Berlin/Reykjavik. Es ist das ungewöhnlichste Hochzeitsfoto des Jahres. Der Bräutigam küsst in Unterhose die Braut – weil die Airline Gepäck verschlampte.

Der Dauer-Ärger bei der Gepäckabfertigung am Berliner Flughafen hat wohl einem Brautpaar aus den USA die Hochzeit verhagelt. Für die Panne, die wahrscheinlich bei einem Air-Berlin-Flug entstanden ist, bekommt vor allem Delta Kritik ab, zweitgrößte Fluggesellschaft der Welt. Das liegt an einem aus Galgenhumor entstandenen Foto des Paares.

Sandy Reilly trug ihr Hochzeitskleid, als sie am 28. Juni in Island ihrem Mann Lee Hicks das Ja-Wort gab. Sein Hochzeitsanzug war da noch auf dem Weg auf die Insel. „Unsere Koffer sind vier Stunden nach unserer Hochzeit angekommen“, sagt Sandy Reilly unserer Redaktion. Und deshalb gibt es nun ein Hochzeitsfoto, das das Paar vor der faszinierenden Landschafts Islands in faszinierender Aufmachung zeigt: Er steht dort in Unterhose und in einem T-Shirt mit dem Satz „Dieser Hochzeitsanzug ist eine Aufmerksamkeit von Delta Airlines“. Das Bild zieht nun Kreise.

Mit Umweg über Paris und Berlin nach Island

Mit Delta Airlines war das Paar am 25. Juni von Washington nach New York losgeflogen, eigentlich sollte ihre Delta-Maschine von dort am 26. Juni um 6 Uhr morgens Ortszeit in Island aufsetzen. Sie landeten dann mehr als 18 Stunden später mit Air Berlin von Berlin kommend nach einem weiteren Umstieg in Paris. Wegen Verspätung des Flugs aus Washington war der Anschlussflug weg, Lee Hicks hatte sich selbst um eine andere Verbindung gekümmert und Delta sie dann dafür umgebucht.

Delta fühlte sich dann aber nicht mehr verantwortlich für das, was in Berlin geschah. Das Paar stieg mit Hochzeitskleid in die Air-Berlin-Maschine. Zwei Koffer des Paares mit dem Anzug in einem von beiden flogen aber nach Frankfurt. Das fand Lee Hicks mit einer App heraus, mit der sich Gepäck tracken lässt. Am Schalter von Delta am Flughafen Keflavik sei er aber ebenso abgeblitzt wie bei einer Hotline der Fluggesellschaft: Sie sollten sich an Air Berlin wenden.

Air Berlin im Streit mit Kofferdienstleister

Von Air Berlin hat das Paar die Antwort bekommen, dass wegen vieler Anfragen eine Antwort noch etwas dauern werde. Die finanziell angeschlagene Fluggesellschaft liegt im Streit mit dem Bodendienstleister Aeroground, der seit März für die Abfertigung aller Flüge verantwortlich ist. Die Berliner Flughafengesellschaft hat Aeroground am 7. Juli wegen „Nichteinhaltung vertraglich vereinbarter Verpflichtungen“ zum zweiten Mal abgemahnt. Air Berlin lässt inzwischen die Flüge seiner Ferienflieger-Tochter Niki wieder vom alten Dienstleister Wisag abwickeln.

Das ist aber nichts, womit sich das Brautpaar beschäftigen will. Sie kommen sich alleine gelassen vor von Delta, wo sie gebucht und bezahlt haben. Wegen der Verspätung bei Delta haben sie nicht nur den ersten Urlaubstag verpasst. Den geplanten Ausflug zur „Blauen Lagune“ am zweiten Tag mussten sie auch absagen: Sie mussten dem Gepäck nachlaufen und schließlich einen Ersatzanzug von der Stange finden. Auskunft zur Kompensation bekamen sie nicht.

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    „Delta interessierte sich nicht für unser Problem“

    US-Fluggesellschaften würden häufig schlechten Service bieten. „Ich habe aber bei Delta den schlimmsten erlebt, den man sich vorstellen kann“, so Viel-Fliegerin Sandy Reilly. „Es gab während der gesamten Reise keinen. Sie interessierten sich überhaupt nicht für unser Problem.“

    Ihre Empörung erfasste dann auch Facebook-Freunde, nachdem sie das Unterwäsche-Hochzeitsbild dort gepostet hatte. „Wir haben das Foto wirklich als sarkastischen Witz gemacht“, so Reilly. „Aber dann hat jemand vorgeschlagen, dass wir das öffentlich machen sollten.“ Ein Bekannter postete es schließlich am Samstag auf Reddit. Einige Stunden später habe sich dann auch Delta gemeldet und gebeten, man möge Unterlagen und Belege schicken, berichtet Reilly. Auf eine Anfrage unserer Redaktion hat die Gesellschaft noch nicht geantwortet.

    Update 18.12 Uhr: Nach Aussage einer Air-Berlin-Sprecherin sei nicht erwiesen, dass das Gepäck tatsächlich auf dem letzten Teilstück verloren gegangen sei. Man habe aber den finanziellen Schaden des Brautpaares komplett ersetzt, obwohl man dazu nicht verpflichtet gewesen sei.