Berlin. Party, Sex, Alkohol: Berliner Polizisten wurden nach Exzessen in Hamburg nach Hause geschickt. Nun reagiert das Social-Media-Team.

  • Nach den Vorwürfen gegen die Berliner Polizei reagiert das Social-Media-Team
  • Die Verantwortlichen betonen, dass es viele Spekulationen gebe
  • Die Hundertschaftführer nahmen ihre Kollegen zuvor in Schutz

Wegen skandalösen Benehmens sind mehr als 220 Berliner Polizisten, die zum bevorstehenden G20-Gipfel in Hamburg waren, zurückgeschickt worden. In der Unterkunft auf einem Kasernengelände in Bad Segeberg nordöstlich von Hamburg habe eine Minderheit der Berliner Beamten ein „unangemessenes und inakzeptables Verhalten“ gezeigt, teilte ein Sprecher der Hamburger Polizei mit.

Die Berliner Polizisten, die noch nicht zum Einsatz in Hamburg gekommen waren, seien mit „sofortiger Wirkung“ daraus entlassen worden, sagte der Sprecher. Am Mittwochvormittag reagierte das Social-Media-Team der Berliner Polizei auf die Vorwürfe. In einem langen Facebook-Post beschreibt das Team ihre Sicht auf die Vorfälle in Bad Segeberg.

Hundertschaftsführer nehmen Kollegen in Schutz

Auch die drei Hundertschaftsführer der Einheiten nehmen ihre Kollegen in Schutz. Das erfuhr die „Berliner Morgenpost“ aus Polizeikreisen. Demnach wurden die drei Beamten bereits befragt. In ihren Aussagen sollen sie die wilde Party und das „Wildpinkeln“ bestätigt haben, hätten aber auch gesagt, dass es sich um eine spontane Geburtstagsfeier zweier Kollegen gehandelt habe. In ihren Aussagen hätten die drei Hundertschaftsführer Berichte aus Hamburg relativiert, wonach die Party völlig aus dem Ruder gelaufen sei.

Für Diskussionen sorgt weiterhin, dass die Abteilungsführung der drei Hundertschaften – etwa 20 Personen – nicht bei ihren Kollegen geschlafen haben, sondern in einem Hotel. „Wir sammeln Aussagen und sichten Aufnahmen und Videos“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Erst wenn man alles gesichtet und alle betroffenen Kollegen gehört habe, werde man über dienstrechtliche Maßnahmen entscheiden.

Der Facebook-Post-Text im Original:

„Ja, wir haben gefeiert! Gestern wurden drei unserer in Hamburg zum G20-Einsatz unterstützenden Hundertschaften vorzeitig wegen einer aus dem Ruder gelaufenen Feier nach Hause geschickt. Wie unangemessen die Feier war, lassen wir uns von unseren Kolleginnen und Kollegen derzeit detailliert schildern und entscheiden dann über mögliche Konsequenzen.

Von Sexorgien und Partypolizei ist nun öffentlich die Rede.

Dabei ist sehr viel Spekulation.

Fakt ist, drei unserer Hundertschaften waren in einem Containerdorf in Bad Segeberg, ca. 70 km nördlich von Hamburg untergebracht.

Sie sollten in den kommenden Tagen die Hansestadt zum G20 Gipfel sichern. Außerhalb des Einsatzes haben sie dann am Abend spontan zwischen den Containern gefeiert. Sicher auch weil zwei ihrer Kollegen Geburtstag hatten. Die Feier hat auf dem abgeschlossenen Gelände stattgefunden. Dabei wurde getrunken, getanzt, gepinkelt und ja scheinbar auch „gebumst“, wie es unser Pressesprecher so schön formuliert hat.

Darüber wird derzeit viel diskutiert. Wir wollen eine Sache gerne hier loswerden:

In unserer Einsatzkleidung stecken Menschen.

Bei unserer Bereitschaftspolizei arbeiten hauptsächlich junge Menschen, die im Einsatz große Verantwortung tragen. Diese jungen Kolleginnen und Kollegen arbeiten sehr professionell. Seit Jahren werden sie von anderen Bundesländern für die verschiedensten Einsätze angefordert. Der hohe Einsatzwert wird dabei durchweg gelobt. Auch hier in Berlin halten sie, egal ob Tag ob Nacht ihren Kopf hin und sorgen 24h rund um die Uhr für Sicherheit. Und das ist bei dem hohen Einsatzaufkommen nicht immer einfach.

Darum geht es beim Sex-Skandal der Berliner Polizei

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    Wir laden Sie/Euch herzlich ein, sich ein persönliches Bild von dieser professionellen Arbeit zu machen und sich davon zu überzeugen, dass wir nicht die Partypolizei, sondern die professionelle Hauptstadtpolizei sind. Wir und viele andere Menschen sind davon absolut überzeugt.

    Übrigens, die gleichen Kolleginnen und Kollegen wurden noch auf der Autobahn zum gestrigen Stromausfall in Köpenick alarmiert und haben dort den Verkehr geregelt, Wohnungen und Geschäfte geschützt und waren für Ihre Sicherheit im Einsatz.

    Dafür von uns „Daumen hoch“ für diesen Goodjob.

    Ihr/Euer

    Social Media Team der Polizei Berlin

    P. S.: Sorry an unsere Kolleginnen und Kollegen aus NRW.“

    Beteiligter Polizist: Berichte über Feier in Hamburg aufgebauscht

    Ein Polizist, der bei der ausufernden Party dabei war, hat sich derweil kritisch über die Berichterstattung dazu geäußert. In einem Interview, das am Mittwoch auf Bild.de (bezahlpflichtig) erschienen ist, sagte der Polizist: „Es wurde nichts beschädigt. Niemand wurde verletzt. Wir haben niemanden beleidigt oder bedrängt. Wir alle waren am nächsten Tag einsatzfähig, es gab keine Ausfälle.“

    Von einer Beamtin, die im Bademantel mit einer Waffe hantiert haben soll, habe er nichts mitbekommen. Auch zu Auseinandersetzungen mit Wuppertaler Polizisten sei es nicht gekommen. „Die einzige Öffentlichkeit, die dort tangiert worden sein könnte, war das Sicherheitspersonal“, sagte der Beamte. Er äußerte außerdem die Vermutung, die Sicherheitsleute seien von der Hamburger Polizeiführung auf die Einheit angesetzt worden, um jegliches Fehlverhalten zu dokumentieren. (BM)

    Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.