London. Vor zehn Jahren verschwand die dreijährige Maddie in einer Ferienanlage. Ihre Mutter ist davon überzeugt, dass ihr Kind noch lebt.

„Es gibt immer noch Hoffnung“, sagt Kate McCann, „dass wir Madeleine finden können.“ Die Mutter will nicht aufgeben. In einem Interview mit der BBC unterstreicht Kate McCann, dass sie an der Suche nach Maddie festhalten wird – „was immer es braucht, solange es nötig ist“. Am Mittwoch vor zehn Jahren passierte die persönliche Tragödie der britischen Familie, die zum weltweit bekanntesten Vermisstenfall wurde.

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Am Abend des 3. Mai 2007, zwischen 20.30 und 22 Uhr verschwindet die damals dreijährige Maddie McCann aus dem Appartement 5A der Ferienanlage „Ocean Club“ im portugiesischen Praia da Luz. Ihre Eltern Kate und Gerry McCann waren mit Freunden zu einer nahe gelegenen Tapas-Bar zum Essen gegangen. Man hatte auf einen Babysitter-Service verzichtet und sah selber in regelmäßigen Abständen nach den Kindern. Um kurz nach zehn Uhr schlägt die Mutter Alarm: Maddie ist nicht in ihrem Bett.

Beispiellose Medienpräsenz

Was folgt, ist eine der größten Suchaktionen nach einer vermissten Person, die es jemals gab. Das Foto von der Kleinen mit den Kulleraugen und dem charakteristischen dunklen Streifen auf ihrer rechten Iris geht um die Welt. Die Eltern lassen nichts unversucht, um die Öffentlichkeit in die Suche einzubinden. Der Fall bekommt eine beispiellose Medienpräsenz. Die portugiesische Polizei erhält Tausende von Hinweisen. Mal will man Maddie in Marokko gesichtet haben, mal soll sie sich noch in Portugal aufhalten. Doch die Ermittlungen führen zu nichts. 15 Monate nach dem Verschwinden stellt die portugiesische Polizei die Fahndung ein.

Maddie in Portugal kurz vor ihrem Verschwinden.
Maddie in Portugal kurz vor ihrem Verschwinden. © dpa | epa efe Real Madrid Tv / Ho

Kate und Gerry McCann wollen nicht aufgeben, obwohl sie mittlerweile selbst in den Medien angefeindet werden. Besonders die britische Zeitung „Daily Express“ hatte Spekulationen um Spekulationen in die Welt gesetzt: dass die Eltern Madeleine mit Beruhigungsmitteln ruhigstellen wollten, um ungestört zu Abend essen zu können. Dass sie die Mittel überdosiert hätten und den Unfall nachher durch eine beispiellose Medienkampagne zu vertuschen versuchten. Und am schlimmsten muss die Eltern wohl die Schlagzeile getroffen haben: „Maddie wurde von den McCanns aus Geldnöten ‚verkauft‘“.

600 Verdächtige überprüft

Für keine dieser Thesen gab es auch nur den Hauch eines Beweises. Nachdem die McCanns klagten, machte das Boulevardblatt einen Rückzieher und zahlte eine Entschädigung von 550.000 Pfund. Für das Geld engagierte das Paar Privatdetektive, die die Suche weiterbetrieben. 2011 schaltete sich Scotland Yard ein, nachdem der Vater in einem Brief an Premierminister David Cameron darum bat, die polizeilichen Ermittlungen wieder aufzunehmen. Mehr als 40.000 Dokumente wurden ausgewertet, über 600 Verdächtige überprüft und die verschiedensten Szenarien erwogen: War es ein Unfall? Eine Entführung? Ein schiefgegangener Einbruch? Steckt womöglich ein Pädophilenring dahinter?

Bis heute dauern die Ermittlungen an, obwohl nur mehr vier statt der ursprünglich 30 Beamten daran arbeiten. Aber man habe, sagte Chefermittler Mark Rowley, „eine kleine Zahl von verbleibenden kritischen Ermittlungssträngen, von denen wir denken, dass sie wichtig sind“. Bis zum Herbst wird das Ermittlungsteam noch finanziert, danach muss man weitersehen.

Mutter kauft Geschenke

Das Apartmenthotel in Luz bei Lagos (Portugal), aus dem Madeleine McCann am 3. Mai 2007 verschwand.
Das Apartmenthotel in Luz bei Lagos (Portugal), aus dem Madeleine McCann am 3. Mai 2007 verschwand. © dpa | Emilio Rappold

Für die McCanns war es ein Segen, dass sich Scotland Yard eingeschaltet hatte. „Das hat großen Druck von uns genommen“, sagte Gerry McCann, „niemand sonst hatte etwas proaktiv getan, um Madeleine zu finden.“ Die britische Polizei habe, pflichtete ihm seine Frau bei, „so viele Informationen durchsiebt, dass wir jetzt statt Hunderten nur einige wenige Untersuchungsstränge haben.“

Die Mutter, die jetzt wieder als Ärztin arbeitet, ist felsenfest davon überzeugt, dass Maddie noch lebt. Zu ihrem Geburtstag kauft sie ihr Geschenke. „Ich muss natürlich überlegen, in welchem Alter sie ist und welches Geschenk angemessen ist, wenn wir sie finden“, sagt sie. „Ich könnte das nicht unterlassen. Sie ist immer noch unsere Tochter, sie wird immer unsere Tochter bleiben.“