Bad Nenndorf. Grundschüler lernen laut einer Umfrage immer seltener in der Schule schwimmen. Die DLRG fürchtet „ein Land von Nichtschwimmern“.

  • Mehr als jeder zweite 10-Jährige schwimmt nicht sicher
  • Nur 27 Prozent der Grundschüler haben in der Schule schwimmen gelernt
  • Die DLRG fürchtet, dass Deutschland ein Land der Nichtschwimmer wird

Mindestens jeder zweite Grundschüler in Deutschland kann nicht richtig schwimmen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Demnach besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen.

Die Schulen können dabei auch seltener die Lücke füllen – weil sie oft über keine Schwimmzeiten in Bädern verfügen, wie die DLRG beklagt: Nur 27 Prozent der Eltern gaben in einer repräsentativen forsa-Umfrage an, ihr Kind habe in der Schule schwimmen gelernt. Bei älteren Generationen war dieser Anteil noch deutlich höher: Unter den über 60-Jährigen waren es noch mehr als 56 Prozent, die während der Grundschulzeit schwimmen lernten, bei den 45- bis 59-Jährigen 52 Prozent. Unter den Befragten, die jünger sind als 44 Jahre, war es schon weniger als die Hälfte, die in der Grundschule schwimmen lernten und bei den unter 30-Jährigen sind es gerade mal ein gutes Drittel.

Zahl der Ertrunkenen gestiegen

Zwar haben nach Angaben der Eltern 77 Prozent der Grundschüler das „Seepferdchen“-Abzeichen absolviert. Ein sicherer Schwimmer ist nach Einschätzung der DLRG aber nur, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze („Freischwimmer“) sicher beherrscht. Dabei müssen Kinder innerhalb von 15 Minuten mindestens 200 Meter schwimmen.

In Notlagen lassen bei ungeübten Schwimmern schneller die Kräfte nach und sie geraten leichter in Panik. Im vergangenen Jahr ertranken in Deutschland 537 Menschen. Das waren 49 mehr als im Vorjahr.

Ein Viertel der Grundschulen hat keinen Zugang zu einem Bad

Schulen können oft Kindern als Folge von Bäderschließungen nicht Schwimmen beibringen. Rund 25 Prozent der Grundschulen haben laut der Organisation keinen Zugang zu einem Bad. „Das ist so nicht hinnehmbar“, sagt DLRG-Vizepräsident Achim Haag. „Wer Bäder schließt, um Kosten zu senken, handelt fahrlässig und verantwortungslos.“

Haag forderte zudem die Schulen auf, ihrem Auftrag, Schwimmunterricht zu geben, nachzukommen. „Wenn diese Entwicklung so weitergeht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann Deutschland zu einem Land der Nichtschwimmer wird“, sagte er. Nach einem Bericht der Bild-Zeitung (Bezahlinhalt) müssen Familien derzeit bis zu sechs Jahre auf einen Platz im Schwimmkurs für ihre Kinder warten.

In Deutschland sind nach Angaben der DLRG im vergangenen Jahr mindestens 537 Menschen. 1071 Menschen konnten von den Rettungsschwimmern der Gesellschaft vor dem Ertrinken bewahrt werden, davon 529 bei einem gemeinsamen Einsatz mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Mittelmeer. (fmg/dpa)