Atomic Blonde“ wurde zum Teil in Berlin gedreht. In dem Film, der auf der Graphic Novel „The Coldest City“ basiert, spielt die Südafrikanerin die eiskalte MI6-Agentin Lorraine Broughton, die kurz vor dem Fall der Mauer nach Berlin geschickt wird, um den Mord an ihrem Kollegen aufzuklären – und dabei kommen ihr einige Gegner in den Weg, die Theron in aufwendig inszenierten Action-Szenen verprügelt. Rippenverletzungen und blaue Flecken inklusive. Auch die Besetzungsliste kann sich sehen lassen Stars wie James McAvoy, John Goodman, Til Schweiger und Sofia Boutella mischen das geteilte Berlin auf.

In „Atomic Blonde“ ist Charlize Theron eiskalte Agentin

Für „Atomic Blonde“, der am 24. August in den deutschen Kinos anläuft, nahm die 41-Jährige das alles in Kauf. Es ist ein Herzensprojekt. Sieben Jahre lang arbeitete sie an dem Projekt – um eine Agentin spielen zu können, die so ganz anders ist als Frauen, wie man sie aus „James Bond“-Filmen kennt. Sie habe zeigen wollen, dass auch Frauen harte Actionszenen drehen und gefühllos sein können, wie die Schauspielerin in einem „Vanity Fair“-Interview sagte.

Auch beim Pressetermin in Berlin schwärmt sie von ihrer Figur. „Ich liebe es, dass man so wenig über Lorraine weiß, über ihren Hintergrund, ihre Vergangenheit“, sagt Charlize Theron. „Sie ist eine Maschine.“ Sie sei kein Fan davon, wenn Frauen in Actionfilmen zu detailliert dargestellt würden. „Wir versuchen immer, ihre Handlungen zu rechtfertigen – sie tut dieses oder jenes nur aus Rache oder weil sie verletzt worden ist. Wir müssen die Zuschauer ständig daran erinnern, dass es eine Frau ist.“

Lorraine Broughton ist anders. Sie kämpft sich alleine durch das graue Berlin, ist geheimnisvoll, extrem stark und weit weg vom Hollywood-Klischee. So steigt sie nicht mit ihrem dominanten Agentenkollegen David Percival (James McAvoy) ins Bett, wie es der Zuschauer eigentlich erwarten würde (So läuft das doch in Hollywood), sondern mit einer weiblichen Spionin (Soufia Boutella) – ohne dass ihre Bisexualität zum Thema wird. Eine moderne Story.

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Charlize Theron setzt sich für Frauenrechte ein

Starke Frauenrollen haben es Theron angetan. Nicht nur im Kino. Sie ist UN-Friedensbotschafterin, setzt sich für Gleichberechtigung ein und erkämpfte beim Dreh für „Snow White and the Huntsman“, dass sie die gleiche Bezahlung wie Co-Star Chris Hemsworth bekommt.

„Ich bin in meinem ganzen Leben von starken und fürsorglichen Frauen umgeben. Frauen, die andere Frauen unterstützen. Sie haben mir über die Filmindustrie einiges beigebracht und was es bedeutet, eine unabhängige Frau zu sein“, erzählt Theron. Sie habe auch eine enge Beziehung zu ihrer Mutter. Dafür sei sie sehr dankbar, „denn das ist nicht selbstverständlich. Sie ist eine unglaubliche Mutter, und das war für mich sehr inspirierend.“

Soundtrack mit Depeche Mode und Nena

Als die Mauer fiel, war Charlize Theron noch ein Kind. Ihre Eltern hätten aber viel Zeitung gelesen und mit ihr am Küchentisch über die politischen Entwicklungen gesprochen, so die Schauspielerin.

In Südafrika herrschte damals noch die Apartheid. Für Theron bedeutete der Mauerfall daher mehr: „Es war nicht nur eine Sache, die in Berlin passieren musste, sondern es repräsentierte auch viel, was im Rest der Welt passiert ist, vor allem in Südafrika mit der Apartheid: Die Idee der Separation – sei es jetzt durch eine Mauer oder mit einem Schild, das an einer Toilette hängt und wo „Nur für Weiße“ draufsteht.“

In „Atomic Blonde“ wird der Zuschauer in diese graue Zeit Ende der 80er Jahre katapultiert, die geprägt ist von Ost und West, der Mauer, dunklen Häuserschluchten und dem Kalten Krieg. Bei der Zeitreise hilft ein genialer Soundtrack mit Hits von David Bowie, Nena oder Peter Schilling. Findet auch Charlize Theron: „Ich bin in den 80er Jahren aufgewachsen, der Soundtrack bringt einige Erinnerungen zurück.“ Egoistisch sei sie bei der Musikauswahl gewesen, so die 41-Jährige. „Ich habe gefordert: Es muss einen Depeche-Mode-Song geben!“ Sie konnte sich durchsetzen.