Nürnberg. Eine spontane Demonstration gegen eine Abschiebung in Nürnberg ist am Mittwoch aus dem Ruder gelaufen. Neun Polizisten wurden verletzt.
Die Tumulte bei einer Demonstration von Schülern gegen die Abschiebung eines 20-jährigen Afghanen waren so heftig, dass sich sogar der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eingeschaltet hat. Bei den Ausschreitungen wurden neun Polizisten verletzt.
Die Stimmung an einer Schule in Nürnberg hatte sich aufgeheizt, nach dem ein 20-Jähriger aus dem Klassenraum heraus festgenommen wurde und abgeschoben werden sollte. Mitschüler des Mannes setzten sich daraufhin vor einen Polizeiwagen, um die Abfahrt zu verhindern. Nach der Sitzblockade entwickelten sich jedoch Rangeleien und Jagdszenen.
Neun Verletzte, fünf Festnahmen
Über Facebook und Twitter hatten sich schnell weitere Schüler vernetzt, so dass laut Polizei bis zu 300 Teilnehmer vor Ort waren. Die Einsatzkräfte seien mit einem Fahrrad und zahlreichen Flaschen beworfen worden. Einem Beamten sei ein Zahn ausgeschlagen worden. Die Polizei setzte Pfefferspray und Hunde mit Beißschutz ein.
Zur Abwehr von Angriffen seien auch Schlagstöcke verwendet worden. Neun Polizisten wurden verletzt, fünf Menschen vorübergehend festgenommen. Von den Demonstranten sei aber niemand verletzt worden.
Seehofer fordert Einzelfallprüfung
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer betonte, dass es bei Abschiebungen um Einzelfallentscheidungen gehen müsse. Als Reaktion auf den Vorgang gab es massive Kritik von SPD, Grünen, Linken sowie dem Flüchtlingsrat.
Die Demonstration in Nürnberg ereignete sich kurz nach dem es im afghanischen Kabul einen Anschlag mit mindesten 80 Toten gegeben hatte. Wegen des Anschlags verschob die Bundesregierung einen Abschiebe-Flug nach Afghanistan. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will aber weiter abgelehnte Asylbewerber zurückschicken. Die Bundesregierung hält eine Rückkehr von Afghanen in ihre Heimat aus Sicherheitsgründen für unbedenklich. (dpa/ac)