London. Ein Hochhaus in London steht in Flammen. Feuerwehr und Polizei sind im Großeinsatz. Es gab mehrere Todesopfer und Dutzende Verletzte.

  • Im Grenfell Tower im Westen Londons ist in der Nacht zum Mittwoch ein Feuer ausgebrochen

Bei einem gewaltigen Brand in einem Hochhaus im Zentrum Londons sind mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Dutzende weitere wurden verletzt. Die Zahl der Todesopfer dürfte nach Einschätzung von Scotland Yard vom Mittwochabend weiter steigen. Nach Angaben der Rettungskräfte wurden mindestens 79 Patienten in Kliniken behandelt, 18 von ihnen seien in einem kritischen Zustand. Die Ursache des Brands in dem 24-stöckigen Gebäude blieb zunächst unklar.

Die Polizei rechnete am Mittwochabend nicht mehr damit, weitere Überlebende in dem Gebäude zu finden. „Leider erwarte ich nicht, dass es noch mehr Überlebende geben wird“, sagte Stuart Cundy von der Londoner Polizei. Einige Menschen würden aber noch immer vermisst. Eine genaue Zahl nannte Cundy nicht.

Säugling aus dem zehnten Stock geworfen

Das Feuer war in der Nacht zum Mittwoch ausgebrochen. Augenzeugen berichteten von Schreien. Menschen seien aus dem brennenden Gebäude gesprungen. Eltern warfen demnach in ihrer Verzweiflung Kinder aus dem brennenden Hochhaus. Eine Mutter habe ihren Säugling aus dem „neunten oder zehnten Stock“ geworfen, sagte eine Augenzeugin der britischen Nachrichtenagentur PA. Ein Mann habe den Säugling gefangen.

