Altenfeld. Nach der Bluttat eines Vaters in Altenfeld zeichnet sich ein Motiv ab. Zwei der Kinder sind tot. Hoffnung gibt es für den Dreijährigen.

Wie kann ein Vater seine drei kleinen Söhne so brutal niederstechen? Einen Tag nach dem Familiendrama in Altenfeld (Ilm-Kreis) herrscht weiter Bestürzung – nicht nur in dem kleinen Südthüringer Ort. Für die Ermittler zeichnet sich inzwischen ein Motiv ab.

Die Mutter habe sich von ihrem Mann trennen und Kinder mitnehmen wollen, erklärte Staatsanwältin Anette Schmitt-ter Hell am Freitag mit Verweis auf Zeugaussagen aus dem Umfeld der Familie. Vor ihrer Rückkehr aus der Klinik soll sie ihm dies eröffnet haben – zwei Tage vor der Bluttat hatte er sie krankenhausreif geprügelt. Dass die Kinder ungeachtet dessen in der Obhut des Mannes blieben, sorgt in dem knapp 1000 Einwohner zählenden Ort sorgt für Kopfschütteln.

„Die Frage steht im Raum, warum die Kinder bei ihm gelassen wurden, obwohl er seine Frau ins Krankenhaus geprügelt hat“, sagt Altenfelds Bürgermeister Peter Grimm. In der Gemeinde herrscht Fassungslosigkeit über die Bluttat, in deren Folge zwei ein- und vierjährige Jungen starben, ein weiterer lebensgefährlich verletzt wurde. Immerhin wird der Gesundheitszustand des Dreijährigen nach einer Operation als stabil beschrieben.

Trennungsankündigung der Frau

Die Menschen im Ort trauern um die getöteten Kinder.
Die Menschen im Ort trauern um die getöteten Kinder. © dpa | Stefan Thomas

Vor dem Haus stehen einige Kerzen und Blumen als Zeichen der Trauer. Laut Grimm soll am Sonntagvormittag die Kirche offen stehen für alle, die trauern und Trost suchen. Laut Landratsamt wurde auch ein Traumatherapeut organisiert, um Kindern und Eltern des Kindergartens zu helfen, das schreckliche Geschehen zu verarbeiten.

Das Jugendamt vermutet, dass der Mann nach der Trennungsankündigung seiner 29 Jahre alten Frau die Kinder mit sich in den Tod reißen wollte. Die Behörde verteidigte zugleich ihre Entscheidung, die Kinder in Obhut des Vaters belassen zu haben.

Häusliche Gewalt in der Familie

Laut Jugendamt und Staatsanwaltschaft war die Polizei erst am Dienstag wegen häuslicher Gewalt in die Familie gerufen worden. Der 27-Jährige hatte seine Frau so sehr geschlagen, dass sie ins Krankenhaus musste.

Für das von der Polizei informierte Jugendamt habe es aber keine Anzeichen gegeben, dass der Vater auch gegen seine Kinder gewalttätig sei, teilte das Landratsamt mit. Die Situation habe sich beruhigt und auch auf den „ausdrücklichen Wunsch der Mutter“ hin seien die Kinder daheim beim Vater gelassen worden.

Ermittler haben den Tatort gesichert.
Ermittler haben den Tatort gesichert. © dpa | Martin Schutt

Die Familie war den Angaben nach dem Jugendamt seit Dezember 2016 bekannt. Damals sei es um Hilfe bei der Suche nach einer Betreuung für die Kinder gegangen, da der Vater wieder arbeiten wollte. Er hatte sich demnach wegen einer Erkrankung seiner Frau damals intensiv um die Kinder gekümmert.

„Bei dieser Kontaktaufnahme ging es zu keinem Zeitpunkt um häusliche Gewalt oder Kindeswohlgefährdung“, hieß es. „Die häusliche Situation war nach unseren Erkenntnissen geordnet, es bestanden keinerlei Auffälligkeiten.“ Erst im Mai habe die Behörde von Konflikten der Eheleute erfahren und das Gespräch gesucht. Es sei kein Anlass für weitere Maßnahmen gesehen worden.

Vierjähriger ist verblutet

Am Freitag wurden nun die beiden Kinderleichen obduziert. Demnach ist der vier Jahre alte Junge verblutet. Ursache seien mehrere Messerstiche, sagte Schmitt-ter Hell. Zugestochen habe der 27 Jahre alte Deutsche offensichtlich mit einem Haushaltsmesser.

Das Obduktionsergebnis seines Bruders stand vorerst aus. Die Erfurter Staatsanwaltschaft wollte noch am Freitag Haftantrag wegen zweifachen Mordes gegen den Familienvater stellen. Er und seine Frau hatten noch nicht vernommen werden können; beide waren in stationärer Behandlung. (dpa)