Brasilia. Das Zika-Virus verbreitete große Angst, Schwangere gingen nicht mehr aus dem Haus. Nun hat Brasilien den Notstand für beendet erklärt.

Nach 18 Monaten hat Brasilien den nationalen Notstand wegen der Zika-Epidemie und der starken Zunahme von Schädelfehlbildungen bei Säuglingen für beendet erklärt. Wie das Gesundheitsministerium in Brasilia am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte, habe es von Januar bis Mitte April nur noch 7911 neue Zika-Infektionen gegeben, die durch Stiche der Gelbfiebermücke Aedes Aegypti ausgelöst werden.

Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es über 170.000 Fälle – das sei ein Rückgang um rund 95 Prozent. Auch die Zahl lebensgefährlicher Schädelfehlbildungen (Mikrozephalie) bei Säuglingen nach einer Zika-Infektion der Mütter sei entsprechend auf ein Minimum gesunken.

Olympia-Absage gefordert

Die Bilder der Kinder mit zu kleinen Köpfen, der verzweifelten Mütter und von Männern in gelben Schutzanzügen, die Olympia-Sportstätten in Rio mit Insektiziden moskitofrei spritzen, gingen um die Welt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern forderte sogar die Absage von Olympia. Viele Schwangere trauten sich wegen Zika kaum noch aus dem Haus.

Nach Erkenntnissen der Forschung kann der starke Rückgang auch damit zusammenhängen, dass einmal Infizierte sich nicht erneut infizieren können. Insgesamt sollen sich in Brasilien über eine Million Menschen von 2015 bis 2016 mit Zika infiziert haben.

Frauen wurde von Schwangerschaften abgeraten

Desinfektion im Kampf gegen Mücken, die das Zika-Virus übertragen können.
Desinfektion im Kampf gegen Mücken, die das Zika-Virus übertragen können. © dpa | Marecelo Sayao

Nach Ausbruch der Zika-Epidemie in Brasilien und einer raschen Ausbreitung in ganz Amerika hatte die Weltgesundheitsorganisation im Februar 2016 einen globalen Notstand erklärt, Frauen wurde zum Teil dazu geraten, auf geplante Schwangerschaften zu verzichten. Brasilien startete – unter Einsatz Zehntausender Soldaten – eine massive Kampagne zur Bekämpfung der Moskitos, zudem entwickeln Wissenschaftler einen Zika-Impfstoff.

Das Zika-Virus wurde erstmals vor etwa 70 Jahren in Rhesus-Affen im Zika-Wald in Uganda gefunden. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion unauffällig. Fieber, Kopfschmerzen und Hautrötungen können Symptome sein. Aber neben der Gefahr bei Schwangeren, dass Säuglinge mit zu kleinen Köpfen geboren werden, erkrankten Dutzende männliche Infizierte an einer Nervenkrankheit, dem Guillain-Barré-Syndrom. Zwar wurden weltweit Millionensummen für die Intensivierung der Forschung bereitgestellt, aber viele Rätsel rund um Zika sind noch ungelöst.

Fälle von Dengue-Fieber gehen zurück

Auch die Fälle des ebenfalls von Aedes-aegypti-Moskitos übertragenen Dengue-Fiebers gingen um rund 90 Prozent zurück. Sorgen bereitet in diesem Jahr vor allem ein Gelbfieber-Ausbruch mit über 200 Toten in Brasilien, Millionen Brasilianer ließen sich zuletzt dagegen impfen. Mehrere Länder in Lateinamerika lassen Reisende aus Brasilien wegen des Ausbruchs ohne Nachweis einer Gelbfieberimpfung nicht einreisen. (dpa)

