Berlin. Im Netz kursierte ein Bild von Angela Merkel, deren Haar angeblich von Saudi-Medien verpixelt wurde. Das Fake-Foto ging weltweit viral.

  • In den sozialen Medien kursierte ein Bild von Angela Merkel, die bei ihrem Besuch in Saudi-Arabien ein Kopftuch aus Pixeln trug
  • Eine Nutzerin behauptete, saudische Medien hätten Merkel Haupt zensiert
  • Das Bild war ein Witz, doch Politiker und Magazine nahmen es ernst – mit weltweiten Folgen

Nein, sie musste kein Kopftuch tragen. Und nein, sie wurde auch nicht im saudischen Fernsehen zensiert. Doch das Foto von Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Saudi-Arabien-Besuch mit einem „Pixel-Kopftuch“ um ihr Haupt ließ User sozialer Medien anderes vermuten.

Ursprünglich wurde das Foto von der arabisch-sprachigen Seite „Khase News“ auf Facebook gepostet. Es war eine Satire von „Khase News“: Die saudi-arabischen Medien hatten mitbekommen, wie groß die Diskussion in Deutschland darüber war, ob Merkel bei ihrem Staatsbesuch Kopftuch tragen muss oder nicht. Das Bild wurde sogar als Scherz markiert, um Missverständnissen vorzubeugen: „Just vor fun“ (deutsch: nur zum Spaß), schrieb „Khase News“ unter das Bild, auf dem die Haare der Kanzlerin verpixelt sind. Denn in dem islamisch geprägten Land müssen Frauen in der Öffentlichkeit Kopftuch tragen.

Satirisches Foto von Angela Merkel geht viral

Ohne diesen Hinweis verleitete der Post jedoch Nutzer dazu, einen Skandal zu wittern. Das bearbeitete Bild – Merkel, scheinbar Kopftuch tragend, ohne Satire-Warnung – wurde auf den Webseiten Imgur und 4chan verbreitet. Dann lud die syrische Nutzerin Sarah Abdallah das Foto auf Twitter erneut hoch.

Sie sparte den scherzhaften Kommentar aus, versah das Fake-Foto mit ernsten Worten: „Kein Witz: Das neue Mitglied der UN-Menschenrechtskommission zensiert das Haar der deutschen Kanzlerin im saudischen Fernsehen.“ Abdallahs Post verbreitete sich viral auf Twitter. Auch in anderen sozialen Medien erregte die Falschmeldung großes Aufsehen.

Ehemalige Bundestagsabgeordnete postet das Bild

Auf Facebook wurde es vor allem von Anhängern der rechten Szene weiter verbreitet, oft mit Hasskommentaren versehen. Unter anderem sei von Nutzern vorgeschlagen worden, Saudi-Arabien zu bombardieren, wie das Online-Portal „Bento“ berichtete. Auch die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün nahm das Bild ernst, postete es auf ihrer Facebook-Seite.

Dafür erntete sie spöttische Kommentare. Ein User schrieb ihr: „Ich halte das deshalb für Fake News, weil ich schon in saudischen Flugzeugen gepixelte Filme gesehen habe. Um die Haare ging es dabei nie.“ Doch das Fake-Foto machte weiter die Runde. Sogar das Meinungsmagazin „The European“ verbreitete die Meldung, dass Merkels Kopf in saudischen Medien verpixelt worden sei – wenn auch mit einem Verweis rechts unten auf der Seite: „Echtheit wird derzeit geprüft“.

Medien enttarnen Pixel-Bild von Merkel als Fake

Das englische Online-Portal „Buzzfeed“ enttarnte das Bild schließlich als Fake. Tags darauf meldete auch die Tagesschau, dass der Pixel-Schleier nicht echt sei – und berichtete, dass russische Webseiten es dennoch mit der Überschrift „Zensur im saudischen Fernsehen“ verbreiten würden.

Schließlich reagierte Sarah Abdullah, deren Tweet so hohe Wellen geschlagen hatte. Sie berichtigte ihre Behauptung über die Zensur von Merkels Haar im saudischen Fernsehen: „Dieses Bild wurde als Fälschung enttarnt. Aber die Scheinheiligkeit der Wahl von Saudi-Arabien in die UN-Menschenrechtskommission war kein Fake!“

Merkel in saudischen Medien tatsächlich unzensiert

Abdallah soll „Bento“ zufolge eine politische Aktivistin sein, die im Syrienkrieg Propaganda für das Assad-Regime und das verbündete Russland macht. So habe sie schon früher erfolgreich Falschmeldungen im Netz verbreitet.

Als Antwort auf Abdallahs Bekenntnis zur Falschmeldung teilten Twitter-User Aufnahmen von Merkel, die tatsächlich im saudischen Fernsehen liefen. Dort ist sie ohne „Pixel-Kopftuch“ zu sehen.