Als der Londoner Grenfell Tower brannte

Am 14. Juni 2017 zerstörte ein gewaltiges Feuer den Grenfell Tower in London. Es war der schlimmste Hochhausbrand der britischen Geschichte. Bei dem verheerenden Unglück starben 71 Menschen.
Am 14. Juni 2017 zerstörte ein gewaltiges Feuer den Grenfell Tower in London. Es war der schlimmste Hochhausbrand der britischen Geschichte. Bei dem verheerenden Unglück starben 71 Menschen. © dpa | Matt Dunham
Feuerwehr und Polizei wurden um 1 Uhr nachts alarmiert. Die Behörden entsandten daraufhin Helfer und Spezialisten.
Feuerwehr und Polizei wurden um 1 Uhr nachts alarmiert. Die Behörden entsandten daraufhin Helfer und Spezialisten. © dpa | Uncredited
200 Feuerwehrleute rückten an. „Das ist ein großer und sehr schwerwiegender Vorfall“, sagte damals Dan Daly von der Londoner Feuerwehr.
200 Feuerwehrleute rückten an. „Das ist ein großer und sehr schwerwiegender Vorfall“, sagte damals Dan Daly von der Londoner Feuerwehr. © REUTERS | REUTERS / TOBY MELVILLE
Auch während die Flammen loderten, sahen Augenzeugen noch Menschen in dem Gebäude.
Auch während die Flammen loderten, sahen Augenzeugen noch Menschen in dem Gebäude. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Kilometerweit waren die Rauchwolke und das Feuer zu sehen.
Kilometerweit waren die Rauchwolke und das Feuer zu sehen. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Auch Helikopter kamen in der Brandnacht am 14. Juni zum Einsatz.
Auch Helikopter kamen in der Brandnacht am 14. Juni zum Einsatz. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Das Feuer produzierte Unmengen an Rauch.
Das Feuer produzierte Unmengen an Rauch. © dpa | Matt Dunham
Die verkohlte Ruine ragte einen Monat nach dem Brand wie ein Mahnmal über dem Viertel.
Die verkohlte Ruine ragte einen Monat nach dem Brand wie ein Mahnmal über dem Viertel. © REUTERS | REUTERS / STRINGER
Schaulustige versammelten sich in Sichtweite und beobachteten das Feuer.
Schaulustige versammelten sich in Sichtweite und beobachteten das Feuer. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Doch nicht nur Schaulustige, sondern auch Helfer waren schnell vor Ort. In einer Turnhalle wurden provisorische Schlafplätze eingerichtet.
Doch nicht nur Schaulustige, sondern auch Helfer waren schnell vor Ort. In einer Turnhalle wurden provisorische Schlafplätze eingerichtet. © dpa | Jack Hardy
Vor allem in nahegelegenen Gemeindezentren gaben Londoner Bürger Spenden für die ehemaligen Bewohner des Hochhauses ab.
Vor allem in nahegelegenen Gemeindezentren gaben Londoner Bürger Spenden für die ehemaligen Bewohner des Hochhauses ab. © Getty Images | Carl Court
Zudem wurden zahlreiche Spenden von Firmen und Hilfsorganisationen in die Nähe des Brandortes gebracht.
Zudem wurden zahlreiche Spenden von Firmen und Hilfsorganisationen in die Nähe des Brandortes gebracht. © Getty Images | Jack Taylor
Die Feuerwehr schickte nach eigenen Angaben rund 40 Löschfahrzeuge an den Einsatzort.
Die Feuerwehr schickte nach eigenen Angaben rund 40 Löschfahrzeuge an den Einsatzort. © dpa | Matt Dunham
Riesige Rauchsäulen breiteten sich über dem Himmel Londons aus.
Riesige Rauchsäulen breiteten sich über dem Himmel Londons aus. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Mit Wasserwerfern gingen die Einsatzkräfte gegen die um sich schlagenden Flammen vor.
Mit Wasserwerfern gingen die Einsatzkräfte gegen die um sich schlagenden Flammen vor. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Nach Zeugenberichten standen viele Menschen verzweifelt im brennenden Hochhaus an den Fenstern und schrien um ihr Leben.
Nach Zeugenberichten standen viele Menschen verzweifelt im brennenden Hochhaus an den Fenstern und schrien um ihr Leben. © dpa | Matt Dunham
Trümmerteile lösten sich von dem Gebäude ...
Trümmerteile lösten sich von dem Gebäude ... © REUTERS | TOBY MELVILLE
... und fielen noch brennend zu Boden.
... und fielen noch brennend zu Boden. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Die Behörden warnten zunächst davor, dass das Hochhaus womöglich einstürzen könnte.
Die Behörden warnten zunächst davor, dass das Hochhaus womöglich einstürzen könnte. © REUTERS | NEIL HALL
Das gesamte Gebiet um den Tower wurde deshalb abgesperrt.
Das gesamte Gebiet um den Tower wurde deshalb abgesperrt. © REUTERS | TOBY MELVILLE
Laut Nachbarn soll das Gebäude auch einen Kindergarten und einen Boxclub beherbergt haben.
Laut Nachbarn soll das Gebäude auch einen Kindergarten und einen Boxclub beherbergt haben. © dpa | Ray Tang
Eine Schule in der Nähe des brennenden Hochhauses in London blieb an dem Tag geschlossen.
Eine Schule in der Nähe des brennenden Hochhauses in London blieb an dem Tag geschlossen. © Getty Images | Leon Neal
Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte waren vor Ort. „Wir müssen die Leute in Sicherheit bringen und sie so schnell wie möglich medizinisch versorgen“, sagte der Leiter der Rettungskräfte, Stuart Crighton.
Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte waren vor Ort. „Wir müssen die Leute in Sicherheit bringen und sie so schnell wie möglich medizinisch versorgen“, sagte der Leiter der Rettungskräfte, Stuart Crighton. © REUTERS | NEIL HALL
Dutzende Verletzte wurden in verschiedene Krankenhäusern in der Stadt untergebracht. 71 Menschen kamen ums Leben. Dazu zählt auch ein nach dem Feuer tot geborenes Baby.
Dutzende Verletzte wurden in verschiedene Krankenhäusern in der Stadt untergebracht. 71 Menschen kamen ums Leben. Dazu zählt auch ein nach dem Feuer tot geborenes Baby. © dpa | Rick Findler
Dan Daly von der Feuerwehr sagte, die Feuerwehrleute würden Atemmasken tragen, die Arbeit sei extrem hart und die Bedingungen sehr schwierig – dementsprechend waren auch Pausen notwendig.
Dan Daly von der Feuerwehr sagte, die Feuerwehrleute würden Atemmasken tragen, die Arbeit sei extrem hart und die Bedingungen sehr schwierig – dementsprechend waren auch Pausen notwendig. © dpa | Matt Dunham
Die Polizei kümmerte sich um die Bewohner der Gegend. Hunderte Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
Die Polizei kümmerte sich um die Bewohner der Gegend. Hunderte Menschen wurden in Sicherheit gebracht. © REUTERS | NEIL HALL
Das Areal rund um das brennende Hochhaus war weiträumig abgesperrt worden.
Das Areal rund um das brennende Hochhaus war weiträumig abgesperrt worden. © dpa | Matt Dunham
Nach Angaben des Stadtbezirks Royal Borough of Kensington and Chelsea befanden sich in dem Hochhaus 120 Wohnungen.
Nach Angaben des Stadtbezirks Royal Borough of Kensington and Chelsea befanden sich in dem Hochhaus 120 Wohnungen. © dpa | Uncredited
Auch am Vormittag stieg der Rauch noch aus dem Gebäude auf.
Auch am Vormittag stieg der Rauch noch aus dem Gebäude auf. © Getty Images | Leon Neal
Aus den angrenzenden Gebäuden beobachteten Anwohner das Feuer.
Aus den angrenzenden Gebäuden beobachteten Anwohner das Feuer. © Getty Images | Leon Neal
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Trümmerteile flogen aus dem Gebäude, wie ein dpa-Reporter berichtete. Hin und wieder knallte es in dem Gebäude. Die Polizei sperrte alle Wege weiträumig ab. Einwohner wurden gebeten, die Gegend nordwestlich vom Hyde Park zu meiden. Eine Schule in der Nähe des brennenden Gebäudes blieb geschlossen. Für Bewohner wurden Notfallzentren eingerichtet.