Die Chronologie des Zika-Virus

Vor fast 70 Jahren wurde das gefährliche Zika-Virus entdeckt. Doch erst jetzt gilt es als eine globale Bedrohung – eine Chronologie. 1947: Bei einem Rhesusaffen aus dem Zika-Wald in Uganda wird das Virus erstmals nachgewiesen. Das Zika-Virus wird in den meisten Fällen von bestimmten Mücken übertragen.
Vor fast 70 Jahren wurde das gefährliche Zika-Virus entdeckt. Doch erst jetzt gilt es als eine globale Bedrohung – eine Chronologie. 1947: Bei einem Rhesusaffen aus dem Zika-Wald in Uganda wird das Virus erstmals nachgewiesen. Das Zika-Virus wird in den meisten Fällen von bestimmten Mücken übertragen. © dpa | Oscar Rivera
1952: Forscher finden den Erreger bei Menschen in Uganda und Tansania. In den folgenden Jahrzehnten werden jedoch nur vereinzelte Infektionen aus Afrika und Südasien bekannt. (Symbolfoto)
1952: Forscher finden den Erreger bei Menschen in Uganda und Tansania. In den folgenden Jahrzehnten werden jedoch nur vereinzelte Infektionen aus Afrika und Südasien bekannt. (Symbolfoto) © dpa | Leonardo Munoz
2007: Im Pazifik-Raum häufen sich Infektionen. Seit 2013 gibt es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weitere Fälle in Afrika und Amerika.
2007: Im Pazifik-Raum häufen sich Infektionen. Seit 2013 gibt es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weitere Fälle in Afrika und Amerika. © dpa | Sebastiao Moreira
29. April 2015: Forscher einer Universität in Salvador stellen das Virus erstmals in Brasilien fest.
29. April 2015: Forscher einer Universität in Salvador stellen das Virus erstmals in Brasilien fest. © dpa | Georg Ismar
Oktober 2015: Eine Häufung von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen geht nach Ansicht von Fachleuten auf das Virus zurück. Die Regierung führt eine systematische Erfassung der Mikrozephalie-Fälle ein.
Oktober 2015: Eine Häufung von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen geht nach Ansicht von Fachleuten auf das Virus zurück. Die Regierung führt eine systematische Erfassung der Mikrozephalie-Fälle ein. © REUTERS | JORGE CABRERA
Dezember 2015: Nach Angaben der brasilianischen Regierung, hier die Präsidentin Dilma Rousseff, sind die Verdachtsfälle im Land sprunghaft angestiegen.
Dezember 2015: Nach Angaben der brasilianischen Regierung, hier die Präsidentin Dilma Rousseff, sind die Verdachtsfälle im Land sprunghaft angestiegen. © REUTERS | ADRIANO MACHADO
Januar 2016: Behörden in Jamaika und Kolumbien empfehlen, geplante Schwangerschaften aufzuschieben. In Deutschland gibt es mehrere Fälle von Infektionen bei zurückkehrenden Reisenden. Es wird bekannt, dass Zika auch bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen werden kann.
Januar 2016: Behörden in Jamaika und Kolumbien empfehlen, geplante Schwangerschaften aufzuschieben. In Deutschland gibt es mehrere Fälle von Infektionen bei zurückkehrenden Reisenden. Es wird bekannt, dass Zika auch bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen werden kann. © REUTERS | JORGE CABRERA
Februar 2016: Die Weltgesundheitsorganisation erklärt den globalen Gesundheitsnotstand. Es gebe eine starke räumliche und zeitliche Verbindung zwischen Zika und dem Auftreten von Schädelfehlbildungen. Brasiliens Regierung schickt 220.000 Soldaten in den Zika-Kampf, um die Zahl der Moskitos, die das Virus übertragen, einzudämmen.
Februar 2016: Die Weltgesundheitsorganisation erklärt den globalen Gesundheitsnotstand. Es gebe eine starke räumliche und zeitliche Verbindung zwischen Zika und dem Auftreten von Schädelfehlbildungen. Brasiliens Regierung schickt 220.000 Soldaten in den Zika-Kampf, um die Zahl der Moskitos, die das Virus übertragen, einzudämmen. © REUTERS | ALVIN BAEZ
April 2016: Die US-Gesundheitsbehörde CDC verkündet, dass auf Basis diverser Studien der Zusammenhang zwischen Zika und möglichen Schädelfehlbildungen bewiesen sei. In Brasilien liegt die Zahl der bestätigten Fälle bereits bei über 1100.
April 2016: Die US-Gesundheitsbehörde CDC verkündet, dass auf Basis diverser Studien der Zusammenhang zwischen Zika und möglichen Schädelfehlbildungen bewiesen sei. In Brasilien liegt die Zahl der bestätigten Fälle bereits bei über 1100. © dpa | Antonio Lacerda
August 2016: Das Virus breitet sich weiter aus. Erstmals konnte Singapur jetzt Ansteckungen innerhalb des Stadtstaats nachweisen. Schwangere sollten nun auch keine Reisen mehr nach Singapur unternehmen.
August 2016: Das Virus breitet sich weiter aus. Erstmals konnte Singapur jetzt Ansteckungen innerhalb des Stadtstaats nachweisen. Schwangere sollten nun auch keine Reisen mehr nach Singapur unternehmen. © dpa | Fazry Ismail
Erst kürzlich hatten auch die USA Zika-Ansteckungen direkt in Teilen Floridas nachgewiesen. In den Vereinigten Staaten sollen künftig vorsichtshalber landesweit alle Blutspenden auf den Erreger getestet werden, um eine weitere Ausbreitung zu bremsen.
Erst kürzlich hatten auch die USA Zika-Ansteckungen direkt in Teilen Floridas nachgewiesen. In den Vereinigten Staaten sollen künftig vorsichtshalber landesweit alle Blutspenden auf den Erreger getestet werden, um eine weitere Ausbreitung zu bremsen. © dpa | Cristobal Herrera
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