Manila. Beim Überfall auf ein Casino in Manila sind mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen. Die IS-Terrormiliz bekannte sich zu der Tat.

Die IS-Terrormiliz hat den Angriff auf ein Spielcasino in der philippinischen Hauptstadt Manila für sich reklamiert. Kämpfer des Islamischen Staates hätten den Angriff ausgeführt, meldete das IS-Sprachrohr Amak am Freitag im Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitskreise. Weitere Details nannte Amak nicht.

Die Nachricht wurde über die üblichen IS-Kanäle im Internet verbreitet. Täterwissen gaben die Extremisten nicht preis. Die Polizei in Manila spricht bisher von nur einem Täter und schloss einen terroristischen Hintergrund aus. Demnach erstickten mindestens 35 Menschen bei einem Brand, den der mutmaßliche Angreifer gelegt hatte.

Der Täter kam um Mitternacht

Das Motto, mit dem das „Resorts World“ an Manilas internationalem Flughafen um Kunden wirbt, verheißt viel: „A Larger Than Life Experience“. Zu deutsch: ein Erlebnis, größer noch als das Leben. Doch nach dieser Nacht sind viele froh, aus dem gigantischen Hotel- und Casinokompex am Rande der philippinischen Hauptstadt wenigstens mit dem Leben davongekommen zu sein.

Mindestens 35 Menschen haben es nicht geschafft. Sie alle wurden Opfer eines Mannes, der gegen Mitternacht ins Casino der Anlage eingedrungen war, mit einer Mütze über dem Kopf und einem Schnellfeuergewehr in der Hand. Er schoss dann auch um sich, traf aber nur Bildschirme und Fernseher. Auf die Besucher und das Personal zielte er offenbar nicht.

Helfern muss sich furchtbares Bild geboten haben

Die von der philippinischen Polizei zur Verfügung gestellte Videoüberwachungsstandbilder zeigen den bewaffneten Mann im Hotel- und Casinokomplex.
Die von der philippinischen Polizei zur Verfügung gestellte Videoüberwachungsstandbilder zeigen den bewaffneten Mann im Hotel- und Casinokomplex. © dpa | Uncredited

Den Leuten zum Verhängnis wurde jedoch, dass er dann auch Teppiche und Spieltische mit Benzin übergoss und anzündete. Durch den Brand entstand so dicker Rauch, dass sie es nicht mehr nach draußen schafften. Ihre Leichen wurden erst Stunden nach dem Überfall gefunden, als die Rettungskräfte sich endlich Zugang verschaffen konnten, im zweiten und dritten Stock des Casinos. Viele Frauen waren darunter. Es muss ein furchtbares Bild gewesen sein.

Dass der mutmaßliche Täter nicht überlebt hatte, stand da schon länger fest. Seine Leiche wurde in einem Zimmer des Hotels „Maxims“ gefunden, Raum Nummer 510. „Er hatte eine Schusswunde im Kopf und war schwer verbrannt“, berichtete Manilas Polizeichef Oscar Albayalde. „Wir vermuten, dass er Benzin über sich geschüttet hat, eine Decke über sich gelegt und angezündet. Dann hat er sich erschossen, bevor er völlig verbrannt war.“

Vieles spricht gegen IS-Anschlag

Die Eltern eines Opfers trauern um ihre verstorbene Tochter.
Die Eltern eines Opfers trauern um ihre verstorbene Tochter. © dpa | Aaron Favila

Wie der Mann hieß, woher er kam, was ihn zu seiner Tat getrieben hat – auf all diese Fragen wusste auch nach Stunden noch niemand eine Antwort. Die Polizei gab sich zunächst allerdings überzeugt, dass der Überfall keinen terroristischen Hintergrund hat.

Polizeichef Albayalde sagte: „Das ist das Werk eines Verrückten. Vielleicht war er spielsüchtig, hat all sein Geld verloren und ist dann durchgedreht.“ Im Rucksack des Toten wurden gestohlene Spiel-Jetons im Wert von umgerechnet etwa zwei Millionen Euro entdeckt. Was er damit anfangen wollte, gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten.

Mehr als tausend Menschen sollen im Casino gewesen sein

Das „Resorts World“ ist eine verhältnismäßig neue Anlage, die auch auf Ausländer vom nahen Ninoy-Aquino-Flughafen zielt. Der Komplex wurde erst 2009 eröffnet. Neben vier Hotels, einem Einkaufszentrum, vielen Restaurants und Kinos gehört dazu auch das 30.000 Quadratmeter große Casino.

Johnny Ordanza, der an einem der Tische Karten ausgibt, erlebte in der Nacht zum Freitag alles mit eigenen Augen. „Ich habe gerade Karten verteilt, als ich sah, wie dieser Mann die Tische anzündete. Alle rannten raus.“ Ordanza auch. Mehr als tausend Menschen sollen sich zu diesem Zeitpunkt im Casino aufgehalten haben.

Die Angst ist ohnehin gerade groß auf den Philippinen

Das Bild zeigt den brennenden Hotelkomplex am Donnerstagabend Ortszeit.
Das Bild zeigt den brennenden Hotelkomplex am Donnerstagabend Ortszeit. © dpa | Bullit Marquez

Viele vermuteten einen Überfall von Terroristen, gerieten in Panik. Im Gedränge wurden mehr als 50 Menschen verletzt. Mehrere sprangen aus dem Fenster. Ein Sicherheitsbeamter schoss sich in der Panik sogar selber an. Und manche wollen gehört haben, wie der Täter auf Englisch ISIS rief, eine andere Abkürzung für den IS.

Der Angriff trifft die Philippinen in einem Moment, in dem die Angst vor Anschlägen gerade groß ist. Auf Mindanao, der zweitgrößten Insel des mehrheitlich katholischen Landes, geht die Armee seit anderthalb Wochen gegen islamistische Rebellen vor, die sich in der Stadt Marawi verschanzt haben. Bislang gab es schon mehr als 180 Tote. Präsident Rodrigo Duterte hat über die gesamte Insel das Kriegsrecht verhängt und droht damit, es aufs ganze Land auszuweiten.

Keine Lebenszeichen mehr von der Freundin

Aber das sind nicht die Sorgen, die sich die Überlebenden aus dem „Resorts World“ machen. Auch Stunden nach dem Überfall waren viele Casino-Gäste noch in Sorge um ihre Begleiter. Magdalena Ramos zum Beispiel, die Bingo spielen wollte.

Das Letzte, was sie von ihrer Freundin mitbekam, war ein Anruf von der Toilette, wo diese sich vor dem Schützen verstecken wollte. „Sie hat mir berichtet, dass sie ihr Telefon ausschalten wollte, damit er das Klingeln nicht hört.“ Seither gab es von der Freundin kein Lebenszeichen mehr. (dpa)