Offenbach. Die Kälte kommt in diesem Jahr früher als zu den traditionellen „Eisheiligen“. Alte Bauernregeln sind noch heute oftmals Gold wert.

Es gibt Bauernregeln, die ihre Gültigkeit nicht verloren haben. Vor allem Hobbygärtnern können sie Hinweise zur Pflege ihrer Pflanzen liefern. Dazu gehören die Bauernregeln zu den Eisheiligen, deren Namenstage Mitte Mai im Kalender stehen: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sofie bilden vom 11. bis 15. Mai die Reihenfolge – wenn auch mit regionalen Unterschieden.

In Norddeutschland gelten laut dem Deutschen Wetterdienst Mamertus, Pankratius und Servatius (11. bis 13. Mai) als Eisheilige. Im Süden und Südosten werde – neben Pankratius und Servatius – auch Bonifatius (14. Mai) und die „kalte Sofia“ (15. Mai) dazu gezählt.

Doch was konkret bedeuten diese Tage? Ein Überblick:

Was besagen die Bauernregeln zu den Eisheiligen?

Eines der Sprichwörter lautet: „Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz“. Und in Süddeutschland heißt es gereimt: „Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die Kalte Sophie“ – wobei „Bazi“ in Süddeutschland als Wort für einen durchtriebenen Burschen verstanden wird.

Was lässt sich daraus ablesen?

Bauernregeln geben Erfahrungswissen aus vielen Jahrhunderten weiter und zeigen meteorologische Wahrscheinlichkeiten an. Regelmäßigkeiten wurden als Sprichwörter für nachfolgende Generationen festgehalten und weitergegeben.

Die zu den Eisheiligen spielen auf die Fröste an, die bis Mitte Mai in Deutschland vorkommen können. Für empfindliche Pflanzen können sie verheerende Folgen haben: Sie erfrieren.

Sind diese Regeln noch aktuell?

Solange Spätfröste in Deutschland drohen, sollten Hobbygärtner Verpackungsmaterial bereithalten.
Solange Spätfröste in Deutschland drohen, sollten Hobbygärtner Verpackungsmaterial bereithalten. © dpa-tmn | Karl-Josef Hildenbrand

Ja und nein. Die Reime und Regeln waren früher Hilfen, an denen sich Landwirte grob orientieren konnten. Heute gibt es wissenschaftlich ausgeklügelte Wettervorhersagen, auf die sich Gartenbesitzer besser verlassen können. Außerdem macht der Klimawandel so manche alte Regel inzwischen ungenau: Die Witterungsverhältnisse und ihre Regelmäßigkeiten haben sich im Verlauf des 20. und 21. Jahrhunderts verschoben. Bei 25 Grad und mehr mutierten die Eisheiligen sogar zu „Schweißheiligen“.

So beginnt die Vegetationsperiode der Pflanzen heute bis zu drei Wochen früher, erklärt die Bayerische Gartenakademie. Und laut Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes liegt vor allem in Süddeutschland das Risiko von Kaltlufteinbrüchen Mitte Mai heute bei deutlich unter 50 Prozent.

Bauernregeln schaden nicht

Aber zugleich lässt sich auch sagen: Ein paar Bauernregeln zu kennen und zu beherzigen, schadet nicht. So hilft es sicher, grobe Zeiträume, in denen sich die Witterung häufig stark verändert wie Anfang bis Mitte Mai, zu verinnerlichen und die Gartengestaltung erst anschließend zu planen.

Denn erst danach beginnt die Hauptpflanzperiode. Wagt man sich mit empfindlichem Grün zu früh hinaus ins Freie, kann es erfrieren – gerade dann, wenn man nicht den täglichen Wetterbericht im Blick haben will und kann.

Wie reagiert der Hobbygärtner nach den Eisheiligen?

Nun geht die Pflanzsaison so richtig los: Nach und nach dürfen die kleinen, auf der Fensterbank vorgezogenen Gemüse- und Blühpflanzen ins Beet und in den Balkonkasten. Alle gekauften, nicht winterharten Kräuter sowie Dahlienknollen und viele weitere Blühpflanzen können nun ebenfalls ausgepflanzt werden. Und die Kübelpflanzen kommen aus dem Winterlager ins Freie.

Schnee und Kälte in Deutschland

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    Wie sieht es dieses Jahr aus?

    Tatsächlich müssen sich Erdbeerbauern und Hobbygärtner mit empfindlichen Pflanzen in den kommenden Tagen vorsehen: Noch bis Donnerstag ist mit kalten Nächten und Bodenfrost zu rechnen. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montag berichtete, können die Tiefstwerte örtlich bei minus drei Grad liegen. Frostempfindliche Pflanzen sollten daher nach Möglichkeit geschützt werden.

    Auch tagsüber bleibt es vor allem am Dienstag mit Höchstwerten zwischen neun und 14 Grad eher frisch. Im Westen und Südwesten kann es hingegen in sonnigen Gebieten bis zu 16 Grad warm werden. Die kalte Luft, die das Tief „Xander“ nach einem ohnehin kühlen Maibeginn mit sich bringt, trifft damit schon vor den traditionellen „Eisheiligen“ ein.

    Dienstag markiert das Ende der Kälteperiode

    Nach dem kühlen Dienstag ist den Erwartungen der Meteorologen zufolge allerdings das Ende der Kälteperiode erreicht. Von der Wochenmitte an sollen die Temperaturen wieder allmählich ansteigen.

    Im Norden und Osten bleibt es wohl noch bis Donnerstag trüb und regnerisch, ehe sich die Sonne auch dort wieder ausbreiten kann. Die Nächte können auch im Süden noch kühl bleiben – von Donnerstag an jedoch ohne Frostgefahr, hieß es. Lediglich im äußersten Nordosten Deutschlands könne es noch vereinzelt zu Bodenfrösten kommen. (dpa)