Berlin. Jeder Deutsche hat im vergangenen Jahr 41 Stunden damit zugebracht, einen Parkplatz zu finden. In diesen Städten ist es noch schlimmer.

Herbert Grönemeyer kann seit vielen Jahren ein Lied davon singen: „Ich drehe schon seit Stunden, hier so meine Runden. Es trommeln die Motoren, es dröhnt in meinen Ohren. Ich finde keinen Parkplatz.“ Da ist er nicht allein. Nach einer neuen Studie des Verkehrsanalyse-Unternehmens Inrix hat jeder Deutsche im vergangenen Jahr durchschnittlich rund 41 Stunden mit der Suche nach einer freien Parkbox verbracht. In Berlin sind es sogar 62 Stunden.

Die meiste Geduld brauchen Autofahrer aber in Frankfurt am Main. Dort verbringen sie jährlich durchschnittlich 65 Stunden hinter dem Steuer auf der Suche nach einem Stellplatz an der Straße. In Essen sind es pro Fahrer und Jahr durchschnittlich 64 Stunden. Nach Berlin auf Rang drei folgt Düsseldorf auf Platz vier: 61 Stunden. Das stetige Kreisen um die Einkaufsmeilen verursacht nicht nur Bluthochdruck, sondern auch Kosten.

Notorische Falschparker

Verschwendete Zeit, Benzinverbrauch und zusätzliche Abgasbelastung summieren sich bundesweit auf 40,4 Milliarden Euro pro Jahr. Was für jeden Autofahrer im Schnitt knapp 900 Euro macht. Wohnt er in Berlin, sind es sogar 1358 Euro. Auf die Stadt hochgerechnet sind es 1,8 Milliarden – mehr als in jeder anderen Stadt des Landes. Muss man sich da wundern, dass die Menschen rebellieren würden, wenn sie könnten?

57 Prozent der Befragten in Deutschland würden gar nicht mehr für das Parken bezahlen. Wenn, ja wenn sie sicher wären, dass sie nicht erwischt werden. Da sie das aber nicht sein können, scheint die Nation sich gespalten zu haben. Die einen sind offenbar zu notorischen Falschparkern oder Parkzeit-Überziehern geworden. Laut der Inrix-Studie hat die Hälfte der deutschen Autofahrer 2016 Strafzettel wegen Falschparkens bekommen – mehr als doppelt so viele wie in Großbritannien oder in den USA.

Auswirkungen auf Wirtschaft

380 Millionen Euro hat das den Städten bundesweit in die leeren Kassen gespült – allein in Berlin waren es 17 Millionen Euro. Auf der anderen Seite sind die Übervorsichtigen. Diejenigen, die für 60 Minuten Parkzeit einwerfen, obwohl sie voraussichtlich nur 30 brauchen. Berliner haben im Schnitt 52 Stunden zu viel bezahlt.

Die Parkplatzsituation hat auch erhebliche Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft. Gemäß der Umfrage haben 41 Prozent der deutschen Autofahrer schon einmal einen bestimmten Laden nicht angesteuert, da sie Probleme haben, dort einen Parkplatz zu finden.

Freie Kapazitäten

Um das alles herauszufinden, hat Inrix nach eigenen Angaben fast 18.000 Autofahrer befragt und die Daten aus 8700 Städten in Deutschland, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika ausgewertet. Vorwiegend – das sollte man wissen – aus eigenem Interesse. Denn das Geschäftsmodell des Unternehmens besteht darin, riesige Datenmengen über Verkehrsströme zu sammeln und mit ihnen Apps zu entwickeln, die bei der Parkplatzsuche helfen und freie Kapazitäten zeigen.

Das verhindert auf jeden Fall so manchen Zwist. Zwei von drei deutschen Autofahrer fühlen sich nämlich gestresst durch die alltägliche Parkplatzsuche; und jeder fünfte ist dabei schon mal mit einem anderen Fahrer in Streit geraten. Weil sich einer vorgedrängelt hatte, oder zu dicht an den eigenen Pkw herangefahren war. Schlimmer ist nach Ansicht von 43 Prozent der Befragten nur eines: wenn ein Auto gleich zwei Parkplätze blockiert.