Freiburg/Endingen. Der Mord an Joggerin Carolin G. in Endingen ist geklärt. Die Ermittler gehen davon aus, dass ein Verdächtiger zwei Frauen getötet hat.

Spur Nummer 4334 führte zum Erfolg: Ein 40-jähriger Lkw-Fahrer mit rumänischer Staatsangehörigkeit ist wegen des Sexualmordes an der 27-jährigen Carolin G. festgenommen worden. Das sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer am Samstag auf einer Pressekonferenz. Der Verdächtige bestreitet laut Staatsanwaltschaft die Tat. Eine positive DNA-Probe lässt aber aus Sicht der Ermittler wenig Zweifel.

Der Mann befindet sich seit Samstag in Untersuchungshaft. Er wird auch beschuldigt, im Januar 2014 eine Studentin in Österreich ermordet zu haben. Die Frauen wurden Zufallsopfer, „das hätte auch jeder anderen Frau an den Orten zu der Zeit passieren können“, so ein österreichischer Ermittler.

Um der „besonderen Situation Rechnung“ zu tragen, wie es hieß, waren auch Bürger bei der Pressekonferenz zugelassen. Das ist ungewöhnlich. Der Fall hatte in der Region jedoch hohe Wellen geschlagen. Der Leitende Kriminaldirektor Peter Egetemaier sagte: „Wir sind glücklich und erleichtert, Sie über den Ermittlungserfolg informieren zu können“. Die „Badische Zeitung“ und die „Bild“ hatten zuvor bereits von einer Festnahme berichtet.

Identische Spur bei zwei Leichenfunden

Nachdem vor sieben Monaten die Leiche der Joggerin Carolin G. entdeckt worden war, hatten die Ermittler schon bald einen Mehrfachtäter vermutet. Am Tatort wurden Körperspuren gesichert, die identisch sind mit jenen bei dem ungeklärten Sexualmord im rund 400 Kilometer entfernten österreichischen Kufstein.

Nach dem Mord an Carolin G. hatte es stark geregnet, sagten die Ermittler. Das habe viele Spuren vernichtet, Kriminaltechniker hatten aber noch DNA sichern können. Richard Kerber, Leiter der Freiburger Soko „Erle“: „Für Datenbanken taugt sie nicht, aber für den direkten Vergleich reicht sie – aber nicht mit der üblichen Wahrscheinlichkeit.“Auch in Österreich war die Spurenlage schlecht. In beiden Fällen wurden die Opfer laut Polizei sexuell missbraucht und vermutlich mit einer Eisenstange erschlagen. Beide Taten hatten sich an einem Sonntag ereignet.

Handydaten: Er war zur Tatzeit am Tatort

Mit diesem Phantombild hatte die Polizei Freiburg nach dem Mann gesucht.
Mit diesem Phantombild hatte die Polizei Freiburg nach dem Mann gesucht. "Es gab keine wesentlichen Unterschiede, aber erkennen hätte man ihn daran nicht können", so die Polizei. © Polizeipräsidium Freiburg | Polizeipräsidium Freiburg

Weil beide Tatorte in Autobahnnähe lagen und das Sonntagsfahrverbot gilt, gingen die Ermittler bald der Spur zu Fernfahrern nach. Aus Kufstein bekam die Polizei von der Mauterfassung 50.000 Datensätze. Eine in Österreich nach der Tat gefundene Stange konnte auch als Zubehörteil einem bestimmten Lkw-Typ zugeordnet werden.

Die Polizisten schrieben in Frage kommende Speditionen an – und bekamen am Mittwoch entscheidende Hinweise von einer Firma in der Nähe, erläuterte Richard Kerber, Leiter der Soko „Erle“. Bei den Personalien eines Fahrers bestätigten Handydaten, dass er zur Tatzeit am Tatort war. Er fährt auch ein Auto jenes Typs, das in Endingen in Tatort-Nähe gesehen worden war. Nachdem der Mann eine Speichelprobe abgegeben hatte, ergab sich die Übereinstimmung mit den Spuren von den Tatorten, so die Ermittler.

Anklage nur für eine Tat möglich

Sie hatten im April ein Phantombild eines Mannes veröffentlicht. Die Zeichnung wurde nach der Aussage einer Zeugin erstellt, die den Unbekannten am Tag des Mordes in der Nähe des Tatorts gesehen hatte. Dieser Mann soll Anfang November 2016 die 27-Jährige sowie im Januar 2014 in Kufstein die 20 Jahre alte französische Austauschstudentin aus Lyon ermordet haben.

Joggerin Carolin G. im November 2016 in Freiburg und die französische Austauschstudentin Lucile im österreichischen Kufstein wurden vom gleichen Mann getötet. Die Polizei hat einen Verdächtigen.
Joggerin Carolin G. im November 2016 in Freiburg und die französische Austauschstudentin Lucile im österreichischen Kufstein wurden vom gleichen Mann getötet. Die Polizei hat einen Verdächtigen. © Polizeipräsidium Freiburg/LKA Tirol/Verpixelung FMG | Polizeipräsidium Freiburg/LKA Tirol/Verpixelung FMG

Wenn der Mann angeklagt wird, dann aber nur wegen einer Tat, erläuterte Staatsanwalt Inhofer. Der Hintergrund: Weil er Rumäne ist und der zweite Mord nicht in Deutschland geschah, kann die deutsche Justiz den Fall nicht verhandeln. In Österreich sei es spiegelbildlich genau so. Deshalb werde es wohl zwei Prozesse geben.

Polizei hatte 3300 Hinweise erhalten

Nach dem Mord in Österreich hatten die dortigen Ermittler bereits mit einem Phantombild nach dem Täter gesucht. Die deutsche Polizei hatte dieses Bild jedoch nicht für ihre öffentliche Fahndung verwendet, weil es schon älter und zu ungenau gewesen sei. Eine konkrete Spur zum Täter ergab sich zunächst nicht.

Erst am Donnerstag hatte die Polizei gemeldet, dass sie ihre Sonderkommission in eine kleinere Ermittlungsgruppe umgewandelt hat. Nach zuletzt 20 Beamten arbeiteten jetzt noch zehn Polizisten an dem Fall. Doch dann gelang am Freitag die Festnahme. (dpa/law)