Berlin. Sie gelten als niedliche Glücksbringer: Marienkäfer. Doch es tobt ein harter Verdrängungskampf. Eine erste Art ist schwer angeschlagen.

Der heimische Zweipunkt-Marienkäfer wird immer seltener. „Bei unseren Erhebungen finden wir nur noch wenige Einzelexemplare“, sagt Werner Schulze, Vorsitzender des Bundesfachausschusses Entomologie beim Naturschutzbund Deutschland (NABU). Bis in die Siebzigerjahre war er eine der häufigsten Marienkäferarten in Deutschland.

Der starke Rückgang verweist auf einen harten Verdrängungskampf, der sich im Mikrokosmos der kleinen Krabbler vollzieht. Laut einer Studie der Universität Gießen sind Parasiten für das Verschwinden verantwortlich. Sie werden vom eingewanderten Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis) übertragen.

Asiatischer Marienkäfer in den Achtzigern eingewandert

Er wurde in den Achtzigerjahren zur Schädlingsbekämpfung nach Europa gebracht und hat sich seither rasant vermehrt. „Der Asiatische Marienkäfer ist weiter auf dem Vormarsch“, sagt Andreas Vilcinskas von der Universität Gießen.

Warum ausgerechnet der Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata) so stark unter dem asiatischen Einwanderer leidet, war den Forschern lange ein Rätsel. Zwar ist der Asiatische Marienkäfer größer und vermehrt sich schneller, doch diesen Vorteil hat er auch gegenüber anderen Arten. Mittlerweile weiß man: Für das große Sterben sind Parasiten verantwortlich, die der Asiate mitgebracht hat.

Sein Appetit wird dem Zweipunkt zum Verhängnis

Andreas Vilcinskas und sein Team fanden heraus, dass schon seine Larven stark infiziert sind. Der asiatische Käfer verfügt über einen natürlichen Schutzstoff gegen diese Parasiten – ein Schutz, der dem heimischen Zweipunkt-Marienkäfer fehlt.

Das große Krabbeln: Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) und Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata).
Das große Krabbeln: Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) und Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata). © dpa | Lajos Nagy

Zum großen Verhängnis wird dem Zweipunkt-Krabbler letztlich sein kannibalischer Appetit: Wenn er die Larven seines asiatischen Artverwandten frisst, infiziert er sich und stirbt. Verstärkt wird das Problem dadurch, dass diese gefährlichen Leckerbissen in immer größerer Zahl vorhanden sind.

Denn im Gegensatz zu den heimischen Arten legt der Asiatische Marienkäfer nicht nur einmal im Jahr Eier, aus denen die Larven schlüpfen. „Er produziert mehr als eine Generation pro Jahr und hat deutlich mehr Nachkommen pro Saison“, erklärt Sandra Krengel vom Julius-Kühn Institut (JKI) in Kleinmachnow.

Trauriges Schicksal scheint besiegelt

Die Zeichen stehen also alles andere als gut für den heimischen Käfer mit den zwei markanten Punkten. Wenn er keine Abwehr gegen die todbringenden Parasiten entwickeln kann, dürfte er aus Deutschland bald verschwunden sein. Wissenschaftlern und Naturschützern bleibt nur, das traurige Schicksal zu beobachten.

Werner Schulze vom NABU stellt ernüchtert fest: „Den Zweipunkt hat es wirklich hart getroffen. Derzeit sieht es nicht danach aus, dass sich sein Bestand erholt.“ Weniger schädlich sind die Parasiten für den heimischen Siebenpunkt-Marienkäfer. Sein Bestand hat sich nach Erkenntnissen des NABU erholt. (dpa)