Der Rettungseinsatz wird nach Angaben der Polizei noch mehrere Tage dauern. „Wir bleiben hier, bis die Arbeit getan ist. (...) Wir planen über Nacht hierzubleiben“, sagte ein Sprecher der Londoner Feuerwehr am Mittwochabend. Der Brand sei noch nicht gelöscht.

Haus soll nicht einsturzgefährdet sein

Am frühen Morgen stand das Gebäude im Stadtteil Kensington noch lichterloh in Flammen. Nach der Katastrophe ist das Hochhaus entgegen ersten Befürchtungen nicht einsturzgefährdet. Spezialisten hätten den Sozialbau untersucht und für weitere Lösch- und Bergungsarbeiten sicher befunden, teilte die Feuerwehr am Abend mit.

Die Feuerwehr teilte mit, dass 65 Menschen aus den Flammen gerettet worden seien. Die Brandschützer hätten inzwischen alle 24 Stockwerke des Gebäudes erreicht, sagte ein Sprecher am Abend. Medienberichten zufolge sollen sich bis zu 600 Menschen in dem Sozialbau befunden haben, als das Feuer ausbrach.

Das sind die wichtigsten Regeln bei einem Brand

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    Das Gebäude wurde 1974 erbaut und war von 2014 bis 2016 saniert worden. In dem brennenden Hochhaus hatte es bereits Beschwerden über unzureichenden Brandschutz gegeben. Die Baufirma Rydon reagierte schockiert auf den Hochhausbrand. Sie war für die Sanierung zuständig. Alle erforderlichen Kontrollen, Bestimmungen im Brandschutz und die sonstigen Sicherheitsstandards seien eingehalten worden, teilte die Firma mit.

    Terroranschlag wird ausgeschlossen

    Bürgermeister Sadiq Khan versprach umfassende Aufklärung. „Es wird im Laufe der nächsten Tage viele Fragen zur Ursache dieser Tragödie geben und ich möchte den Londonern versichern, dass wir dazu alle Antworten bekommen werden.“ Scotland Yard erklärte auf Anfrage, dass es sich bei der Brandursache nicht um einen Terroranschlag handele.

    Die britische Premierministerin Theresa May zeigte sich nach eigenen Worten „tief betroffen von den tragischen Todesfällen“. Die Bundesregierung würdigte den Kampf der Rettungskräfte gegen die Flammen. „Es ist heroisch, wie die Feuerwehr gegen den Brand um das Leben der Menschen, die sich noch in dem Haus befinden, kämpft“, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin.

    Die Einsatzkräfte waren nach eigenen Angaben innerhalb von sechs Minuten am Ort des Geschehens. Demnach ging der erste Notruf um 00.54 Uhr (Ortszeit) ein. Im Einsatz waren 200 Feuerwehrkräfte und 40 Löschfahrzeuge. Bei den Löscharbeiten wurden mehrere Feuerwehrleute verletzt, sagte Feuerwehrchefin Cotton. (dpa)