Hannover. Ein Mann hat gestanden, seine Ex-Frau hinter einem Auto hergeschleift zu haben. Die Staatsanwältin fordert eine lebenslange Haftstrafe.

Der Mann, der in Hameln seine Ex-Frau hinter seinem Auto hergeschleift hat, soll nach dem Willen der Anklage lebenslang ins Gefängnis. Das Opfer habe reanimiert werden müssen und nur durch ein Wunder überlebt, sagte Staatsanwältin Ann-Kristin Fröhlich am Mittwoch in ihrem Plädoyer im Landgericht Hannover. Der 39-Jährige ist wegen versuchten Mordes angeklagt.

Es lägen keine Anhaltspunkte für eine Strafmilderung vor. „Er wollte sich über sie erheben, er wollte sie demütigen, er wollte sie töten“, sagte Fröhlich. Der Mann hatte zum Prozessauftakt gestanden, dass er die Mutter seines Sohnes auf grausame Weise töten wollte. Er hatte die 28-Jährige laut Geständnis im November mit einem Strick um den Hals an sein Auto gebunden und rund 200 Meter hinter sich her geschleift.

Angeklagter bietet Schmerzensgeld an

Der Angeklagte hat seiner Ex-Frau am Mittwoch 100.000 Euro Schmerzensgeld angeboten. Dies ließ er zu Beginn der Verhandlung am Mittwoch im Gericht erklären. Die Frau fordert ein Schmerzensgeld von 250.000 Euro. Die Sitzung wurde am Mittwoch zunächst für Verhandlungen über das Schmerzensgeld-Angebot unterbrochen, bevor das Plädoyer der Anklage folgte.

Nach Faustschlägen, Messerstichen und Axthieben hatte er die Frau laut Anklage an die Anhängerkupplung gebunden und fuhr schnell los. Nach rund 200 Metern löste sich das Seil, das Opfer überlebte schwer verletzt. Während der Tat saß der damals knapp dreijährige Sohn der beiden im Auto. Hintergrund des Gewaltexzesses war ein Streit um Unterhaltszahlungen.

Die Frau, die physisch und psychisch unter den Folgen des Verbrechens leidet, tritt als Nebenklägerin auf. Während des Prozesses wurde auch der kleine Sohn als Nebenkläger zugelassen.

Gutachter sieht volle Schuldfähigkeit

Nach Einschätzung des psychiatrischen Gutachters ist der Angeklagte zwar psychisch gestört, aber voll schuldfähig. Der komplexe Tatablauf spreche gegen eine Affekttat, sagte der Sachverständige. In dem von seinem Verteidiger verlesenen Geständnis hatte der 39-Jährige angegeben, die Tat nicht geplant zu haben. Seile und Axt habe er wegen Gartenarbeiten stets im Auto dabei gehabt.

Der Angeklagte hat wie das Opfer kurdische Wurzeln. Das Paar hatte 2013 nach islamischem Recht geheiratet. Nach Schilderung der Frau begannen die Misshandlungen, als sie zu dem Mann nach Eimbeckhausen bei Bad Münder zog. Im Frühjahr 2014 trennte sie sich von ihm.

Der brutale Mordversuch hatte im vergangenen Jahr bundesweit Bestürzung ausgelöst. In der Kleinstadt Hameln versammelten sich kurz danach Hunderte Menschen zu einer Mahnwache. (dpa)